An der gestrigen Medienpräsentation hat Twint über den aktuellen Stand der Entwicklungen, über Pläne und über Termine informiert. Das Wesentliche im Überblick:
Die neue Roadmap
Twint wird nicht wie geplant im Januar starten, der Rollout des neuen Fusionsprodukts aus Paymit und Twint ist auf April 2017 verschoben worden. Thierry Kneissler, CEO Twint, begründet die Verzögerung mit dem erhöhten Integrationsaufwand, der sich durch eine grundsätzlich positive Entwicklung ergeben hätte:
«Wir haben mit der Integration von fünf bis zehn Banken gerechnet – jetzt wollen über 30 Banken am System teilnehmen sowie zahlreiche namhafte Händler.»
Twint soll schrittweise eingeführt werden, Kneissler will im April mit den Co-Branding Apps UBS Twint, ZKB Twint und mit der bankenunabhängigen Twint App starten. Danach folgen weitere Co-Branding Apps für verschiedene Banken.
Das neue Erscheinungsbild
Das Twint-Logo hat sich vom grünen Look verabschiedet, Ballast abgeworfen und präsentiert sich schlicht und aufgeräumt. Das neue Logo ist merkfähig und lässt sich zudem mit den Co-Branding-Versionen für verschiedene Banken besser kombinieren.
Händler und Akquisition
Bereits mit im Boot
sind die Marktgrössen Coop-Gruppe, Selecta und Onlineshops wie Digitec, Galaxus und Brack.
Aktuell in der Implementierungsphase
stecken die Detailhändler Migros, Denner, Volg/Landi und Lidl – die Aufschaltung ist für 2017 geplant.
Akquisition
Die Veranwortung für die Händler-Gewinnung liegt 2017 bei der Miteignerin SIX (aktuell flexibel und in Kooperation mit Alipay als Türöffnerin für den Schweizer Markt!) sowie bei Aduno. Eine Zusammenarbeit ist auch mit dem Payment Service Provider Concardis geplant, da sind die Gespräch noch am Laufen.
Funktionen und Mehrwertleistungen
Neben den bereits von Paymit und Twint bekannten Funktionen setzt das neue Twint vor allem auf zwei Bereiche:
Universelle Bezahllösung
Zum einen soll Twint in jeder Situation als Bezahllösung funktionieren und damit Anwendern keine Grenzen setzen. Konkret durch Zahlungen in Shops, im E-Commerce, am Marktstand, am Automaten oder auch P2P zwischen Privatpersone. Mit anderen Worten: ob beim grossen Detailhändler oder am Kaffeeautomaten – Twint soll überall eingesetzt werden können und funktionieren.
Mehrwertleistungen
Zum anderen will Twint in Mehrwertleistungen investieren, welche schrittweise bis Sommer 2017 eingeführt werden. Zum Beispiel in hinterlegte Kundenkarten, Punkte oder Guthaben sollen beim Bezahlprozess automatisch und direkt abgerechnet werden. Oder durch Angebote, welche direkt an User geschickt werden können, Coupons oder Rabatte werden beim Bezahlprozess automatisch berücksichtigt. Weitere Leistungen sind in Planung.
Mit zu den Vorteilen von Twint gehören die direkte Anbindung ans Bankkonto, neben der Möglichkeit der hinterlegten Kreditkarten. Plus geplante Zusatzfunktionen wie zum Beispiel das Bezahlen von Rechnungen über QR-Code sowie das Bezahlen in Apps ohne Eingabe von Bezahldaten.
Fazit und Einschätzung
Twint ist mit der Offenheit des Systems, der Flexibilität, der breiten Trägerschaft und dem Netz von Händlern und Marktpartnern grundsätzlich gut aufgestellt. Zumal Twint als Gemeinschaftswerk der grossen Schweizer Banken die Strategie aktuell konsequent auf den Markt Schweiz fokussiert. Diese "Beschränkung" könnte zum USP für Twint werden, weil keiner der internationalen Konkurrenten bei Usern, Händlern und Mehrwertleistungen dermassen in die Tiefe der nationalen Ansprüche und Besonderheiten gehen wird.
Erfolgsfaktor Mehrwertleistungen
Ausgebaute und laufend erweiterte Mehrwertleistungen werden mit Sicherheit zum absolut entscheidenden Erfolgsfaktor. Auch da fährt Twint offenbar auf der richtigen und wichtigen Schiene. Konsumenten suchen nicht nach zusätzlichen Bezahllösungen, vielmehr nach smarten Problemlösern, digitalen Managern, coolen Ideen- und Vorteilslieferanten, die ihnen das Leben in mehrfacher Hinsicht leicht machen. Dass mit dem universellen Tool überall bezahlt werden kann, gehört dann einfach und selbstverständlich mit dazu.
Erfolgsfaktor Komfort und Handling
Der zweite matchentscheidende Faktor liegt im Komfort und im einfachen Handling. In diesem Punkt muss sich jede neue Lösung mit den bisher gesetzten Standards vergleichen lassen, insbesondere mit dem Handling von Apple Pay. Kleinere Defizite im Komfort können möglicherweise durch ein klares Mehr an Flexibilität und Leistungen ausgeglichen werden, grössere Diskrepanzen dürften auf Dauer schwer zu überbrücken sein.
Die Verspätung von drei Monaten gehört nicht zu den entscheidenen Erfolgsfaktoren, zumal Paymit und Twint aktiv im Markt laufen und Terrain besetzen – beide mit einer beachtlichen Zahl von Anwendern, mit total 550'000 Downloads und 250'000 Transaktionen pro Monat. Langfristig werden jedoch Flexibiltät, Komfort und Mehrwertleistungen darüber entscheiden, welche Lösungen sich auf Dauer durchsetzen und halten können.
Der nächste Frühling wird spannend: Apple Pay ist bereits seit Juli 2016 im Markt unterwegs, Alipay holt aktuell Anlauf und das neue Twint startet im April 2017. Damit werden die Karten neu gemischt, aber noch nicht verteilt. Die wirklich entscheidende Phase kommt erst später – dann, wenn Twint, Apple Pay, Alipay, Android Pay und Samsung Pay mit ihren Lösungen parallel im Markt agieren, direkte Vergleiche schaffen und den Markt neu unter sich aufteilen.
Website mit allen Details: Das neue Twint
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