In der fünften Folge der Gründershow gab's zwei Deals, eine kalte Schulter von zwei Gründern und eine nicht wahrgenommene Chance eines LegalTechs.
Die fünfte Folge der vierten Staffel der Gründershow "Die Höhle der Löwen" Schweiz war mit sechs sehr verschiedenartigen Startups besetzt. Drei Startups konnten punkten, eines wollte nicht, drei konnten nicht landen.
Macu4: Prothesen aus dem 3D-Drucker
Die Gründer Myriam (40) und Lukas (29) haben zusammen mit Bionicman Michel Fornasier die Leistungen ihres Startups Macu4 präsentiert. Das Unternehmen stellt Unterarmprothesen mit austauschbaren Teilen her – über 3D-Druck. Dazu gehören Aufsatzteile zum Tennisspielen, Velofahren, Paddeln, fürs Fitnesscenter und mehr. Diese modularen Prothesen können online in einem Konfigurator individuell zusammengestellt werden.
Das Gründerteam wünscht sich 150'000 Franken für 4 Prozent der Firmenanteile.
Die Löwinnen Und Löwen sind beeindruckt – von der Innovation und vor allem von der Möglichkeit der Online-Bestellung für ein komplexes Produkt.
Deal: Gründerin, Gründer und Bionicman kommen gut an, Idee und Konzept ebenfalls, Roland Brack und Bettina Hein reduzieren die Firmenbewertung und steigen beide mit 150'000 Franken für je 5 Prozent der Anteile ein.
Jurata: Ein LegalTech-Startup disruptiert den Rechtsmarkt
Co-Gründer David (31) stellt als Einziger von drei Gründern die Leistungen der Online-Plattform Jurata vor – ein LegalTech, das MoneyToday.ch vor einigen Monaten porträtiert hat, hier. Das Startup ist der Ansicht, dass der Rechtsmarkt sehr schwach digitalisiert ist, nach veralteten Modellen arbeiitet und zahlreiche Leistungen deshalb viel teurer sind, als sie sein müssten.
Das LegalTech Jurata bringt online KMU und Privatpersonen mit Anwältinnen und Anwälten zusammen. Rechtsuchende können ihren Fall online schildern, die Plattform schlägt ihnen passende Anwältinnen und Anwälte vor. Zudem bietet das Startup eine wachsende Zahl von Rechtsprodukten wie Kündigungen, Markeneintragungen oder Vertragserstellungen zu einem Fixpreis an.
Jurata wünscht sich 150'000 Franken für 2.5 Prozent der Firmenanteile.
Die Löwinnen und Löwen stellen sehr viele Fragen, Co-Gründer David, allein auf weiter Flur, wird (freundlich) gegrillt, gerät zunehmend in die Defensive, weiss auf zahlreiche Fragen keine passende Antwort und kommt mehr und mehr ins Schleudern. Im Resultat finden die Investorinnen und Investoren das Geschäftsmodell staubtrocken und "zu wenig sexy", erkennen keinen USP, zweifeln an den Skalierungsmöglichkeiten und glauben überhaupt nicht an die Idee von Jurata.
Kein Deal: Diese Absage mit Ansage hat Gründe. Co-Gründer David hat von Anfang an eher schüchtern gewirkt, sich sichtlich unwohl gefühlt, hat jedoch alles gegeben, was er konnte. Jurata hat mit Simon und Luca zwei weitere Co-Gründer, die am Drehtag offenbar etwas Besseres vorhatten. Man hatte den Eindruck, dass die Gründer den Einen aus ihrem Trio zum Pitch verdonnert haben, der nicht nein sagen mochte.
Jurata ist ein interessantes Startup mit einer starken Mission – die Brisanz und die Möglichkeiten dieses Konzepts sind jedoch überhaupt nicht rübergekommen im Pitch. Zu Dritt in Vollbesetzung und im Wechsel der Präsentierenden hätte das LegalTech mit Sicherheit eher grosse Chancen gehabt, das Jurata-Konzept fassbar zu erklären und einen Deal an Land zu ziehen.
Das Learning aus dem Fiasko: Wer die Chancen in der "Höhle der Löwen" weder sieht noch ernstnimmt, keine Zeit hat, sich im Pitch voll und mit dem gesamten Team einzubringen, sollte schlicht nicht teilnehmen.
