Sonect ist das FinTech, das die Schweiz mit einem virtuellen Geldautomatennetz überzieht. Konkret heisst das: Kunden können mit dem Smartphone über eine App kostenlos Bargeld beziehen, ohne zum physischen Geldautomaten zu rennen. Zum Beispiel beim Bäcker, im Restaurant, am Kiosk, im Kaffeehaus, wo auch immer.
Zuerst die Schweiz
Seit zwei Jahren ist das Startup im Spiel und hat mit einem beachtlichen Tempo das Netz der virtuellen Geldautomaten erweitert. Die kürzlichen Kooperationen mit Valora und Volg haben das bestehende Netz auf einen Schlag um über 900 Kioske und 580 Volg-Läden in der ganzen Schweiz wachsen lassen. Zusätzliche Standorte, an denen Kunden mit der Sonect-App kostenlos Bargeld beziehen können.
Und jetzt Europa mit der E-Money-Lizenz
Was in der Schweiz erfolgreich ist, soll auch in weiteren europäischen Ländern an den Start gebracht werden. Um diese Märkte zu öffnen, hat Sonect als erstes Schweizer FinTech die E-Money-Lizenz in Litauen erworben. Der offensiv agierende Staat mit einer ebenso offensiv operierenden Zentralbank hat sich in letzter Zeit als Magnet für Startups und FinTechs positioniert, welche von Litauen aus Europa mit neuen Finanzdienstleistungen erobern möchten.
Sonect drückt aufs Gas
Wie das FinTech meldet, will Sonect in den kommenden Monaten die Schweizer Erfolgsgeschichte in mehreren europäischen Märkten weiterschreiben. Allzu gemächlich soll das allerdings nicht über die Bühne gehen, Sandipan Chakraborty, CEO & Gründer, drückt aufs Gas und will "schnell auf dem europäischen Markt expandieren".
Das Schweizer FinTech behält seinen Hauptsitz in Zürich, plant jedoch, in Vilnius (Litauen) den Europa-Hauptsitz zu installieren. Sonect bezeichnet den kleinen Staat im Baltikum als "optimale Drehscheibe für die europäische Expansion". Dies aufgrund der hervorragenden Bedingungen, welche die Zentralbank, die Bank of Lithuania, bieten würde – insbesondere Unterstützung, Infrastruktur sowie einem schnellen und zuverlässigen Prozess, welcher dem extensiven Talentpool in Litauen und der Hauptstadt Vilnius entgegenkommen würde.
Kunden schätzen digitale Apps, welche auch ihre analogen Wünschen erfüllen
Mit zum Schlüssel für den Erfolg gehört, dass Sonect vor zwei Jahren erkannt hat, dass unter dem Segel der Digitalisierung analoge (Bargeld-) Wünsche bestehen bleiben, die sich mit digitalen Mitteln erfüllen lassen. Das Startup hat einen digitalen Service geschaffen, der Kunden einen zusätzlichen Grund liefert, einen Laden anzusteuern – in der Auswirkung mit einem analogen Resultat.
Das erfolgreiche Geschäftsmodell von Sonect dämpft im erfreulichen Nebeneffekt auch die teilweise schon ermüdenden Diskussionen um das Thema, ob die Welt nun eine ganz und gar bargeldlose und digitale werden soll, nach dem Vorbild von Schweden.
Die Frage stellt sich gar nicht oder wird zumindest nicht von Evangelisten und Experten entschieden, die zu wissen glauben, was das Volk braucht – der Markt weiss es besser. Kunden nutzen eine digitale Dienstleistung und eine App, um ganz analog mit physischem Bargeld und analogen Nötli in ihrer Tasche knistern zu können. Und solange sie das wollen, wird der Beweis jeden Tag erbracht, dass digitale Apps und analoge Wünsche perfekt koexistieren können.
Gut möglich, dass diese digital-analoge Liaison über die Schweiz hinaus auch im Rest von Europa gut ankommen könnte.