Kartenzahlungen

"Visa erfindet die Karte neu"...

Geldbörse mit zwei Visa Kreditkarten

...sagen die Verantwortlichen bei Visa selbstbewusst und zaubern am Payments Forum in San Francisco zahlreiche Neuerungen aus dem Hut.

Wie Menschen bezahlen und bezahlt werden, hat sich in den letzten fünf Jahren stärker verändert als in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Dazu beigetragen haben Zahlungstechnologieanbieter wie Visa und Mastercard. Aber auch Initiativen aus anderen Reihen, wie zum Beispiel Instant Payments. Der neue Standard wird Karten sehr direkt konkurrenzieren, sobald die schnellen Zahlungen von Konto zu Konto zum neuen Normal geworden sind. 

An ihrem jährlichen Payments Forum hat Visa diese Woche in San Francisco mehrere neue Funktionen vorgestellt, die das Einkaufen und Bezahlen individueller, bequemer und sicherer machen sollen. Mit dieser "nächsten Generation von wirklich digital-nativen Zahlungskarten" will Visa nach eigenen Aussagen Kartenzahlungen neu definieren.

«Die Branche befindet sich an einem entscheidenden Punkt», sagt Jack Forestell, Chief Product and Strategy Officer bei Visa, und ist überzeugt, «neue Technologien wie generative KI verändern rapide, wie wir einkaufen und unsere Finanzen verwalten». Damit hat Forestell sicher recht. Die Frage bleibt, welche Technologien und deren Nutzen die Konsumentinnen und Konsumenten überzeugen – und wer von der Anbieterseite diese Technologien am besten für breite Konsumentengruppen inszenieren und nutzbar machen wird.

Die neuen Produkte und Services von Visa

Eine Auswahl der neuen Services und Funktionen, mit denen Visa zu den von Forestell angeführten Veränderungen beitragen will:

Visa Flexible Credential
Die Ergebnisse einer Studie von Visa zeigen, dass sich mehr als die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer von Karten die Möglichkeit wünscht, über ein einziges Zahlungsmittel auf mehrere Konten zugreifen zu können. Mit Visa Flexible Credential können Konsumentinnen und Konsumenten mit einer Karte zwischen mehreren Zahlungsmethoden wechseln. Karteninhaberinnen und -inhaber wählen, ob sie mit Debit, Kredit, "Buy Now, Pay Later" oder Prämienpunkten bezahlen möchten. Visa Flexible Credential ist in Asien bereits verfügbar und wird diesen Sommer in Europa sowie mit Affirm in den USA starten.

Tap to Everything
Die sechs Milliarden Mobilgeräte auf der Welt sind vielseitig einsetzbare, NFC-fähige Geräte, die Konsumentinnen und Konsumenten mit einem einfachen "Tap" nutzen können. Ende 2023 waren 65 Prozent der Visa -Zahlungen weltweit kontaktlos. Damit hat sich der Anteil der kontaktlosen Zahlungen seit 2019 fast verdoppelt. Heute ist es eines der beliebtesten Bezahlverfahren im Handel.

In diesem Jahr sollen neue Arten des "Taps" zum wesentlichen Bestandteil des Bezahlens mit Visa werden:

  • Tap to Pay: Jedes Gerät kann jetzt ein POS-Gerät werden und Zahlungen akzeptieren.
  • Tap to Confirm: Ermöglicht eine einfache Authentifizierung der Identität beim Online-Einkauf.
  • Tap to Add Card: Verbessert die Sicherheit beim Hinzufügen einer Karte zu einer Wallet oder App.
  • Tap to P2P (Person-zu-Person): Ermöglicht das Senden von Geld an Familie und Freunde.

Visa Payment Passkey Service
Das Identifizieren einer Person in der digitalen Welt ist unglaublich komplex geworden und hat zu einem erheblichen Anstieg von Betrug geführt. Heute ist der Betrug bei Onlinezahlungen siebenmal höher als bei persönlichen Zahlungen.

Der Visa Payment Passkey Service, der auf den neuesten Fast Identity Online (FIDO) Standards basiert, bestätigt die Identität eines Konsumenten oder einer Konsumentin und autorisiert Onlinezahlungen via Biometrie per schnellem Scan des Gesichts oder Fingerabdrucks. Beim Online-Einkauf ersetzen Visa Passkeys die Notwendigkeit von Passwörtern oder Einmalcodes und ermöglichen so sicherere und schnellere Transaktionen.

«Es gibt ein globales Bedürfnis, Onlinezahlungen einheitlich, interoperabel und einfach zu gestalten. Unsere Passkeys, die speziell für Zahlungen entwickelt wurden, stellen einen deutlichen Paradigmenwechsel in unserer Branche dar, weil sie die Identität bestätigen, ohne das Check-out-Erlebnis zu unterbrechen», sagte Forestell. «Der Visa Payment Passkey Service erhöht die Sicherheit und reduziert unnötige Komplikationen beim Onlinebezahlen weltweit – auf jedem Gerät und jeder Website.»

