Wo stehen Banking as a Service und Embedded Finance heute in der Schweiz? Wo liegen die Hürden, wer ist am Ball und wer wird bald einsteigen?
Die erste Studie in der Schweiz zu Banking as a Service (BaaS) und Embedded Finance kommt von Dr. Manuel Thomet und Prof. Dr. Bernhard Koye. Eine umfassende Studie, die in einigen Wochen belastbare Fakten und Erkenntnisse zur Entwicklung, zu aktiven Teilnehmern und zu heute noch brachliegenden Potenzialen liefern wird.
Erste Resultate lassen interessante Bewegungen erkennen. Diese Einsichten haben die beiden Studienautoren im April im Rahmen eines Fokusgruppen-Events in Zürich präsentiert. Zu den rund dreissig geladenen Gästen gehörten BaaS-Anbieter, Enabler, Embedder und involvierte Kreise. Durchwegs Pionierinnen und Pioniere aus Banken, FinTechs und Technologie-Unternehmen, die bereits aktive Anwendungen in der Schweiz im Markt oder Projekte in Planung haben.
Erfahrungsaustausch auf Praxis-Level war deshalb Programm, weil sämtliche Gäste auf die eine oder andere Weise mit BaaS verbunden oder in Embedded-Finance-Projekte involviert sind. In drei Fokusgruppen wurden engagierte Diskussionen geführt. Zugespitzt dann auch in der von Ruedi Maeder moderierten Arena – um Studienresultate zu reflektieren und den Stand der Dinge in der Schweiz auszuleuchten.
Wird Banking bei den Banken gebraucht – oder ganz anderswo?
Die von Bill Gates 1994 platzierte Bemerkung kennen alle: «Banking is necessary, banks are not». Keynote Speaker Christoffer Malmer, Head SEB Embedded, zugeschaltet aus Schweden, hat Gates Statement nach 30 Jahren aufgefrischt. Er hat Banken wieder mit ins Boot geholt, wenn auch nicht exklusiv, und er hat eine neue Note in die Überlegung gebracht:
Bring Banking to where it's needed
Damit bringt Malmer in der kürzest möglichen Form auf den Punkt, wozu BaaS gut ist und was Embedded Finance bewirken kann.
Eine weitere Keynote kam aus Singapur. Kelvin Tan, CEO Audax, hat sein Referat unter ein prägnates und pointiert gehisstes Segel gestellt:
Befor you can do AI, you first need I – and what better was, than through a BaaS Business Model
Was hat Teilnehmerinnen und Teilnehmer überrascht?
Erste präsentierte Studienergebnisse haben, je nach persönlichem Umfeld und Wahrnehmung, zu teilweise gegensätzlichen Überraschungsmomenten geführt. Dass zum Beispiel Banken noch zu sehr in der Komfortzone operieren und sich hinter Legacy-Hürden verstecken würden, ist durch die überraschende Einsicht relativiert worden, dass klassische Banken und Neo-Banken nahezu auf gleichem Niveau unterwegs wären.
In diesem Zusammenhang war sehr oft von "Mindset" die Rede. Ein Set, das auf verschiedenen hierarchischen Ebenen mit Frischzellen getunt werden sollte, um überholte Denkmuster aufzubrechen. Als notwendige Voraussetzung, um das Potenzial neuer Geschäftsmodelle erkennen und neue Entwicklungen mitgestalten zu können.
Embedded-Finance-Projekte sind anspruchsvoll und fordern die Beteiligten auf allen Seiten. Sämtliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich denn auch in einem Mindset-Aspekt einig, den Adriano Lucatelli von Descartes Finance auf den Punkt gebracht hat:
Für die erfolgreiche Umsetzung von Embedded Finance Use Cases braucht es ein echtes partnerschaftliches Mindset und Vorgehen
Reality Checks
Erste Studienresultate sowie auch präsentierte Use Cases aus der Praxis sind von den verschiedenen Fokusgruppen durchleuchtet und mit den eigenen Erfahrungen abgeglichen worden. Bei den Use Cases standen unter anderem Herausforderungen, Lösungsansätze und ökonomische Relevanz im Vordergrund. Dabei ging es um Yuh mit der Integration der Säule 3a, die Plattform Yourasset sowie um die Projekte Zinsli und Urban Connect.
Erste Ergebnisse aus der Studie
Die Entwicklungen rund um Banking as a Service (BaaS) und Embedded Finance werden die Finanzindustrie prägen. Und damit auch die Geschäftsmodelle von Banken und die Verfügbarkeit von Finanzdienstleistungen verändern.
In den Fokusgruppen war sehr oft von Skalieren die Rede. Aus naheliegenden Gründen: Wer seine technologischen Schätze für sich behält, betreibt eine gute Lösung für ein einziges Haus. Das ist aus ökonomischer Sicht teuer und produziert keine Zusatzerträge. Wer seine Schätze teilt und anderen zur Verfügung stellt, operiert auf dem Pfad des Skalierens, verpflichtet laufend weitere Multiplikatoren und erschliesst neue Ertragsfelder.
Marc van Nuffel, Co-Gründer und CEO Zinsli, fasst diese Entwicklung mit folgendem Statement zusammen:
Die Customer Journeys werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren entlang der technologischen Möglichkeiten über Branchengrenzen radikal rekonfiguriert
Mit Genehmigung der Studienautoren bringen wir exklusiv erste Einsichten aus der Studie. Im Moment nur als Spitze des Eisbergs, die Erhebung ist in der Gesamtheit sehr breit und tief angelegt. Fürs Erste hier einige interessante Einblicke aus besagter Spitze.
Die Sicht der Enabler
Die Möglichmacher mit der richtigen Technologie zu den Themen Mindset und Kultur. Wo und bei wem Hindernisse zu überwinden sind und ob dieser Weg als Spaziergang oder als Hürdenlauf verstanden werden kann.
Die Sicht der Embedder
Wer Embedded-Finance-Lösungen in seine Kerndienstleistungen integriert. Wer es bisher nicht getan hat und was dabei heute noch im Wege steht.
Die Sicht der Banken
Wer gehört heute schon zu den BaaS-Anbietern? Wer wartet noch ab und warum? Und wer sich gegen Banking as a Service entschieden hat.
Béatrice Sidler, Leiterin Multikanal Management Zürcher Kantonalbank, hat eine pragmatische Vorstellung, wie Entscheidungswege geebnet werden können:
Den Buy-in des Top Managements für Banking as a Service erreicht man durch konkrete Embedded Finance Use Cases, welche Bottom-up ausgearbeitet und erfolgreich im Markt eingeführt werden
Interessant ist auch, aus welchen Gründen Banken sich entscheiden, BaaS anzubieten. Das Moment des Skalierens steht auch hier im Vordergrund, weil Embedder als Partner zu Multiplikatoren werden.
Die formulierten Vorteile aus Sicht der Banken hängen wiederum mit neuen Kundensegmenten, zusätzlichen Ertragsquellen und erweiterten Absatzmärkten zusammen.
Wie gesagt, nur die Spitze des Eisbergs einer sehr breit angelegten Studie mit spannenden und teilweise auch sehr überraschenden Ergebnissen.
Die Präsentation der Studie mit sämtlichen Resultaten planen die Studienautoren auf Ende des zweiten Quartals 2024, also in wenigen Wochen.
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