PSD2 und Open Banking zum Anfassen
Die PSD2 wird in zweifacher Hinsicht konkreter: Zum einen mehren sich Angebote-, Service- und Beratungsleistungen, welche Banken dabei unterstützen, die revidierte Zahlungsdienste-Richtlinie zu verstehen, einzuordnen, in eigene Strategien zu fassen und konkret umzusetzen. Zum anderen: Publikumsmedien und Redaktionen haben das Thema entdeckt und beginnen verstärkt Endkonsumenten und Bankkunden zu erklären, welche Vorteile Open Banking haben kann und bringen wird. Das eine schafft konkreten Nutzen für Finanzinstitute, das andere weckt Wünsche und Begehrlichkeiten bei Konsumenten.
Wir konzentrieren uns heute auf neue Angebote und Services für Finanzinstitute und stellen eine aktuelle Auswahl vor: Angebote und Info-Tools, welche mithelfen, die Themen PSD2 und Open Banking innerhalb eigener Strukturen und Geschäftsmodelle klarer zu positionieren.
PSD2: Was es ist
Die PSD2 ist die revidierte Zahlungsdienste-Richtlinie, welche die Marktöffnung für Drittanbieter (TPP) im Zahlungsverkehr neu regelt. Konkret werden Banken verpflichtet, Nicht-Banken (Drittparteien) unter definierten Voraussetzungen "diskriminierungsfreien" Zugang zu Kundenkonten zu gewähren (Access to Account/XS2A). Über APIs stellen Banken Drittparteien die Grundfunktionen "Abfrage von Kontoinformationen" und "Initiierung von Zahlungen" zur Verfügung. > Details zur PSD2
Wen es betrifft
EU-Länder: Die PSD2 (Payment Services Directive 2) hat für sämtliche EU-Länder verpflichtenden Charakter. Die neuen Richtlinien werden bis Januar 2018 in jeweils nationales Recht adaptiert. Im Anschluss werden die Standards durch Finanzinstitute und Drittparteien umgesetzt.
Schweiz: Die PDS2 hat für die Schweiz als Nicht-EU-Land keinen verpflichtenden Charakter. Als SEPA-Teilnehmerland ist die Schweiz allerdings bereits sehr nahe an Gepflogenheiten und Regeln des EU-Zahlungsraumes. Vor allem jedoch mit Blick auf Wettbewerb, gleich lange Spiesse sowie veränderte Wünsche und Anforderungen von Märkten, Zielgruppen und Kunden, wird Open Banking im Umfeld der PSD2 auch in der Schweiz zum Thema.
Banken und Drittparteien: Die Zusammenarbeit von Finanzinstituten und Drittanbietern von Finanzdienstleistungen wird enger, weil Datensilos aufgebrochen werden und Drittparteien Zugriff auf Kundendaten und Kundenkonten von Banken erhalten. Insbesondere AISPs (Account Information Service Providers) und PISPs (Payment Initiation Service Providers).
Regulierungsbehörden: Compliance gehört mit zu den zentralen Bereichen der PSD2. Und damit die Stichworte Daten, Datenaustausch, Sicherheit, starke Kundenauthentifizierung, Haftung, Informationsaustausch, Kooperation mit Behörden und mehr. Punkte, welche durch die jeweiligen Aufsichtsbehörden pro Land geregelt werden.
Konsumenten und Bankkunden: Die wichtigste Gruppe am Schluss. Bankkunden und Anwender gehören in jedem Fall zu den Gewinnern. PSD2 und neue Geschäftsmodelle im Bereich Open Banking bringen Komfort, Vielfalt und damit Auswahl. Bankkunden werden neue Services nutzen. Nicht nur als passive Endkonsumenten – die Vielfalt neuer Angebote, Services und Möglichkeiten führt zu Vergleichen, bringt auf neue Ideen, weckt Wünsche und Bedürfnisse. Daraus entstehen auch Ansprüche an die eigene Bank.
Was es bewirkt
Bisherige Geschäftsmodelle stehen auf dem Prüfstand, neue Geschäftsmodelle entstehen, neue Player sind mit im Markt, Open Banking über APIs wird zur Realität. Konsumenten und Kunden haben die Wahl und profitieren von Angeboten und Services, die ihnen Banking mit all ihren Konten sowie die Nutzung weiterer Tools in einem einzigen Frontend möglich machen. Sofern sie das wollen. Und sie werden das wollen.