Kiyo: Tabletten statt Zahnpasta
Nando (29) und Jeffrey (27) erklären, wie ihr Startup Kiyo das Zähneputzen revolutionieren will, ohne Zahnpasta: die natürlichen Tabs der Kiyo-Tabletten zerkauen, Zähne putzen, mit Wasser spülen, fertig.
Die Gründer wünschen sich 150'000 Franken für 12 Prozent der Firmenanteile.
Kein Deal: Die Löwinnen und Löwen finden die Idee gut, glauben jedoch, dass die Gewohnheit und Bindung zu Zahnpasta nicht zu knacken ist. Zudem: zu hoher Produktpreis, Konkurrenten mit ähnlichen Produkten und das ultimative Killerargument fehlt. Kiyo hat mit den Löwinnen und Löwen fünf neue Kunden gewonnen, aber keinen Investor an Bord geholt.
Sundays Seltzer: Das Sprudelwasser mit Alkohol
Die Gründerin Norell (38) und der Gründer Yves (39) von Sundays Seltzer produzieren ein aromatisiertes, alkoholhaltiges Sprudelwasser aus besten Schweizer Zutaten. Das Getränk gibt's bereits in fünf Geschmackssorten, mit vier Prozent Alkohol enthält es weder Zucker noch Süssstoff und es hat nur die Hälfte der Kalorien eines Biers. In den USA ist Hard Seltzer total im Trend, das Marktpotenzial ist riesig, glauben die Gründer. Das Schweizer Startup hat bereits den Sprung in den Detailhandel geschafft.
Aufgerufen sind 200'000 Franken für 5 Prozent der Firmenanteile.
Die Löwinnen und Löwen zeigen grosses Interesse, finden jedoch, einmal mehr, die Bewertung von 4 Millionen zu hoch. Das Angebot für dreifache Löwen-Power von Roland Brack, Tobias Reichmuth und Lukas Speiser: total 300'000 Franken gegen 15 Prozent der Anteile, was einer halbierten Firmenbewertung von 2 Millionen entspricht.
Kein Deal: Das Startup will keine Bewertung unterhalb von 3 Millionen Franken akzeptieren, deshalb zeigen die Gründer den investitionswilligen Löwen die kalte Schulter.
Mtchbx: Die Personal-Rekrutierungsplattform
Thomas (54), Arlinda (28) und Alexandra (49) von Mtchbx bringen über ihre Plattform online Jobsuchende mit Unternehmen zusammen. Die App schlägt Jobsuchenden aktiv Stellen vor, die aufgrund von Ausbildung und Berufserfahrung passen könnten. Weil alle Informationen zur Person schon auf der App hinterlegt sind, kann man sich mit nur einem Swipe für eine Stelle bewerben.
Das Startup möchte 250'000 Franken für 10 Prozent der Firmenanteile.
Den Löwinnen und Löwen finden aktuell 40'000 Leute auf der Plattform mit nur 17 Matches pro Monat zu teilnehmenden Firmen pro Monat etwas dünn. Interessante Lösung, zu hohe Bewertung, noch längerer Weg zu gehen – zu hohe Hürden für vier Löwinnen und Löwen.
Deal: Ein Löwe sieht Potenzial, Roland Brack geht mit ins Boot und investiert 250'000 Franken für 15 Prozent der Firmenanteile.
Two in One: Ein multifunktionaler Toilettenpapierhalter
Emin (53) von Two in One hat einen Toilettenpapierhalter entwickelt, der zusätzlich Feuchttücher und Desinfektionsmittel bereithält. Der engagierte Gründer will sein Produkt in Spitälern, Arztpraxen, Bürogebäuden, Schulen und in der Hotellerie platzieren.
Für den weiteren Weg braucht der Erfinder 150’000 Franken will dafür 20 Prozent der Firmenanteile abgeben.
Kein Deal, aber Support: Das Design kommt bei den Investoren nicht besonders gut an, Produkt und Produktion scheinen ihnen "noch nicht so ganz fertig", im Marketing wäre noch sehr viel zu tun und der Glaube fehlt, dass öffentliche Institutionen zu begeistern sind. Roland Brack ist als Investor draussen, bietet dem Gründer jedoch Unterstützung bei der Weiterentwicklung seines Produkts an und stellt das Listing in seinem Online-Shop in Aussicht.