Challenger-Banken

N26 und Revolut: Neo-Banken verbrennen nicht nur Geld, sie generieren auch wachsende Umsätze

Goldenes Ei in der Hand einer Managerin
Bild: stevanovicigor | Getty Images

Die beiden Neo-Banken N26 und Revolut haben einen sehr hohen Finanzbedarf, um expandieren und skalieren zu können. Allerdings, das Risikokapital der Investoren scheint gut angelegt zu sein.

Goldene Eier legen die beiden hoch finanzierten Challenger-Banken N26 und Revolut aktuell noch nicht. Gut möglich allerdings, dass für die prominente Runde der Kapitalgeber, welche in mehreren Finanzierungsrunden mit ungewöhnlich hohen Summen eingestiegen sind, die Investition beim Exit zum goldenen Ei werden könnte.

Beide Neo-Banken wachsen zwischen kontinuierlich mit stolzen Zahlen und explosiv. Und beide Unternehmen haben inzwischen die Unkenrufer widerlegt, welche nicht ohne Häme unterstellen, dass die FinTechs ohne Ziel, Plan und erkennbarem Geschäftsmodell nur gerade schnell wachsen und Geld verbrennen, ohne sichtbare Erträge zu generieren.

Unsere Kollegen von Finanz-Szene.de haben kürzlich für N26 eine Rechnung aufgemacht und Prognosen zu Kunden, Umsätzen und Erträgen abgeliefert. Dass sie in der Tendenz dabei nicht ganz falsch lagen, unterstreicht Heinz-Roger Dohms aktuell mit der Bemerkung:

Diese Zahlen sind ein Erdbeben! Und sie strafen all jene deutschen Bank-Manager Lügen, die bislang in Hintergrundgesprächen zu behaupten pflegten, der Newcomer aus Berlin gewinne zwar in rasantem Tempo neue Kunden – habe aber keine Idee, wie er diese Kunden in Erträge umwandelt

Die Zahlen von N26

Der gestern publizierte Jahresabschluss 2018 im deutschen Bundesanzeiger zeigt, warum Kapitalgeber sich keine Sorgen um ihre Investitionen machen – und ziemlich sicher auch weiterhin bereit sein werden, notwendige zusätzliche Gelder nachzuschiessen.

Mit Zinserträgen von 5,1 Milionen Euro, Provisionserträgen von 37,7 Millionen Euro und sonstigen betrieblichen Erträgen von 5,9 Millionen Euro hat N26 im Vergleich zu 2017 den Umsatz knapp verfünffacht.

Gut verdoppelt hat sich von 2017 auf 2018 der "Konzern-Jahresfehlbetrag" mit 73,1 Millionen. Damit weist das FinTech einen Bilanzverlust von 129,2 Millionen Euro aus, Verlustvorträge aus den Vorjahren mit eingerechnet. Eine überschaubare Summe, wenn man gegenüberstellt, was N26 in wenigen Jahren erreicht hat und mit wie viel oder wie wenig Kapital die Challenger-Bank 26 Märkte erobert und über 5 Millionen Kunden an Bord geholt hat.

Diese Entwicklung wirkt solide und hat offenbar auch Investoren überzeugt, welche in Kenntnis dieser 2018er-Zahlen 2019 neu und massiv frisches Kapital zur Vergügung gestellt haben. N26 hat in sehr kurzer Zeit bewiesen, dass das N26-Geschäftsmodell funktionieren und skalieren kann. Das Geschäftsmodell in einer reduzierten Kurzformel:

Ein überzeugendes und kostenloses Basisangebot für alle, kostenpflichtige Premium-Angebote für viele sowie Umsätze generieren mit den Erträgen aus der Premium-Linie und mit Interchange Fees aus beiden Segmenten.

Das Verhältnis der Zahlen 2017 und 2018 zeigt, was bei den Erträgen in etwa für 2019 und für die Zukunft erwartet werden kann – mit einer markant grösseren und weiterhin wachsenden Kundenbasis. Höher klettern werden allerdings auch die Kosten für Personal, Marketing und durch den Markteintritt in den USA im Juli 2019 wie auch durch den Start in Brasilien in absehbarer Zukunft.

Nur: Setzt N26 den Wachstumskurs fort, werden sich die Zahlen auf der Ertrags- wie auch auf der Verlustseite in einem interessanten Verhältnis bewegen und mit der Challenger-Bank N26 ist auch in Zukunft zu rechnen.

Die Zahlen von Revolut und 500 Millionen US-Dollar frisches Kapital

Hat Revolut im Herbst 2019 die Zahl der Kunden mit 8 Millionen angegeben, werden aktuell bereits 10 Millionen Kunden kommuniziert. Über die Geschäftsergebnisse 2018 haben wir bereits früher berichtet, hier die Wiederholung zum Vergleich mit N26:

Revolut hat 2018 mit aggressivem Wachstum Erträge von 68,5 Millionen Euro (N26: 48,7 Millionen) ausgewiesen und einen Verlust von knapp 39 Millionen Euro (N26: 73,1 Millionen) verbucht.

Die Challenger-Bank will beim Wachstum noch mehrere Gänge zulegen, drückt deshalb auch bei der weiteren Finanzierung aufs Gas und will sich nach unbestätigten Medienberichten (Oktober 2019) mit 1,5 Milliarden Dollar zusätzlich finanzieren.

Nach einer Meldung des Portals Deutsche Startups soll Revolut aktuell den ersten Schritt getan und satte 500 Millionen US-Dollar eingesammelt haben. Die noch nicht offiziell kommunizierte Series D-Finanzierungsrunde soll von Investoren wie Lakestar, TCV, Ribbit, Bond und JPMorgan bestritten worden sein.

Betrachtungen von Revolut CEO Nikolay Storonsky

N26 und Revolut sind unterwegs und beide Neo-Banken haben das Ziel von hundert Millionen Kunden weltweit auf ihrer Flagge. Es gibt noch viel zu tun und man kann sicher sein, dass N26 und Revolut auch in Zukunft zupacken und anpacken werden. Im einen wie im anderen Fall unterstützt von tatkräftigen und risikofreudigen Investoren, welche den Weg mit frischem Kapital ebnen werden.

Nikolay Storonsky, Mitgründer und CEO von Revolut, sieht die Entwicklung von FinTech und damit auch von Revolut generell erst am Anfang und ist überzeugt, dass "das Beste erst noch kommt".

Das britische Portal Altfi hat mitgeschrieben, was der Revolut-Chef Ende Januar am Paris FinTech Forum gesagt hat, Storonsky glaubt: «FinTech wird immer besser, aber die Banken bleiben stehen, in fünf bis zehn Jahren wird die Mehrheit der kleineren Retailbanken nicht mehr wettbewerbsfähig sein».

Nach Storonskys Prognose teilt sich der Markt in Zukunft neu auf: «Grössere Banken werden bleiben, weil sie ein riesiges Firmengeschäft haben, und ich denke, dass es zwischen drei und fünf grosse FinTech-Unternehmen geben wird, die global agieren und sich auf Privatkunden konzentrieren».

Big Techs fürchtet Storonsky nicht, im Gegenteil, er glaubt eher, dass Revolut eines Tages Partner für Unternehmen wie Google sein könnte. Dies mit der Begründung, dass Big Techs wenig Lust verspüren würden, ihr Kerngeschäft durch einen Regulierungs-Dschungel zu beeinträchtigen.