Crowdinvesting

Bekommen vier Startups über Crowdinvesting das gewünschte Kapital zusammen?

Symbolisches Bild mit Gesichtern der Community, die sich an Crowdinvesting-Kampagnen von Startups beteiligt
Bild: Getty Images | John Lund

In welche Umfang die Community in Startups investiert, zeigt sich erst am Schluss der Kampagnen – für heute: ein erster Trend nach drei Tagen.

Für Startups kann Crowdinvesting ein zusätzlicher Kanal sein, um frisches Kapitel zu beschaffen. Und auch, um Kundinnen und Kunden zu Aktionären zu machen und die Community eng ans Unternehmen zu binden. Ein Blick auf vier Crowdinvesting-Kampagnen, die aktuell im Markt laufen.

Die Chronik eines kalkulierten Erfolgs

Die Chronik ist noch nicht zu Ende geschrieben, aber das erste Kapitel steht. Die Ouvertüre fällt erfreulich aus, wenn auch nicht unbedingt überraschend.

Die Crowdinvesting-Plattform Oomnium, selbst ein Startup, hat ihren eigenen Markteintritt im Mai 2023 gleich mit mehreren konkreten Crowdinvesting-Kampagnen eröffnet, MoneyToday.ch hat berichtet. Das ist insofern clever, als Taten mehr zählen als nur Worte. Verlaufen die Kampagnen erfolgreich, spart das massiv Marketingkosten, weil der Beweis erbracht worden ist: es funktioniert.

Am 9. Mai um 7:00 Uhr sind die Crowdinvesting-Kampagnen von vier Startups gleichzeitig lanciert worden und bereits wenige Stunden später gaben die Macherinnen und Macher von Oomnium das Folgende zu Protokoll:

"Seit heute Morgen sind die Crowdinvesting-Kampagnen von ElleXX, Nanimale, Parkn’Sleep und Yamo auf Oomnium online und das Resultat hat alle Erwartungen übertroffen. Aktien im Wert von über CHF 1 Million gingen in den ersten Stunden an 900 Menschen, die künftig Miteigentümerinnen und Miteigentümer ihrer Lieblingsunternehmen werden."

Diese Entwicklung ist weder Zufall noch Fügung, mehr ein kalkulierter Erfolg als Ergebnis von Know-how, Erfahrung und Professionalität. Die Gründer von Oomnium sind dieselben, die bereits 2012 mit Wemakeit gestartet sind und innerhalb von zehn Jahren zur viergrössten Crowdfunding-Plattform in Europa gemacht haben. 

Mit anderen Worten: Die Macherinnen und Macher wissen sehr genau, was sie tun, nach welchen Regeln Crowdinvesting-Kampagnen bespielt werden müssen, welche Startups sich dafür eignen, wie ein Pitch daherkommen muss, wie Communities motiviert werden können und sie würden sich hüten, ihr eigenes Debüt mit einem Flop zu garnieren. Deshalb kein Flop, die Kampagnen funktionieren.

In welchem Umfang macht die Crowd mit?

Bei Redaktionsschluss waren die vier Crowdinvesting-Kampagnen seit knapp drei Tagen online. Drei der vier Startups haben die definierten Mindestsummen nahezu erreicht oder bereits übertroffen und sind in den verbleibenden Tagen (je nach Kampagne 15 bis 28 Tage) auf dem Weg zur angestrebten Maximalsumme. 

Die maximale Kapitalerhöhung variiert, je nach Startup, und liegt zwischen 350'000 und 3 Millionen Franken. Die Anfangseuphorie generiert in kurzer Zeit eher viele Investorinen und Aktionäre, knackt die Mindestsummen-Hürden, die noch immer langen Restlaufzeiten der Kampagnen rücken jedoch auch die aufgerufenen Maximalsummen in Reichweite.

Was bedeutet das für andere Startups?

Je nachdem, wie ein Startup sich finanzieren kann und will, öffnet Crowdinvesting eine interessante Alternative zur Unternehmens-Finanzierung und Kapitalerhöhung. 

Bereits vor einigen Monaten haben andere FinTechs und Neo-Banken gezeigt, was machbar ist und dass frisches Kapital in beträchtlicher Höhe generiert werden kann. Das auf Impact Investing ausgerichtete FinTech Inyova hat letztes Jahr über Crowdinvesting 2'979 Investorinnen und Investoren an Bord geholt, die sich mit über 7 Millionen Franken am Unternehmen beteiligt haben.

Die Neo-Bank Neon hat letzten Herbst weitere 8.6 Millionen Franken eingesammelt, nachdem bereits die erste Crowdinvesting-Kampagne Mitte 2021 den Betrag von 5 Millionen Franken eingespielt hatte.

Es geht bei professionell aufgesetzten und durchgezogenen Kampagnen also nicht um Peanuts, es geht um Summen in beachtlicher Höhe. Viele Kleinaktionäre statt eine Handvoll Grossinvestoren im Boot zu haben, kann ein Startup oder ein KMU freier und unabhängiger machen. Die Macherinnen und Macher von Oomnium bezeichnen diesen Unterschied und damit die Alternative zu Venture Capital als Venture Crowd Capital.