Das US-amerikanische Unternehmen Daon ist spezialisiert auf biometrische Software, sichere Authentifizierung und digitale Identitätssicherung. Daon arbeitet weltweit für Regierungen, Banken und Kreditkartenorganisationen.
Nach einem aktuellen Bericht von CNET ist Daon bereit, Finanzinstituten die Möglichkeit von P2P-Zahlungen über Alexa anzubieten. Als Basis für Skills, welche Banken ihren Kunden zur Verfügung stellen. Sichere P2P-Zahlungen für Bankkunden sollen damit möglich werden, vorausgesetzt, der Partner nutzt ebenfalls Alexa. Dann soll der sprachgesteuerte Geldtransfer an Freunde, Vermieter oder andere Gruppen Tatsache werden. Nach Aussagen des Unternehmens sollen Banken die neue Technologie bereits 2018 einsetzen können.
Daon-CEO Tom Grissen in einem Interview:
Unsere Bank- und Finanzkunden möchten dies für ihre Kunden bereitstellen
Sollten diese Transfers sicher und reibungslos funktionieren, wird die Anwendung nicht ausschliesslich dem privaten Bereich vorbehalten bleiben, zumal Amazon selbst Anlauf holt, um Alexa attraktiv und fit für den Business-Bereich zu machen.
Daon mochte konkret noch keine Banken nennen, Gespräche mit mehreren "grossen Finanzinstituten" sollen jedoch laufen, welche sich für den neuen Service interessieren. Nach Aussagen von CNET wollte Amazon diese Geschichte nicht kommentieren.
E-Banking mit Sprachbefehlen über Alexa?
Soweit ist es noch nicht, die Entwicklung läuft jedoch klar in diese Richtung. Weil es für Konsumenten viel einfacher ist, ihre Zahlungen mit Alexa zu besprechen und auch gleich zu delegieren. Dieser Service wird nicht auf Alexa von Amazon beschränkt bleiben, andere Tech-Giganten bringen Ihre Sprachassistenten ebenfalls in Stellung.
Die Zahl der Skills, welche Alexa (auch) zum Finanzassistenten machen, wächst in den USA laufend. Abfragen von Kontostand, Kreditkarten sperren, Börsenkurse abfragen, Versicherungsvergleiche und andere Services beherrscht Alexa durch Skills, welche von Banken und Versicherern zur Verfügung gestellt werden.
In Europa herrscht mit Skills, welche Alexa schlauer und vielseitiger machen, nicht gerade Flaute, aber es besteht noch eine deutliche höhere Zurückhaltung. Die kommt nicht primär von Banken, die würden, wenn sie könnten, weil sie die gewaltigen Möglichkeiten erkennen und sehr gerne, vertreten von Alexa, direkt im Wohnzimmer oder im Büro ihrer Kunden sitzen möchten.
Amazon setzt in Europa (noch) Grenzen
Die Grenzen werden im Moment noch durch Amazon selbst gesetzt. Innnerhalb der EU verbietet Amazon aktuell (explizit kommuniziert seit Februar 2018) Skills und Anwendungen, welche die Abfrage von Kontostand oder das Auslösen von Zahlungen ermöglichen. Das dürfte direkt oder indirekt mit der PSD2 zusammenhängen, die Zahlungsdiensterichtlinie und der Umgang mit Kundendaten ist möglicherweise noch mit einigen Fragezeichen verbunden.
Einige Branchenexperten sehen die Hürden jedoch nicht nur in der PSD2, sie vermuten, dass Amazon offenes Terrain selbst besetzen und nicht mit anderen teilen möchte. Dieselben Experten sehen ihre Vermutung bestärkt durch die Tatsache, dass Amazon aktuell die Möglichkeiten eines "hybriden Bankkontos" prüfen lässt.
Diese Meinung teilen wir nicht, aus zwei Gründen: Banken in den USA nutzen bereits heute deutlich grössere Spielräume und stellen ihren Kunden Finanz-Skills für Alexa zur Verfügung, welche Amazon nicht zu stören scheinen. Zum anderen dürfte das Unternehmen sehr viel stärker profitieren, wenn Amazon Echo auch in Europa zur ständigen Mitbewohnerin und Partnerin in immer mehr Wohn- und Büroräumen wird. Das lässt sich forcieren und beschleunigen durch einen grossen Umfang an Services und Komfort, auch und gerade im Management der persönlichen Finanzen. Schwer vorstellbar, dass Amazon hier mauert, um den Raum für eigene Finanzdienstleistungen freizuhalten.