Dein persönliches Fazit zum Blockchain-Jahr 2018?
Es war ein turbulentes, aber auch spannendes Jahr. Turbulent wegen dem rasanten Abstieg des Bitcoin-Preises und dem Kollaps des ICO-Marktes, spannend wegen dem Markteintritt von mehr und mehr etablierten Finanzinstituten und der weiteren Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen, auch in der Schweiz.
Durch den Crypto Winter wurden zudem viele Stimmen laut, die am Nutzen der Blockchain zweifeln. Der derzeitige Stand bei vielen Anwendungen erinnert tatsächlich mehr an das Internet von 1993 als an dasjenige von 1999 – für den Kapitalmarkt hat der ICO-Boom jedoch bereits eindrücklich bewiesen, dass die Blockchain für die Unternehmensfinanzierung und den Handel von Vermögenswerten ein enormes Potenzial hat.
Zwar läutete 2018 das Ende des Utility Token als Instrument zur Unternehmensfinanzierung ein, dafür sind fortschrittlichere Lösungen wie etwa die Verknüpfung von Aktien mit Token entwickelt worden: Ende 2018 wurden in der Schweiz erstmals Aktien-Token und tokenisierte Anleihensobligationen an Investoren übertragen. Zudem scheint es inzwischen in Juristen-Kreisen akzeptiert zu sein, dass die Verknüpfung von Aktien mit Token rechtlich möglich ist. Für die Handelbarkeit dieser Aktien-Token und anderen Security Tokens fehlt es in der Schweiz jedoch nach wie vor an einer regulierten Handelsplattform.
Ferner trat die neue Datenschutzgrundverordnung in der EU in Kraft und statuierte unter anderem ein "Recht auf Vergessenwerden" und ein "Recht auf Berichtigung". Es ist bisher fraglich, inwiefern diese datenschutzrechtlichen Grundsätze mit der Unveränderbarkeit von Daten auf der Blockchain kompatibel sind. Die ersten Signale der EU-Datenschutzbehörden deuten indes darauf hin, dass es sich um ein lösbares Problem handelt.
Schwerpunkte bei Blockchain und Crypto – deine Erwartungen für 2019?
Tokenisierte Aktien werden nicht nur bei Blockchain- und Tech-Startups als interessante Finanzierungsmöglichkeit genutzt, sondern auch traditionellere KMU entdecken die diversen Vorteile dieser "digitalen Aktien" für sich. Gerade KMU sind am Schweizer Aktienmarkt kaum vertreten und müssen bisher entweder privat oder durch Banken finanziert werden. Zudem eröffnen sich für Retail-Investoren Chancen für den Zugang zu Investitionsmöglichkeiten in Startups und KMU.
Ferner ist die Entwicklung von Handelsplätzen für Security Tokens im Gange. Im Ausland sind einige Handelsplätze bereits live oder kurz davor (nicht nur in "Offshore-Jurisdiktionen", sondern auch in den USA). Ich bin optimistisch, dass die Schweiz im 2019 auch eine erste Handelsplattform für Security Tokens erhält. Hier liegt der Ball indes beim Schweizer Regulator. Es besteht Hoffnung, dass die Schweiz dies nach der verpassten Chance bei den klassischen Kryptowährungsbörsen richtig macht.
Wo steht der Bitcoin-Kurs am 31. Dezember 2019?
Als Value Investor habe ich gelernt, dass man das eigene Unwissen nicht unterschätzen darf. Der Bitcoin-Kurs gehört für mich zur Kategorie "Complete Unknown". Entsprechend rechne ich mit einem Kurs zwischen CHF 0.– und 20'000'000.– (beide Schätzungen habe ich bereits von "Experten" gehört).