Vier Angebote für Finanzinstitute: Tools, Informationen und Services
Im Markt existieren bereits zahlreiche Angebote und Services für Finanzinstitute und Finanzdienstleister. Vier Beratungsleistungen, Tools oder Informationsangebote, die uns in den letzten Tagen und Wochen besonders aufgefallen sind, haben wir im Folgenden kurz zusammengestellt. Informationen und Services "zum Anfassen", die Wissenslücken füllen oder konkrete Hilfe anbieten.
1. Capgemini's PSD2 Open Banking Solution
"PSD2: Ein Segen oder ein Fluch für europäische Banker?", fragt Capgemini und liefert die Antworten gleich dazu. Mit der brandneuen Plattform PSD2 Open Banking Solution liefert Capgemini Tools und Services, welche Banken und Zahlungsdienstleister unterstützen sollen, Wege abzukürzen und Kosten zu reduzieren bei der Konzeption und Implementierung neuer digitaler Geschäftsmodelle. PSD2-konform und in Einklang mit Compliance-Anforderungen.
Plattform: Capgemini's PSD2 Open Banking Solution
Checklist: PSD2 Checklist
Dok: Turning the Revised Payment Services Directive into Digital Opportunity
Video: Turning PSD2 into a Growth Opportunity
2. Marketplace Temenos
Temenos listet neu APIx auf ihrem Marketplace. Der Apigee Open Banking API Accelerator (APIx) basiert auf der API-Verwaltungsplattform Apigee Edge mit vorkonfigurierten Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs) für Banken. Das offene Banken-Entwicklerportal und zahlreiche Tools unterstützen Finanzinstitute dabei, ein Partner-Ökosystem aufzubauen, Kunden zu integrieren und Daten sicher zu teilen.
Nach Aussagen von Temenos soll der Apigee Open Banking API Accelerator Banken helfen, die zahlreichen neuen Geschäftsmöglichkeiten in den Bereichen API und Open Banking schneller zu nutzen und dabei regulatorische Anforderungen zu erfüllen.
Temenos Marketplace: Apigee Open Banking API Accelerator (APIx)
3. PSD2 Implementation Congress in London
Der PSD2 Implementation Congress in London ist der erste Kongress dieser Art, der in die Tiefe geht, um pragmatische Vorgehensschritte zu skizzieren und Problemlösungen zu präsentieren. Als Antwort auf die Frage: Wie kann PSD2 in unserer Bank eingeführt und implementiert werden? Damit Finanzinstitute in der Lage sind, ihre eigenen Strategie zu entwickeln und umzusetzen.
Zwei Tage in London, am 28. und 29. März 2017, schaffen Klarheit und Sicherheit zu Fragen von Planung und Vorgehen, zu API-Systemen, zur Funktionalität und auch zur Integration von APIs in bestehende Infrastrukturen, damit Ressourcen gemeinsam genutzt werden können. Risiken, Sicherheit und Kundenauthentifizierung stehen ebenfalls im Vordergrund und damit auch Fragen zur Regulierung und zur Compliance. Ein professionell geschnürtes Paket an Informationen und Fallstudien für Banken, um die Reise der Öffnung in Richtung Open Banking antreten zu können.
Details zum Kongress: PSD2 Implementation Congress
4. Fachtagung Open Banking in Zürich
Die Fachtagung Open Banking vom Swiss Payment Forum beleuchtet das Thema von allen Seiten. Experten aus Finanz, Wirtschaft, Recht und Forschung werden konkret, liefern Fakten, Praxisbeispiele und Einordnungsvorschläge. Geschäftsmodelle im Open Banking stehen im Vordergrund, wie auch technische Fragen zu APIs und rechtliche Aspekte aus der Sicht von Schweizer Banken und FinTechs.
Ein Tag in Zürich, am 3. Mai 2017, der mit zahlreichen Referaten dem Thema Open Banking klare Konturen gibt sowie Notwendigkeiten, Möglichkeiten und Konsequenzen auslotet. Mit genügend Raum für persönliche Gespräche, um Meinungen auszutauschen und auch eigene Fragen zur Diskussion zu stellen.
Details zur Fachtagung: Open Banking & Blockchain (1. Tag exklusiv zum Thema Open Bankung)
Weitere Informationen zur PSD2 im Video
Eine zusätzliche Zusammenstellung von Videos, welche Informationen zur PSD2 und zu APIs in unterschiedlicher Tiefe präsentieren, dennoch durchwegs verständlich bleiben und ohne fachchinesische Ausflüge auskommen:
Deloitte: PSD2 – Are you prepared?
MePIN: PSD2 explained in 2 Minutes
IBM: PSD2 Demo with Instant Payments and API Economy
MuleSoft: What is an API?
IBM: David Bannister: PSD2 – This changes Everything
Stichworte zum Thema im Lexion: PSD2 | Open Banking | API Banking | XS2A