Revolut kann es schon länger, Yuh bereits vom Start weg, jetzt stösst auch Neon zu den Neo-Banken, die ihren Kundinnen und Kunden den direkten Aktien- und ETF-Handel anbieten.
FlowBank, Alpian und Radicant können das natürlich auch, das sind aber weniger breit angelegte Neo-Banken, sondern auf Investing oder Trading spezialisierte Neos. Die klassischen Banking- und Kontodienstleistungen werden mehr als Extras dazu angeboten.
Dass die universellen Neo-Banken Aktienhandel, Kryptohandel oder beides für ihre Nutzerinnen und Nutzer möglich machen, ist nicht erstaunlich, vielmehr eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Seit die Investorengelder spärlicher fliessen und VCs auf Profitabilität pochen, sind neue Ertrags- und Erlösquellen gefragt. Aktien- und Kryptohandel gehören zu den interessanten Erlöspfeilern mit realisierbaren Skaleneffekten.
Die Partner beim Einstieg von Neon in den Aktienhandel
Die Neo-Bank Neon setzt auch beim Handel mit Aktien und ETFs auf ihre bisherige Partnerbank, die Hypothekarbank Lenzburg (HBL). Die HBL wird neu Handelsteilnehmerin bei der Schweizer Börse BX Swiss und wird die Börsengeschäfte für Neon über den Schweizer Ableger der Börsengruppe Stuttgart abwickeln. Damit schafft die Bank die Voraussetzungen für das neue Wertschriftenangebot von Neon. Die HBL wird als Depotbank auch die Wertschriftendepots der Neon-Kunden führen.
Die Hypothekarbank Lenzburg ist bereits Mitglied bei der Schweizer Börse SIX und ist überzeugt, mit der neuen Anbindung an die BX Swiss die Möglichkeiten und den Fächer in Zukunft auch für weitere FinTechs zu öffnen. Reto Huenerwadel, Geschäftsleitungsmitglied der HBL, unterstreicht:
«Die Anbindung der BX Swiss eröffnet uns und unseren Partnerinstituten Möglichkeiten, von denen auch andere FinTech-Unternehmen profitieren können»
HBL ist eine der wenigen klassischen Banken in der Schweiz, die Open Finance seit Jahren schon offensiv lebt und Drittpartnern entsprechende BaaS-Leistungen und Embedded-Finance-Services in verschiedenen Bereichen anbietet.
Mit welchen Angeboten startet Neon in den Aktienhandel?
Mit der Anlagelösung von Neon haben Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, direkt aus der App in Aktien und ETFs zu investieren. Zum Start stehen 224 Schweizer und internationale Aktien sowie 65 ETFs zur Auswahl.
Neon hat sich eine einfache und moderate Preisstruktur gegeben. Depotgebühren fallen keine an. Pro Kauf oder Verkauf von Schweizer Aktien und ETFs belastet die Neo-Bank eine Gebühr von 0.5 Prozent des Handelswertes. Für Transaktionen mit internationalen Titeln werden 1 Prozent fällig. Der Handel erfolgt in Schweizer Franken.
Die Neo-Bank positioniert ihr Angebot als besonders lohnend für kleine und mittlere Anlagevolumen und einen längeren Anlagehorizont.
Der aktuelle Leistungsumfang zum Start soll nach Aussagen von Neon in den nächsten Monaten zügig um weitere Titel und Features erweitert werden.
Kann das neue Angebot den Weg zur Profitabilität verkürzen?
Ob und wann Neon die Schwelle zur Profitabilität erreicht, kann nur mit einer Innensicht der Zahlen des FinTechs beurteilt werden. Sicher aber ist, und das gilt für alle Neo-Banken: Angebote wie Aktienhandel, Kryptohandel oder auch Handel mit Rohstoffen öffnen zusätzliche Ertrags- und Erlösquellen.
Wie stark Skaleneffekte wirken können, hängt davon ab, in welchem Ausmass diese neuen Services und Ertrags-Pfeiler angenommen und genutzt werden. Die Neo-Bank kann die neue Karte bei bestehenden Kunden und auch im Neukundengeschäft ausspielen.
Neon gibt die Zahl der Kundinnen und Kunden mit aktuell über 160'000 an. Ist davon ein respektabler Teil zu überzeugen, ihre Börsengeschäfte in der gewohnten App zu tätigen, generiert das zusätzliche Umsätze.
Im Neukundengeschäft hilft jede zusätzliche Funktion mit, die Wahl für eine bestimmte Neo-Bank zu beeinflussen und im besten Fall neue Kunden auf das eigene Terrain zu führen. Auch durch dieses Wachstum sind zusätzliche Umsätze zu erzielen.
Neon plant, in nächsten Schritten auch den Handel mit Kryptos einzuführen. Für diesen Zweig gelten dieselben Überlegungen im Zusammenhang mit Skaleneffekten.
Die Frage ist, welche Anteile von den jeweils involvierten Partnern abgeschöpft werden und was in der Kasse von Neon bleibt. Faire Konditionen vorausgesetzt, produziert der Investbereich für Neo-Banken nicht nur höhere Umsätze, sondern auch steigende Erlöse. Insofern können diese neuen Angebote den Weg zur Profitabilität verkürzen – oder überhaupt erst möglich machen.