Click to Pay und Visa Payment Passkey Service 
Der Visa Payment Passkey Service wird zuerst in Click to Pay integriert und ermöglicht so ein nahtloses und sicheres Check-out-Erlebnis. Darüber hinaus wird Visa in vielen Märkten weltweit mit kartenausgebenden Finanzinstituten zusammenarbeiten, um Click to Pay und den Payment Passkey Service zu integrieren. Das reduziert die manuelle Eingabe von Kartennummern und Passwörtern bereits ab Erhalt der Karte. 

Pay by Bank 
Elektronische Zahlungen wie Überweisungen sind von der digitalen Transformation weitgehend ausgeschlossen geblieben. Mit Pay by Bank digitalisiert und optimiert Visa das Account-zu-Account-Zahlungserlebnis (A2A) und gibt den Menschen mehr Wahlmöglichkeiten, wie sie bezahlen möchten. Sei es durch eine Überweisung, die Beantragung eines Kredits oder das Bezahlen mit einem anderen Finanzmittel wie einer Kreditkarte. Seit der Übernahme von Tink hat Visa dieses Angebot in ganz Europa ausgeweitet und bringt diese neue Technologie aus Europa nun in die USA.

Visa Protect bei Account-to-Account-Zahlungen
Visa wickelt jährlich mehr als 200 Milliarden Transaktionen ab und analysiert bei jeder Transaktion 500 Datenpunkte, um Betrug in Echtzeit zu erkennen und zu stoppen. In Zusammenarbeit mit Real-Time-Payment-Netzwerken (RTP) auf der ganzen Welt bringt Visa die eigene jahrzehntelange Erfahrung ein, um Betrug bei A2A-Zahlungen auf RTP-Netzwerken zu verhindern. Visa Protect for A2A Payments ist in Lateinamerika schon im Einsatz und wird in Grossbritannien getestet, wo es bereits 60 Prozent des RTP-Betrugs identifiziert, der bisher von Finanzinstituten nicht erkannt wurde.

Visa-Daten-Token
In den vergangenen zehn Jahren hat Visa die Sicherheit im Zahlungsökosystem erhöht, indem es Zahlungen tokenisiert und sensible Kontoinformationen der Karteninhaberinnen und -inhaber verschlüsselt. Heute sind 29 Prozent aller von Visa verarbeiteten Transaktionen tokenisiert, mit einer breiten Akzeptanz bei Händlern und kartenausgebenden Banken in fast jedem Markt weltweit.

Neue Datenregulierungen schaffen Leitplanken für den besseren Umgang mit den Daten von Konsumentinnen und Konsumenten. Generative KI verändert die Art und Weise, wie wir Dinge online erleben. Deshalb geht Visa davon aus, dass Zahlungsdaten eine Rolle bei der Gestaltung dieser neuen und verbesserten Erlebnisse spielen können. Insbesondere sollten Konsumentinnen und Konsumenten mehr Kontrolle haben. Mit Hilfe seiner Tokenisierungs-Infrastruktur wird Visa eine neue Möglichkeit für Menschen bieten, die eigenen Daten zu kontrollieren und bessere Einkaufserlebnisse zu erhalten, die durch KI gestaltet werden.

Mit Visa-Daten-Token können Konsumentinnen und Konsumenten über ihre Finanzinstitute ihre Daten beim Online-Einkauf freigeben und sehen, wo diese geteilt wurden. Den Zugriff auf ihre Daten können sie direkt über ihre Banking-App widerrufen. So können Visa und teilnehmende Banken ein neues Erlebnis schaffen, bei dem ein Händler die Zustimmung der Konsumenten anfordern kann, um ihnen personalisierte Angebote zu ermöglichen, während sie einkaufen.

Bei einer Zustimmung, gibt Visa hinter den Kulissen ein verschlüsseltes Daten-Token an den Händler aus, das mit KI-generierten Einblicken auf der Grundlage der Transaktionsdaten der Person versehen ist. Das Daten-Token kann mit den KI-Modellen des Händlers verwendet werden, um Echtzeit-Empfehlungen für die Käuferinnen und Käufer zu liefern. Visa wird das Daten-Token auch an die Bank der Nutzerinnen und Nutzer weitergeben, um festzuhalten, wo die Daten geteilt wurden. Dadurch können Konsumenten einfach in ihrer mobilen Banking-App überprüfen, wo das Daten-Token geteilt wurde – und den Zugriff widerrufen, wenn sie dies wünschen.

Erfindet Visa die Karte neu?

Der Markt wird entscheiden, ob das vollmundige Versprechen eingelöst werden kann. Einige der vorgestellten Funktionen sind neu, andere sind Weiterentwicklungen bestehender Features mit interessanten Erweiterungen. In der Summe der Funktionen könnten Kartenzahlungen flexibler, komfortabler und auch sicherer werden. Das eine wie das andere kann den grossen Netzwerken für digitales Bezahlen helfen, die Attraktivität von Kartenzahlungen auch in Zukunft auf dem bisher gewohnten Level zu halten.