Sanela Lüscher und Mike Lüscher strotzen vor Selbstvertrauen und Zuversicht – und sie fallen durch ambitionierte Prognosen auf. Die Gründer von Honesto glauben, dass ihr FinTech gegenüber den Grossen in der Branche mit klaren Vorteilen unterwegs ist – und deshalb einige dieser Grossen ausstechen wird. Oscar Neira staunt, begnügt sich jedoch nicht mit Staunen und fragt nach.
Gehen wir gleich ans Eingemachte. Als Startup muss man ja einen "Elevator Pitch" draufhaben, kurz und prägnant: Was ist Honesto?
Mike: Honesto ist ein FinTech mit Büros in Zürich und in Liechtenstein – wir lösen alle bestehenden Probleme im Kryptomarkt. Bei uns kann man nicht mehr gehackt werden, seine Schlüssel oder seine Assets verlieren, wie wenn zum Beispiel eine Kryptobörse pleitegeht. Wir etablieren den Schweizer Rechts-, Regulations- und Sicherheitsstandard in der Kryptowelt. Dadurch normalisieren wir den Markt vollständig.
Honesto offeriert immer den bestmöglichen Preis aus über 20 liquiden Märkten und die Kryptoassets werden von einer Schweizer Bank verwahrt. Wir sind die einzige Handelsplattform der Welt, wo der User nicht mit dem Risiko alleingelassen wird. Denn selbst wenn die Bank gehackt würde, greift eine Rückversicherung. Und sowieso – der Löwenanteil der Coins liegt in einem Bunker in den Schweizer Alpen, EMP- und Atombomben-geschützt, tief im Berg.
Wir sind die einzige Handelsplattform der Welt, wo der User nicht mit dem Risiko alleingelassen wird
Bleibst Du auf dem Gas, kommt noch mehr?
Mike: Ja, wir sind unendlich skalierbar, dürfen bald im Ausland werben und profitieren von den momentanen politischen, ökonomischen und monetären Rahmenbedingungen maximal. Ruedi Baer, Mitgründer von Mobilezone, sagte einmal: «Ihr seid ein apokalyptisches Hedging. Je schlimmer es wird, desto besser für Euch.» Wir brauchen die Krise nicht, um erfolgreich zu sein, aber wir sind bestens auf alles, was kommen könnte, vorbereitet.
In wenigen Minuten hat man bei uns ein Schweizer Wallet eröffnet, sprich ein Kryptokonto bei einer Schweizer Bank, und kann dann sofort anfangen über uns Kryptowährungen zum besten Preis zu handeln. Und das jetzt schon aus über 40 Ländern.
Wann ist Honesto gestartet und wie ist der Start gelungen?
Sanela: Wir sind im April 2019 gestartet und – um ehrlich zu sein – es war wild. Auf der Suche nach verlässlichen Partnern erlebten wir so einiges. Nicht alles, was glänzte, war auch Gold. Das Aussortieren von Optionen und Angeboten kostete uns viel Nerven, Zeit und Geld. Vieles wurde versprochen und fast nichts wurde eingehalten.
Als ich dann die Chance bekam, bei der Incore Bank unsere Vision zu präsentieren, traf ich dort auf ein echt innovatives Team. Unsere Idee kam so gut an, dass wir seither eine super Beziehung mit den Machern dort haben. Es war ein einmaliges Erlebnis, wie so etwas aus dem Nichts entstehen kann, wenn Menschen die gleiche Vision verfolgen. Techniker, Anwälte, Compliance und Management waren alle involviert und hoch motiviert.
Mike: Der Start war hart, denn wir brauchten von der ersten Sekunde an Geldgeber. Ohne Webseite, ohne Pitchdeck, ohne Businessplan oder Visitenkarten. Zum Glück hatte ich ein Netzwerk von Kontakten, die an unsere Idee und an die Fähigkeiten, diese umzusetzen, geglaubt haben. Zusammen haben wir den Weg gemeistert. Honesto, das Team und alle Teilhaber gehören mittlerweile zur Honesto-Family. Heute dürfen wir sagen, dass wir eine unglaubliche Einheit bilden. Wir sind ebenfalls sehr dankbar, dass wir uns Talente wie zum Beispiel Tobias Kress, einen CTO mit unglaublich viel Erfahrung und Wissen im Bankenbereich, im Kryptomarkt und auch der App-Entwicklung, sichern konnten. Kompetenzen, die wir inhouse aufgebaut haben, sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft.
Wie kommt man auf die Idee, eine internationale Bitcoin- und Krypto-Handelsplattform aus der Schweiz heraus zu gründen?
Sanela: Die Schweiz hat eine langjährige Tradition in Sachen Finanz- und Bankendienstleistungen. Wir stehen für Rechtssicherheit, Neutralität, Zuverlässigkeit und Stabilität. Etwas Besseres als die Swissness gibt es nicht in diesem Sektor. Und all das fehlte dem Kryptomarkt, der wie der wilde Westen war.
Etwas Besseres als die Swissness gibt es nicht in diesem Sektor
Mike: Ich habe es Anfang der 2000er-Jahre beim Bersten der Dotcom-Startps live miterlebt. Es waren nicht die Ersten, welche den Markt eroberten. Yahoo war vor Google und MySpace war vor Facebook, doch Google und Facebook haben beide “Firstmover” de facto irrelevant gemacht.
Fast alle der im Moment noch grossen Exchanges im Markt haben Probleme. Sammelklagen, Verfahren mit der CFTC, der BaFin, mit der SEC, sie haben schmutzige Gelder von früher rumliegen und haben sich nicht um die Geldwäschereigesetze oder die genügende Kundenidentifikation gekümmert. Ausserdem sind viele gierig geworden, haben ihre digitalen Assets belehnt und stecken jetzt bis zum Hals in Problemen.
