Der Branchenverband Swiss FinTech Innovations hat zusammen mit dem Link Institut eine Studie durchgeführt, um der Befindlichkeit der Schweizer Bevölkerung gegenüber der digitalen Identität auf den Grund zu gehen.
Interessant an der Anlage: Quantifizierbare Resultate sind durch eine quantitative Studie mit 631 Interviews gewonnen worden. Zusätzliche Tiefe kommt durch eine qualitative Studie dazu – Erkenntnisse aus 18 Einzelinterviews von 45 Minuten Dauer mit Digital Natives und Digital Immigrants.
Das Onlineverhalten
96 Prozent der Befragten nutzen mindestens ein Mal im Monat ein Login fürs Online Banking, 55 Prozent sind in Social Networks unterwegs und die Hälfte der Befragten nutzt Online Shops, jeweils neben Portalen von anderen Dienstleistern.
62 Prozent der Nutzer verwenden dazu 1 bis 10 unterschiedliche Logins, immerhin noch 16 Prozent verwalten mehr als 20 Logins.
Mehr als die Hälfte der Befragten kennt ihre Logins auswendig. Andere arbeiten mit notierten Logindaten, mit Passwortprogrammen oder verwenden ein und dasselbe Login mehrfach.
Assoziationen zum Login
Das Stichwort "mega mühsam" fällt öfters. Schon im Zusammenhang mit dem Generieren der Passworte, vor allem jedoch mit der Verwaltung der Logins – User verlieren die Übersicht.
Bekanntheit der E-ID
31 Prozent der Befragten haben schon einmal von der E-ID gehört. Männer doppelt so häufig wie Frauen. Die 50- bis 59-Jährigen sind mit 42 Prozent besser informiert sowie auch Gruppen mit höheren Einkommen. An der Spitze der gut Informierten: Nutzer mit 16 oder mehr Logins kennen die E-ID bereits zu 46 Prozent. Bei dieser Gruppe dürfte der erhöhte Leidensdruck durch den Verwaltungsaufwand von zahlreichen Logins zum Wissen und zur Hoffnung auf Besserung beitragen.
Einsicht und Ansicht aus der qualitativen Befragung
«Ich habe da eine Idee, wie das [mit den vielen Logins] gelöst werden könnte: Dass jede Person für alle[s], egal ob es [ein] Online-Einkauf ist oder Facebook, dass jede Person eine Identifikationsnummer für alles hat, weltweit. So könnte ich mir das vorstellen, dass so etwas mal kommt.»
Interesse an der E-ID
Rund die Hälfte der Personen ist an der E-ID grundsätzlich interessiert (sehr bis eher interessiert). Mit 57 Prozent würden die Befragten an Wahlen und Abstimmungen mit der E-ID teilnehmen. Jeweils rund die Hälfte ist darin interessiert, sich generell zu identifizieren und würde sich auch im E-Banking einloggen, um Zahlungen auszuführen. 46 Prozent sehen den Nutzen darin, in Onlineshops zu bezahlen.
Einsichten und Ansichten aus der qualitativen Befragung
«Klingt einfach. Einfach ist gut.»
«Man muss sich überall registrieren, der ganze Passwortstress fällt weg.»
«Sie sollen [mit der E-ID] einmal vorwärts machen.»
«Ich weiss einfach nicht, ob das wirklich dann sicher ist.»
«Da wird dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet.»
Erst-Registrierung und Sicherheit
Das Interesse an der E-ID ist da, jedoch spielen auch Sicherheitsbedenken mit. Das spiegelt sich auch im Wunsch, die Erstregistrierung für die E-ID mit einer persönlichen Vorsprache beim E-ID-Anbieter zu verbinden. Abgesehen von Social Networks und Medien werden für alle anderen Bereiche jeweils eine persönliche Registrierung präferiert. Insbesondere für Banken, Gesundheitsbereich, Behörden und Versicherungen.
Einsichten und Ansichten aus der qualitativen Befragung
«Das gibt einem auch eine gewisse Sicherheit, weil man kann nicht irgendein Papier oder ein Foto schicken, sondern man ist persönlich identifiziert worden. Also ich finde das ist wichtig.»
