Hypotheken

Hypotheken: 90 Prozent der Schweizer setzen auf eine Bank

Paar vor seinem ersten Eigenheim
Bild: Courtneyk | Getty Images

Komfortable Ausgangslage für Banken: nur gerade 10 Prozent schliessen ihre Hypothek nicht bei einer Bank ab.

Dass man bei langfristigen Hypotheken mit Vergleichsofferten massiv Geld sparen kann, ist eine Binsenwahrheit. Dennoch verzichtet rund ein Viertel der Hypotheken-Kunden in der Schweiz auf Zinsvergleiche. Zum einen, weil sie ohnehin bei ihrer Hausbank abschliessen möchten und zum anderen sind die meisten der Ansicht, dass Unterschiede und Sparpotenzial zu gering wären.

Der Vergleichsdienst Comparis hat im September 2018 unter 1'066 Hypothekar-Kunden (Privatpersonen) in allen Regionen der Schweiz eine repräsentative Befragung durchgeführt. Die Resultate im Überblick.

Wer schliesst seine Hypothek wo ab?

Die Hausbank darf sich freuen, 71 Prozent halten ihrer Bank auch bei der Finanzierung ihres Hauses die Treue. 19 Prozent geben einer anderen Bank das Ja-Wort. Nur gerade 10 Prozent orientieren sich ausserhalb von Banken, mit folgenden Anteilen:

  • 7 Prozent schliessen bei einer Versicherung ab
  • 2 Prozent bei einer Pensionskasse
  • 1 Prozent bei einem anderen Anbieter

Wie viel lässt sich sparen?

Generell werden Alternativen zur Bank erst zu einem kleinen Teil genutzt, obschon nach Comparis bei Versicherungen und Pensionskassen in vielen Fällen bessere Konditionen zu haben sind. Sparpotenziale, die bei den Befragten teilweise als zu gering eingeschätzt werden. Dominik Weber, Banken-Experte bei Comparis, widerspricht dieser Betrachtung:

Gerade bei hohen Hypothekarsummen und langen Laufzeiten lassen sich schnell mehrere tausend Franken sparen

Weber rechnet vor, dass ein Kunde bei einer zehnjährigen Festhypothek über 700'000 Franken volle 14'000 Franken spart, wenn er zu 1,4 statt zu 1,6 Prozent abschliessen kann.

Wer vergleicht Angebote und Zinsen?

Fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) hat vor Vertragsabschluss keine Vergleichsofferten eingeholt und Zinsen nicht verglichen. Bei Hausbank-Kunden liegt der Anteil mit 27 Prozent noch höher.

Interessant sind die Unterschiede nach Siedlungsart:

  • Stadt: 17 Prozent verzichten auf Anbieter- und Zinsvergleiche
  • Agglomeration: 24 Prozent holen keine Vergleichsofferten ein
  • Land: 30 Prozent ziehen keine Vergleiche

Mit zunehmender Distanz zur Stadt wächst die Bereitschaft, bei seiner Bank ohne jeden Zinsvergleich abzuschliessen.

Grosse Unterschiede auch bei den Altersgruppen
Vor allem die über 60-jährigen Hypothekarnehmer setzen sich nicht mit den Angeboten auf dem Markt auseinander. Fast jeder Dritte dieser Altersgruppe hat keinen Zinsvergleich durchgeführt. Bei der Gruppe der 40- bis 59-Jährigen ist es rund jeder Vierte, bei den unter 40-Jährigen nur noch knapp jeder Neunte.

Warum werden Angebote nicht verglichen?

Als wichtigsten Grund für einen Vergleichsverzicht nennen die Befragten ihre Bindung zur Hausbank:

Rund jeder zweite vergleichsfaule Hypothekarkunde war entschlossen, sowieso bei seiner Hausbank abzuschliessen. Für 27 Prozent war "die persönliche Beziehung zum Berater wichtiger, als möglichst tiefe Kosten". Gut jeder zehnte Hypothekarnehmer hat den Anbieter aufgrund einer Empfehlung von Familienmitgliedern oder Freunden gewählt. Knapp fünf Prozent nennen den zeitlichen Aufwand als Hürde für einen Zinsvergleich.

Und, besonders interessant: Knapp 4 Prozent wissen nicht, dass es Unterschiede bei den Zinsen der verschiedenen Anbieter gibt. Sie glauben, dass eine Hypothek überall denselben Preis hat.

Fazit

Banken, insbesondere die jeweilige Hausbank, profitieren sehr stark vom Vertrauensbonus, den sie bei ihren Kunden geniessen. Auch die persönliche Beziehung zum Kundenberaten kann offensichtlich eine grosse Rolle spielen.

Ist im Moment eine Bank oder die Hausbank zu 90 Prozent als Partner bei Hypotheken noch gesetzt, dürften Versicherungen und Pensionskassen im Laufe der Zeit aufholen. Hier könnten momentan auch Wissensdefizite noch eine Rolle spielen, nicht jeder weiss, dass auch Nicht-Banken Hypotheken anbieten.

Verstärkte Bewegung im Markt der Hypotheken ist dann zu erwarten, wenn die klassische Eigenheim-Finanzierung mit anderen und neuen Modellen erweitert wird. Diese Modelle können von Banken oder von FinTechs lanciert werden. In der Schweiz gibt's aktuell noch keine Alternativen, im Ausland sind erste Ansätze sichtbar. Wir werden in nächster Zeit über Alternativen zur klassischen Hypothek berichten.