Die Zukunft der Startup-Investitionen gehört der Crowd, sagen die Gründer von Arcton, und bereiten das Terrain für Startup-IPOs vor.
Bekannterrmassen stehen VC-Unternehmen und professionelle Investoren seit der Zinswende tendenziell auf der Bremse und bleiben zurückhaltend mit frischem Kapital. Investitionen in Fin- und andere Techs erreichen aktuell nicht annähernd die euphorischen Höhen und fantasiegetriebenen Spitzenwerte der früheren Jahre.
Merens Derungs und Francesco Biviano, die Gründer des FinTechs Arcton, machen aus der Not eine Tugend und geben zu Protokoll: «Startup-Investitionen waren historisch gesehen nur den reichsten drei Prozent der Bevölkerung zugänglich. Es ist an der Zeit, diese Anlageklasse zu demokratisieren. Die Zukunft der Startup-Investitionen gehört der Crowd.»
Ganz neu ist die Idee nicht, Crowdinvesting ist erfunden und die Zahl der Plattformen, die auch Kleininvestoren den Zugang zu Startups bieten, ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Dieser Meinung sind offenbar auch die Macher bei Arcton, deshalb haben sie kürzlich die erste Startup-Investoren-Map publiziert.
Startup-Investoren-Map
Die Investoren-Map ist eine visuelle Darstellung von 116 Organisationen, die für Investoren auf unterschiedliche Weise den Zugang zu Startups öffnen. Warum diese Map?
Auffallend ist laut Arcton das starke Wachstum des Crowdinvesting, bei dem Privatpersonen bereits mit kleinen Beträgen in Startups investieren können. Trotz dieser dynamischen Entwicklung bleibt die Anzahl der Schweizer Plattformen überschaubar, finden die Gründer. Deshalb wurden auch führende internationale Plattformen in der Karte berücksichtigt.
Dennoch fokussiert Arcton auf Schweizer Investoren und Schweizer Startups – mit der Überlegung, dass die Schweiz äusserst erfolgreiche Startups hervorbringt, Schweizer Investorinnen und Investoren jedoch nach wie vor mit dem Grossteil ihrer Engagements auf ausländische Startups setzen, sehr zum Leidwesen der lokalen Startup-Szenen.
Mit der "Swiss Startup Investor Map" möchte Arcton Investoren knapp und prägnant aufzeigen, wie sie in hiesige Startups investieren können. Ob die Map dazu wirkungsvolle Anreize schaffen kann, bleibt dahingestellt – immerhin vermittelt die Karte einen Überblick, wer im Bereich von Startup-Kapital mit im Spiel und mit Startups verbunden ist. Die Map in hoher Auflösung kann bei Arcton kostenlos runtergeladen werden.
Konkreter wird's mit einem öffentlichen Marktplatz für Startup-Investitionen
Nach eigenen Aussagen baut das Zürcher FinTech den ersten öffentlichen Marktplatz für Startup-Investitionen auf. Die von Arcton entwickelte Plattform schafft die Umgebung, um bereits mit kleinen Beträgen in Startups zu investieren. Bis dahin ist das vergleichbar mit den Services bestehender Crowdinvesting-Plattformen.
Einen wesentlichen Unterschied nimmt Arcton jedoch für sich in Anspruch: Neu ist, sagen die Gründer, dass Anlegerinnen und Anleger ihre Anteile nach Abschluss der Kampagne rund um die Uhr handeln können, ähnlich wie börsenkotierte Aktien. Dieser Ansatz soll sich grundlegend von der existierenden Startup-Finanzierung unterscheiden, bei der Investoren oft bis zu zehn Jahre an ihre Aktien gebunden sind. Zudem, so die Arcton-Gründer, wären Sekundärmärkte bei anderen Crowdinvestings schlicht nicht vorhanden.
Damit Anteile jederzeit gehandelt werden können, setzt Arcton auf eine Partnerschaft mit der dezentralisierten Börse Camelot.
In die nächste Runde mit Startup-IPOs
Das FinTech grenzt sich auch in der Beschreibung der angebotenen Services ab. Es nennt sich nicht Crowdinvesting-Plattform, sondern Marktplatz für Startup-Investitionen mit Startup-IPOs.
Das erste Startup-IPO (Initial Public Offering) mit tokenisierten Anteilen soll noch im Oktober lanciert werden. IPO-Kandidat zur Premiere ist Money Masters aus Genf, ein Unternehmen, das Finanzwissen demokratisieren will. Unmittelbar nach dem IPO können Investoren ihre Money Masters-Aktien in Echtzeit über Camelot handeln. Im Hinblick auf das Startup-IPO, Details dazu hier, veranstaltet Arcton eine IPO-Roadshow quer durch die Schweiz, mit dem Finale in Zürich.
Frisches Kapital für das FinTech
Um die bervorstehenden Herausforderungen finanziell stemmen zu können, hat Arcton im September in einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde 350'000 Franken eingesammelt. Mit dem frischen Kapital will das FinTech den Weg bereiten für "eine neue Art von Startup-Investitionen: Startup-IPOs".
Wer jetzt die Trennlinie zwischen Crowdinvesting und Startup-IPOs nicht allzu scharf ziehen will, kann sich vom ersten bevorstehenden Startup-IPO überraschen lassen. Oder, die Betrachtung unserer Redaktion: auf welchen Namen die verschiedenen Finanzierungs-Vehikel hören, ist nicht wirklich wesentlich. Wichtig ist, dass es sie gibt, um Investoren und Anlegerinnen für vielversprechende Startups zu interessieren.
Die Wirtschaft braucht neue Ideen und Impulse. Und die Impulsgeber, erfolgshungrige Startups, brauchen Kapital und damit erreichbare und begehbare Finanzierungswege, damit ihre Ideen sich zu starken Geschäftsmodellen entwickeln können. Jede zusätzliche Plattform, die Startups und Investoren zusammenbringt, ist ein Gewinn für die Wirtschaft und für die Startups-Szene. Und, wenn's gut läuft, auch für Anlegerinnen und Anleger.