Eine aktuelle Studie des Management- und Technologieberatungs-Unternehmens Bearing Point zeigt die Einstellung und das Verhalten gegenüber Kryptowährungen von Konsumentinnen und Konsumenten in vier Ländern. Im Juni 2022 sind 4'169 Personen in der Schweiz, in Deutschland, Österreich und in Frankreich befragt worden. Die Studienergebnisse sind repräsentativ für die jeweilige Länder-Bevölkerung ab 18 Jahren.
Überraschende Einsichten
Interessant ist, dass viele Schweizerinnen und Schweizer nicht wissen, wie sie in Kryptowährungen investieren sollen und dabei auf ihre Hausbank warten. Dort würden sie am liebsten mit Kryptos handeln.
Ebenfalls bemerkenswert: zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer halten eine digitale Zentralbankwährung für eine gute Idee – und mehr als die Hälfte der Befragten würde den digitalen Franken im Alltag auch nutzen. Damit steht die Schweiz im Ländervergleich an der Spitze.
Die Details und die zentralen Ergebnisse der Studie im Folgenden in einer Zusammenfassung.
Kryptogeld kennen fast alle
In der Schweiz und in Österreich ist der Anteil derjenigen, denen Kryptowährungen unbekannt sind, am geringsten (jeweils 7 Prozent). In Deutschland hat nur jeder Zehnte noch nie von Kryptowährungen gehört, in Frankreich sind es 14 Prozent. Gleichzeitig liegt die Zahl der Personen, die sich mit Kryptogeld gut auskennen und es nutzen, weiterhin auf einem eher tiefen Niveau.
Mehrheit glaubt nicht an Ablösung staatlicher Währungen durch Kryptowährungen
Dass Kryptogeld in Zukunft die staatlichen Währungen ablöst, halten 72 Prozent der Schweizer für wenig wahrscheinlich. Damit ist die Skepsis hierzulande am kleinsten. In Deutschland (81 Prozent), Österreich (78 Prozent) und in Frankreich (73 Prozent) fallen die Ergebnisse etwas höher aus. Im Länderdurchschnitt ist das Vertrauen in Kryptowährungen hinsichtlich der Preisstabilität aber gering (22 Prozent). Den Franken beziehungsweise den Euro hält man für preisstabiler (68 Prozent). Am stärksten vertrauen die Menschen dem Gold und dem Goldpreis (87 Prozent).
Marco Kundert, Partner bei Bearing Point, führt aus: «Im Vergleich mit den Nachbarländern sind wir Schweizerinnen und Schweizer den Kryptowährungen gegenüber am aufgeschlossensten. Trotzdem ist der Anteil der Nutzer noch sehr überschaubar. Gründe dafür sind die hohe Volatilität, fehlende Sicherheit bei der Verwahrung und Ungewissheit zukünftiger Regulierung. Gleichzeitig gibt die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung an, einen digitalen Franken zukünftig für Zahlungen einsetzen zu wollen. Die Akteuere des Schweizer Finanzplatzes sollten daher gemeinsam die Inovation weiter vorantrieben und die Aufgeschlossenheit der Schweizerinnen und Schweizer nutzen.»
Jede(r) Fünfte hält die Digitalisierung des Franken für eine gute Idee
Die Schaffung einer digitalen Zentralbankwährung, also des digitalen Frankens beziehungsweise Euros, hält im Schnitt jede(r) fünfte Befragte für sinnvoll. Am stärksten haben hier die Befragten in der Schweiz und Österreich zugestimmt (jeweils 22 Prozent), etwas geringer in Deutschland (19 Prozent) und Frankreich (18 Prozent).
Nur in der Schweiz würde mit 56 Prozent die Mehrheit eine digitale Zentralbankwährung im Alltag nutzen. Die Deutschen würden den digitalen Euro im Alltag am allerwenigsten nutzen, wenn es ihn gäbe: nur 36 Prozent der Deutschen halten das für wahrscheinlich, in Österreich und Frankreich jeweils 43 Prozent.
