Die nahezu dreijährige Wartezeit ist zu Ende, die Challenger-Bank Revolut hat die lange ersehnte Banklizenz von der britischen Aufsichtsbehörde Prudential Regulation Authority (PRA) erhalten.
Die Behörden blieben vor allem deshalb zurückhaltend mit der Erteilung der Lizenz, weil sie Mängel in der Aktienstruktur des Unternehmens monierten. Diese Hürde ist von Revolut und vom japanischen Investor Soft Bank inzwischen beiseitegeräumt worden.
Die Challenger-Bank betreut aktuell 45 Millionen Kundinnen und Kunden in 38 Ländern, 9 Millionen davon sind in Grossbritannien zu Hause. Das ist der grösste Markt von Revolut – deshalb kommt der Banklizenz im Heimmarkt eine besondere Bedeutung zu.
So begeistert wie auch selbstbewusst kommentiert Revolut-Chef Nik Storonsky das Ereignis: «Wir sind unglaublich stolz, diesen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des Unternehmens erreicht zu haben, und wir werden sicherstellen, dass wir Revolut zur Bank der Wahl für britische Kunden machen».
Banklizenz mit Einschränkungen
Revolut startet nun eine Mobilisierungsphase, die auch als "Zulassung mit Einschränkungen" bezeichnet wird. Ein übliches Vorgehen bei Neo-Banken, diesen Prozess haben in Grossbritannien auch Mitbewerber wie Monzo, Starling, Atom und andere Neos durchlaufen. Die Regeln dazu sind sind im Leitfaden "New Bank Authorisation Prozess" der Bank of England zusammengefasst.
Diese Phase, die 12 Monate dauern wird, soll neu lizenzierten Banken wie Revolut ermöglichen, den Ausbau ihres britischen Bankgeschäfts vor dem Markteintritt abzuschliessen. Ist das geschehen, kann Revolut nach der Mobilisierungsphase ohne Einschränkungen die ganze Bandbreite von Leistungen und Services anbieten und ausrollen, die lizenzierte Banken im Programm haben dürfen.
Revolut zeigt sich in robuster Verfassung
Die Challenger-Bank ist in robuster Verfassung, wie der kürzlich präsentierte Geschäftsbericht für das Jahr 2023 belegt. Mit einem Umsatz von 2.2 Milliarden US-Dollar und einem Gewinn vor Steuern von 545 Millionen Dollar hat Revolut starke Zahlen vorgelegt.
Das Unternehmen produziert global weiterhin rund 1 Million Neukunden pro Monat und beweist damit, dass sich Expansion, Fokus auf starkes Wachstum und Profitabilität nicht ausschliessen müssen.
Revolut in der Schweiz
Die britische Revolut war bisher in der Schweiz nicht direkt aktiv, ist jedoch mit rund 800'000 Nutzerinnen und Nutzern in der Schweiz hierzulande der grösste Player im Kreis der Neo-Banken. Das Unternehmen hat im kleinen Schweizer Markt noch viel vor und will nun auch offensiv agieren.
Wie unsere Kollegen von der "Handelszeitung" kürzlich recherchiert haben, ist ein Länderchef Schweiz bereits am Ball und die Tochtergesellschaft "Revolut (Switzerland) AG" ist im Handelsregister eingetragen worden. In der EU ist Revolut mit einer litauischen Banklizenz schon länger unterwegs, mit ihren zwei litauischen Ablegern verfügt Revolut nun auch über eine Bewilligung der Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA.
Damit hat die Challenger-Bank neu die Möglichkeit, die Dienstleistungen der in Litauen angesiedelten "Revolut Bank" sowie "Revolut Securities" auch in der Schweiz zu bewerben. Das war vorher nicht der Fall. Revolut hat in der Schweiz bisher rund 800'000 Kundinnen und Kunden gewonnen, ohne offensiv sichtbar zu werden und ohne Aktivitäten in Sachen Marketing und Werbung.
Mit den neuen Möglichkeiten kann Revolut in der Schweiz nicht nur sichtbar und offensiv operieren, auch das bisher eingeschränkte Angebot darf erweitert werden. Verantwortliche von Revolut haben gegenüber unserer Redaktion schon vor zwei Jahren – und bekräftigt vor einem Jahr – mitgeteilt, dass die Schweiz als hochinteressanter Markt für das Unternehmen betrachtet wird. Mit dem grossen Kundenstamm verfügt Revolut über einen interessanten Hebel, um Services wie Wertpapierhandel, Kreditgeschäfte oder andere Leistungen auch in der Schweiz zu skalieren.
«Die Schweizerinnen und Schweizer lieben Revolut»
Revolut gehörte nicht zu den "artigen" Neo-Banken, das Unternehmen segelt unter der Challenger-Flagge. Keine andere Neo-Bank agiert dermassen offensiv und aggressiv wie Revolut. Nik Storonsky hat seit jeher den Anspruch unterstrichen, in den von Revolut bewirtschafteten Märkten zur Nummer 1 der Retailbanken aufsteigen zu wollen. Ob das gelingen mag oder nicht, beginnt Revolut sichtbar zu agieren, dürfte zusätzliche Bewegung in die Märkte kommen.
Vor knapp zwei Jahren, Revolut stand damals kurz vor dem Knacken der 600'000-Kunden-Marke, haben wir eine Revolut-Mitarbeiterin gefragt, wie dieser Erfolg zu erklären ist, ganz ohne Werbung und Marketing. Wir waren gefasst auf Argumente in Richtung von smarten Produkten, starken Leistungen oder tiefen Gebühren. Die Mitarbeiterin lachte und kürzte ab: «Die Schweizerinnen und Schweizer lieben uns». Gut möglich, dass diese Liebe unter optimierten Voraussetzungen zusätzliche und erstaunliche Blüten treibt.