Wie nutzen Pensionskassen die Anlageklasse Hypotheken und welchen Einfluss übt eine solche Investition auf die Risikostruktur und die Rendite aus? Diese Fragen versucht Moneypark in einer aktuellen Studie zu klären. Allem voran, die Autoren wundern sich:
Pensionskassen beklagen sich über das Negativzinsumfeld und die konservativen Anlage-Bestimmungen, ohne dabei die vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Wie die Studie von Moneypark zeigt, nehmen die wenigsten Pensionskassen Umschichtungen von erstklassigen Schweizer Obligationen in Schweizer Eigenheim-Hypotheken vor. Und dies, obwohl Hypotheken bei gleichbleibend tiefem Risiko eine Mehrrendite von jährlich gut einem Prozent erzielen.
Ungenutztes Renditepotenzial führt zu tieferen Renten
Die Autoren fassen wesentliche Einsichten ihrer Studie zusammen: Schweizer Pensionskassen investieren aktuell nur rund 1.3 Prozent ihres Vermögens in die Anlageklasse Hypotheken, obwohl reglementarisch eine Quote von bis zu 50 Prozent erlaubt wäre. Das Rating und somit die Qualität von Hypotheken bezeichnet Moneypark als vergleichbar mit Schweizer Staatsanleihen. Mit Hypotheken kann allerdings eine um gut ein Prozent höhere Nettorendite generiert werden – nicht nur im aktuellen Tiefzinsumfeld, sondern auch bei wesentlich höherem Zinsniveau. Und noch dazu unabhängig von der Entwicklung der Finanzmärkte.
Die Studienautoren erachten einen moderaten Ausbau der Anlageklasse Hypotheken von heute 1.3 Prozent auf 7 Prozent Portfolioanteil als Ersatz für auslaufende erstklassige Schweizer Obligationen als durchaus möglich – unter Berücksichtigung der zeitlich realistischen Umschichtungsmöglichkeiten. Damit könnten, rechnet Moneypark vor, Pensionskassen einen Mehrertrag von rund 630 Millionen Franken jährlich generieren, ohne das Risiko ihrer Portfolios zu erhöhen.
Stefan Heitmann, CEO und Gründer von Moneypark, bringt diese Unlust zum Umschichten in eine direkte Verbindung zu den Renten der Versicherten:
Unsere Berechnung von zwei verschiedenen Einkommensprofilen zeigt, dass ein durchschnittlicher Schweizer Versicherter bis zu 1'350 Franken Renteneinbusse pro Jahr hinnehmen muss, wenn seine Pensionskasse die Investitionsquote in Hypotheken nicht auf beispielsweise sieben Prozent des Portfolios erhöht
Heitmann findet das umso unverständlicher, als die BVG-Reglemente eigentlich eine signifikant höhere Hypothekarquote erlauben würden.
Warum hält sich die Liebe zu Hypotheken in Grenzen?
Auch darauf glauben die Studienautoren eine Antwort gefunden zu haben: Die Verantwortlichen der Pensionskassen hätten die Vorzüge von Schweizer Eigenheim-Hypotheken wohl erkannt, sie würden sich jedoch noch vor dem prozessualen Aufwand scheuen. Ein Argument, dass Stefan Meyner, Senior Projektmanager Research bei Moneypark, nicht gelten lassen will:
Mittlerweile gibt es Anbieter auf dem Markt, welche die benötigten Vertriebs- und Abwicklungskompetenzen anbieten und damit auch die Risikokontrolle übernehmen
Das entsprechende Fachwissen und die aufwändige, technische Plattform würden deshalb für eine Investition in Hypotheken nicht mehr vorausgesetzt.
Dass Pensionskassen trotzdem nach wie vor mit rund 20 Prozent des verwalteten Vermögens in Schweizer Obligationen investiert sind, ist Moneypark aus naheliegenden Gründen ein Dorn im Auge. Die Autoren empfehlen den Pensionskassen, ihre Asset-Allokation zu überdenken und eine grössere Investition in Schweizer Eigenheim-Hypotheken prüfen.
Folgen Pensionskassen dieser Empfehlung, wären wiederum andere Parteien nicht sehr erbaut. Allen voran Banken, welche sich über jeden Marktteilnehmer freuen, der nicht zum direkten Konkurrenten im zunehmend hart umkämpften Hypo-Markt werden mag.
Die Studie steht als PDF zum Runterladen zur Verfügung, über den Link gleich unten.