SwissRe trennt sich von InsurTech iptiQ – und die Parallelen zur Baloise mit Friday

Gebäude der SwissRe mit einem Schild von IPTIQ davor, das InsurTech bleibt ausgeschlossen

Allianz Direct ist auf InsurTech-Einkaufstour – nach der Friday-Übernahme letzte Woche kauft der Direktversicherer nun iptiQ von der SwissRe.

Der Rückversicherer SwissRe beendet sein Engagement im Bereich der InsurTechs. Wie letzten Frühling bereits angetönt, hat sich SwissRe nun entschieden, ihre digitale Startup-Tochter iptiQ mit ihrem P&C-Geschäft zu verkaufen.

Versicherer trennen sich von ihren digitalen InsurTech-Töchtern

Der Handel erinnert stark an die Baloise, die ihrer InsurTech-Tochter Friday bereits letzte Woche den Stecker gezogen hat, wir haben berichtet, hier.

Der Rückzug der SwissRe erfolgt ebenfalls aus strategischen Gründen. Das Wording ist punktgenau dasselbe: Der Versicherer ist zum Schluss gekommen, dass SwissRe aus strategischer Sicht langfristig "nicht der beste Eigentümer für dieses Geschäft ist". Und: mit der Allianz Direct übernimmt derselbe Versicherer iptiQ, der sich auch schon das Vertrags-Portfolio von Friday einverleibt hat.

Im Gegensatz zur Friday-Übernahme wird iptiQ allerdings nicht aufgelöst, sondern darf als InsurTech weiterhin geschäften, einfach unter dem neuen Dach der Allianz Direct.

Die neue Besitzerin wird die etwas mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schweiz, in Deutschland, Spanien, den Niederlanden und Italien übernehmen, dasselbe gilt für sämtliche Vertriebsvereinbarungen und die 130'000 von von iptiQ betreuten Kunden .

Warum darf iptiQ im Gegensatz zu Friday weiter geschäften?

Die Baloise hat letzte Woche nur Kunden und Verträge an die Allianz Direct verkauft und dem InsurTech Friday selbst den Stecker gezogen. Anders bei iptiQ, Allianz Direct kauft von SwissRe mit dem InsurTech das Gesamtpaket. Wie kommt's? 

Die blosse Übernahme von Kunden und Verträgen funktioniert bei iptiQ nicht, das InsurTech der SwissRe hat ein anderes Geschäftsmodell als die InsurTech-Tochter Friday der Baloise. iptiQ ist ein digitales B2B2C-Versicherungsunternehmen mit eigener digitaler Plattform, das als Wihte-Label-Versicherungsanbieter funktioniert.

Das InsurTech platziert selbst keine eigenen Versicherungen, sondern bietet mit seinem B2B2C-Geschäftsmodell Unternehmen wie Ikea und anderen Know-how und Infrastruktur. Das heisst konkret: iptiQ bietet Dritten die Möglichkeit, für Endkunden neue Angebote und Services zu kreieren – in Form von massgeschneiderten Versicherungsprodukten, welche über die iptiQ-Plattform abgewickelt werden. 

Das können Haushalt-, Gebäude-, Sach-, Auto- oder Lebensversicherungen sein, das InsurTech bewirtschaftet die ganze Palette für seine Partner. Diese Partner mit Versicherungs-Ambitionen können Banken, Versicherer mit digitalen Produktwünschen, Vermittler oder ganz andere Unternehmen sein.

iptiQ ist selbst kein Direktversicherer, sondern der Technologie-Partner mit eigener Plattform für Kunden, die spezifische Versicherungen im Direktvertrieb anbieten möchten.

Auf diese Schiene will die neue Mutter Allianz setzen und ihre Präsenz im B2B2C-Segment weiter vorantreiben. Es gehört zu den erklärten Zielen der Allianz, ihren B2B2C-Arm weiter auszubauen. Das spezifische Geschäftsmodell und die Expertise von iptiQ in diesem Segment kommt den strategischen Zielen der Allianz entgeben. 

Die Übernahme soll im 2. oder 3. Quartal 2025 abgeschlossen sein, vorbehältlich der "üblichen Abschlussbedingungen" und der aufsichtsrechtlichen Genehmigungen.

Strategische Fokussierungs-Welle in Sicht?

Zwei InsurTech-Verkäufe machen noch keine Welle. Auf der anderen Seite sind zwei Transaktionen von Schweizer Versicherern innerhalb von wenigen Tagen – beide aus Gründen der strategischen Fokussierung –  immerhin bemerkenswert.

Zumal Fokussierungs-Tendenzen mit Ausverkauf der Zukäufe der letzten Jahre auch ausserhalb der FinTech- und InsurTech-Branche in diesen Tagen hüben und drüben zu beobachten sind. 

Um in der Finanz- und Versicherungsbranche zu bleiben: Baloise wie auch SwissRe haben ihre digitalen InsurTech-Töchter als Startups vor Jahren mit Überlegung und Zielen an Bord geholt und aufgebaut. Haben sich diese Digitalisierungsziele geändert? Oder sind die Mütter inzwischen selbst dermassen digital unterwegs, dass der Abschied von den Töchtern leicht fällt? Oder sind, zumindest im Fall der Baloise, Kannibalisierungs-Ängste durch den kostengünstigen Direktversicherer im eigenen Hause grösser als die Lust auf Transformation und Veränderung?

Antworten gibt's erst in Zukunft – durch ausbleibende und eben realisierte Verkäufe von FinTech- und InsurTech-Töchtern.