Wir glauben, dass viele davon in zehn Jahren irrelevant sein werden und dass nur die Regulierten überleben werden. Deshalb erfüllen wir jetzt schon alles an Regulierung – auch international – was sich alle anderen in der nächsten Zeit noch werden antun müssen.
Wir sehen in der Schweiz und Liechtenstein die wohl beste Regulierung der Welt und deshalb einen grossen strategischen Vorteil. Ausserdem: wohin wollen die Menschen in den USA oder der EU flüchten, wenn die Inflation noch zunimmt und die Krise sich weiter verschärft? Bei uns kann jeder in fünf Minuten elektronisch in die Schweiz flüchten, Schweizer Franken und nicht inflationäre Kryptos kaufen.
Das Bedürfnis nach den Schweizer Attributen, wie Stabilität, Rechtssicherheit und Zuverlässigkeit wird meiner Meinung nach riesengross sein.
Die Schweiz ist ja kryptofreundlich, ich nehme an, deshalb war es sehr einfach, ein solches Startup aufzubauen…
Sanela: ...ja natürlich, genau…(lacht)...es war extrem schwierig, denn alles war so neu, dass vieles total unklar war. Es gab zum Beispiel keinen Rechtsrahmen für den Security Token, den wir erstellen wollten. Zwei Anwälte, drei Meinungen, jeder hat eine Ansicht, aber keiner hat eine Ahnung – doch alle stellten Rechnungen. Erst als ich dann verzweifelt bei Dr. Hans Kuhn aufgeschlagen bin, änderte sich alles und seither sind wir super von ihm beraten und juristisch navigiert worden. Wir brauchten dennoch ein ganzes Jahr, um herauszufinden, wie wir unsere Plattform auf das System der Incore Bank aufbauen dürfen, damit es regulatorisch korrekt ist. Ziemlich genau ein Jahr nach der Gründung kam dann endlich grünes Licht von der FINMA.
Stablecoins aber auch Krypto-Plattformen haben die letzten Monate gelitten. Man spricht ja aktuell von einem erneuten Krypto-Winter. Wie läuft es bei Euch?
Sanela: Wir haben das immer vorausgesagt. Der Wash-out ist super für uns und für den Markt. Wir nutzen die Zeit, um unsere Marke aufzubauen, um beim nächsten Hype mit vorne dabeiz sein. Von mir aus kann der Markt gerne noch zwei Jahre so weitermachen.
Welche Währungen bietet Ihr an und welche sind noch geplant?
Sanela: Bitcoin, Cardano, Chainlink, Ethereum, Litecoin, Polkadot, XRP, Solana, Stellar, Tezos und weitere kommen noch. Das Ziel ist es, ein ganzes Krypto-Universum zu haben. In Zukunft kann der User alles bei der Bank haben, über eine App alle Märkte bedienen, aber er verlässt das Bankenumfeld niemals mehr. Das ist ein Gamechanger, denn so wie Google einst Ordnung ins Internet brachte, etabliert Honesto Ordnung, Sicherheit und Transparenz im Krypto-Dschungel.
So wie Google einst Ordnung ins Internet brachte, so etabliert Honesto Ordnung, Sicherheit und Transparenz im Krypto-Dschungel
Euer wichtigster Partner ist ja die Incore Bank. Das heisst, ein Kunde eröffnet gleichzeitig bei Euch und bei der Incore-Bank ein Konto und überweist das Geld auf dieses Bankkonto. Ist es vorgesehen, dass Ihr auch mit anderen Banken zusammenarbeitet? Oder White Label-Angebote für andere Banken?
Sanela: Wir haben unser System auf die grösste Transaktionsbank in der Schweiz aufgesetzt, das ist die Incore Bank. Für uns der perfekte Partner, denn sie sind skalierbar in Sachen Transaktionen und führend im Bereich Cyber Security. Ausserdem haben sie keine Hypotheken oder Kredite ausgegeben, die sie in Zukunft belasten könnten.
Wir werden eine Desktop-Variante für Vermögensverwalter und Institutionelle herausbringen und es wird auch White Label Solutions geben.
Ihr habt dieses Jahr das Sponsoring der Online-Übertragung der Swiss Digital Finance-Konferenz der Hochschule Luzern übernommen – mit dem Ziel, internationales Publikum anzuziehen. Wollt Ihr ins Ausland expandieren?
Sanela: Wir haben das Unterstellungsverfahren, das Voraussetzung für den Erhalt einer Registrierung nach TVTG (Blockchain Act) ist, abgeschlossen. Die FMA ist unserer Rechtsanschauung gefolgt. Das Ziel ist eine Lizenz und Registrierung gemäss TVTG. Sobald diese Registrierung in Liechtenstein eingetragen ist, werden wir den Zugang zum EWR haben. Man kann jetzt schon unsere App überall, in über 40 Ländern, benutzen. Doch dann dürfen wir auch aktiv Werbung im Ausland dafür machen.
Wir glauben, das mit Abstand beste Angebot auf der ganzen Welt geschaffen zu haben
Das ist wichtig. Wir glauben, dass unsere USPs im Ausland erst so richtig zum Tragen kommen und dass viele, sowohl Kryptoleute wie Newbies, unser Angebot in die sichere Schweiz zu kommen, annehmen werden. Gerade jetzt in dieser Krise.
Mike: Nächstes Jahr möchten wir auch in den USA Fuss fassen. Unser Ziel ist es, in zehn Jahren zu den grössten Plattformen weltweit zu gehören. Denn wir glauben, das mit Abstand beste Angebot auf der ganzen Welt geschaffen zu haben.