Privat hält man sich bei der Investition in Kryptowährungen zurück
Insgesamt sind die Menschen noch sehr zögerlich bei Investitionen in Kryptogeld. Die überwiegende Mehrheit der Befragten in der Schweiz – 79 Prozent – hat noch nie ihr Geld in Kryptowährungen angelegt. In Deutschland haben 81 Prozent noch nicht in Kryptowährungen investiert, in Österreich 80 Prozent. Frankreich bildet mit 86 Prozent das Schlusslicht.
Wer es schon getan hat, ging dabei in allen Ländern den unmittelbaren Weg: 7 Prozent aller Befragten handeln direkt an der Krypto-Börse. Nur 3 Prozent gehen dafür über das Depot der eigenen Hausbank, jeweils 5 Prozent über das Depot bei einem Online-Broker oder bei einem spezialisierten Krypto-Broker.
«Es lässt sich beobachten, dass die jüngere Generation in der Schweiz die Kryptowährungen in vielen Dimensionen deutlich positiver bewerten als ältere Bevölkerungsgruppen. Insbesondere würden sie eher in Kryptowährungen investieren und schätzen sie als preisstabiler ein. Für Banken und Online-Broker ist die Ergänzung des Produktportfolios um Kryptoassets eine Chance, diese Zielgruppe auch zukünftig vollumfänglich bedienen zu können», meint Stéphane Bellac, Partner bei Bearing Point.
Anlageform Gold weiterhin Spitzenreiter
Gold ist für über 80 Prozent der Befragten in allen Ländern weiterhin die geeignetste Anlageform, gefolgt von Aktien (inklusive Fonds) und staatlichen Währungen wie Bargeld, Anleihen, Tagesgeldern oder Geldmarktfonds.
In der Schweiz halten 87 Prozent der Bevölkerung Gold für eine grundsätzlich geeignete Anlageform. In Österreich stimmen mit 91 Prozent sogar noch mehr Menschen zu, wenn es darum geht, mit Gold das eigene Vermögen zu erhalten. Aber auch in Deutschland (83 Prozent) und in Frankreich (80 Prozent) hält man das Edelmetall für eine gute Geldanlage.
Kryptogeld steht hinter Gold, Aktien und staatlichen Währungen an letzter Stelle. Immerhin vertrauen ihm aber im Länderdurchschnitt noch 25 Prozent der Menschen. Die Schweiz führt mit 28 Prozent, wenn es um die Eignung von Kryptowährungen als Anlageform geht. Deutschland bildet mit 22 Prozent die Nachhut, Österreich (24 Prozent) und Frankreich (25 Prozent) stehen im Mittelfeld.
Attraktivität von Kryptogeld liesse sich durch Zugang per Hausbank erhöhen
Wie in Kryptowährungen anlegen? Jede(r) zehnte Befragte hält die Investition aus dem Depot bei der eigenen Hausbank für die attraktivste Wahl. Das ist von allen Investitionsmöglichkeiten die am stärksten begehrte und liegt vor der Direktinvestition bei einer Kryptobörse, dem Online-Broker oder dem spezialisierten Krypto-Broker.
Hier unterscheiden sich die Erfahrenen in Sachen Kryptogeld von den Unerfahrenen. So sind nur 3 Prozent der Schweizer, die schon in Kryptowährungen angelegt haben, den Weg über die Hausbank gegangen. Wer noch nicht investiert hat, würde das zuallererst bei der Hausbank tun. Hier ist der Wert mit 13 Prozent im Vergleich zu denen, die schon investiert haben mehr als viermal so hoch.
Auch in Österreich, Frankreich und Deutschland sind die Zahlen ähnlich: Die Hausbank ist für die Anlage-Interessierten attraktiv. Zusätzlich wissen 12 Prozent der Schweizer nicht, wie sie in Kryptowährungen investieren können.