«Es ist einfach nochmals eine Stufe sicherer, ... das [persönliche Registrierung] würde ich eigentlich bevorzugen.»
«Es muss etwas sein, wo ein Netz ist, wie eine Bank oder Post oder SBB oder ein Kreisbüro. … Es muss einfach eine Vertrauensperson machen.»
Die Frage der E-ID-Anbieter
Die öffentliche Hand wird als E-ID-Anbieter mit 74 Prozent der Nennungen präferiert. 60 Prozent können sich auch eine Bank als E-ID-Anbieter vorstellen, 58 Prozent ein spezielles Gemeinschaftsunternehmen und 51 Prozent ein staatsnahes Unternehmen. Weitere Nennungen entfallen auf Versicherung/Krankenkasse, Telekomunternehmen, E-Commerce-Unternehmen und Soziale Medien.
Auch wenn die öffentliche Hand präferiert wird: Grundsätzlich kommen für die grosse Mehrheit (87 Prozent) auch private Unternehmen als E-ID-Anbieter infrage.
Ebenfalls im Zentrum
Die Befragten präferieren klar einen einzigen E-ID-Anbieter. Zudem legen sie Wert auf Gewaltentrennung, das heisst: die Herausgabe der E-ID und die alltägliche Prüfung der ID sollten besser durch getrennte Unternehmen durchgeführt werden.
Wie soll das Login funktionieren?
Ein Passwort erachtet jeweils eine Mehrheit der Befragten als genügend bei Medien, Social Networks oder auch bei Online-Einkäufen. Andere Ansprüche bestehen bei sensiblen Bereichen wie zum Beispiel bei Ärzten, Spitälern, Behörden und auch bei Banken. Dort wünschen sich hohe Anteile der Befragten jeweils einen biometrischen Zugangscode.
Einsichten und Ansichten aus der qualitativen Befragung
Zitat aus der Studie: Während der Skeptiker auf biometrische Login-Verfahren verzichtet, weil er sich ausmalt, wie die eigenen Daten missbraucht werden könnten, zweifelt der Insider aufgrund seines Hintergrundwissens eher an der Sicherheit seines Profils. – Der Pragmatiker hingegen schätzt die Einfachheit biometrischer Zugangsmöglichkeiten und hat in der Regel weniger Bedenken als Insider und Skeptiker.
Die Wichtigkeit unterschiedlicher Aspekte
Auch bei der Nennung wichtiger Anforderungen an eine E-ID spielen Sicherheitsaspekte eine zentrale Rolle, die Sicherheit steht ganz vorne:
- Sicher: 83 Prozent
- Geschützte Privatsphäre: 77 Prozent
Erst danach folgen Aspekte wie "kostenlos" mit 59 Prozent, "an vielen Orten einsetzbar" mit 58 Prozent oder "benutzerfreundlich" mit 58 Prozent.
Die Freiwilligkeit der Nutzung ist mit 48 Prozent rund der Hälfte der Befragten wichtig, man möchte nicht zur E-ID zwangsverpflichtet werden.
Fazit
Die E-ID hat sicher Potenzial und wird teilweise erwartet oder zumindest akzeptiert. Allerdings stehen Sicherheit und Datenschutz im absoluten Vordergrund. Die öffentliche Hand wird als Ausgabestelle präferiert, dennoch kommen private Unternehmen für eine grosse Mehrheit ebenfalls infrage.
Die Befragung zeigt, dass der Boden vorhanden ist, jedoch noch intensiv beackert werden muss. In dem Sinne, als umfassende Information und Begleitung der Schweizer Bevölkerung mit zu den zentralen Erfolgsfaktoren gehören, damit die E-ID für die Schweiz gut aufgenommen und breit genutzt wird.
Eine Zusammenfassung der Umfrageergebnisse kann kostenlos bei Swiss FinTech Innovations runtergeladen werden:
Wer ist Swiss FinTech Innovations?
Der Verband, hinter dem vor allem Schweizer Banken und Versicherer stehen, ist im April 2016 gegründet worden – mit dem Ziel, die Schweiz zu einem international führenden Zentrum für Digitalisierung und Innovation in der Finanzbranche zu machen.
Download: Zentrale Ergebnisse der Studie
Swiss FinTech Innovations: Details zum Verband