Die geplante und bemerkenswerte Verbindung, kommuniziert als strategische Partnerschaft, wird von Reyl Group CEO François Reyl als «Präzedenzfall in der laufenden Konsolidierung des Sektors» bezeichnet. Eine Verbindung, die «zeigt, dass Banken und EAM innovative Partnerschaften eingehen können, bei denen beide Parteien von vielfältigen Wachstumsmöglichkeiten für ihre jeweilige Kundenbasis profitieren, ohne ihr Geschäftsmodell, ihre Managementautonomie oder ihre Franchise aufzugeben».
Den noch ausstehenden Segen der FINMA vorausgesetzt, wird Reyl eine 40-prozentige Beteiligung an der 1875 Finance Holding erwerben. Die Gründer des seit 15 Jahren aktiven und unabhängigen Vermögensverwalters werden gemeinsam die Kontrolle über 1875 Finance mit einem Anteil von 60 Prozent behalten – weiterhin als aktive Partner, um die Entwicklung des Unternehmens voranzutreiben.
Wer legt da seine Kernkompetenzen zusammen?
Die 1973 gegründete Schweizer Bankengruppe Reyl, seit 2020 Teil der italienischen Fideuram – Intesa Sanpaolo Private Banking, operiert in der Schweiz und global an 8 Standorten, beschäftigt rund 260 Mitarbeiter und verwaltet Vermögenswerte von über 19.5 Milliarden Franken. Die Genfer Privatbank bietet Beratungsleistungen und Anlaglösungen für private und institutionelle Kunden an und beschreibt ihre Geschäftsbereiche mit Wealth Management, Asset Management, Corporate & Family Governance, Corporate Advisory & Structuring und Asset Services.
Die 2006 gegründete 1875 Finance positioniert sich als unabhängiger Vermögensverwalter "zwischen Tradition und Moderne" für private und institutionelle Kunden. 65 Mitarbeiter am Hauptsitz in Genf sowie an Niederlassungen in Zürich, Luxemburg und Hongkong verwalten Vermögendwerte von über 11 Milliarden. 1875 Finance ist in den Bereichen Vermögensverwaltung für Privatkunden, Multi-Family Office und Vermögensverwaltung für institutionelle Kunden aktiv.
Wer verstärkt wen auf welche Weise?
Die beiden Partner beschreiben nutzbare Synergien und Verstärkungs-Potenziale mit folgenden Intentionen:
Für 1875 Finance und deren Kunden soll Reyl soll bevorzugter Partner in einem breiten Spektrum von Produkten und Lösungen in den Bereichen Wealth Management, Asset Management, Corporate Advisory & Structuring und Asset Services agieren.
Reyl soll die führende Position von 1875 Finance auf dem Schweizer Markt für unabhängige Vermögensverwaltung sowie den diversifizierten privaten und institutionellen Kundenstamm nutzen.
Reyl und 1875 Finance sind überzeugt, dass die neue Verbindung beiden Unternehmen in zahlreichen Wachstumsbereichen Vorteile bringen und das unabhängige Multi-Custody- und Wealth-Management-Geschäft von 1875 Finance weiter stärken wird. Durch die Kooperation sehen sich Reyl und 1875 Finance in der Lage, eine aktive Rolle in der sich beschleunigenden Konsolidierung des unabhängigen Schweizer Vermögensverwaltungssektors zu spielen.
Das soll weitere kurzfristige Wachstumschancen eröffnen, die Reyl nutzen will, um die Private-Banking-Aktivitäten in der Schweiz und auf internationaler Ebene zu stärken und weiterhin eine bedeutende Rolle bei der Neugestaltung des Schweizer Finanzmarktes zu spielen. 1875 Finance will auch von neuen Prozessen, Produkten und Dienstleistungen profitieren, um die Entwicklung ihrer Kerngeschäftsfelder Wealth Management, Family Office und Institutional zu beschleunigen und ihren Kunden einen höheren Mehrwert zu bieten.
Ein mutiger und interessanter Schritt
Kooperiert der Bäcker mit dem Metzger ist das nicht erstaunlich, die Vorteile liegen auf der Hand. Neu gibt's Brötchen mit Schinken garniert, das gab's vorher nicht, jetzt schon, der eine Partner bringt das, was der andere nicht hat.
Kooperiert die Privatbank mit dem Vermögensverwalter ist das überraschend, zumindest auf den ersten Blick. Immerhin sind in den Geschäftsmodellen der beiden Partner Überschneidungen auszumachen. Allerdings auch Spezialisierungen und Stärken, die sich nicht nur gut vertragen, sondern tatsächlich neue Möglichkeiten schaffen und sich deshalb gegenseitig verstärken könnten.
Interessant bleibt, dass beide Partner nicht fusionieren, sondern ihre Unabhängigkeit behalten und jeweils die Stärken des anderen nutzen wollen, um das eigene Geschäft weiterzubringen. Das setzt übergeordnet gemeinsame Strategien und Ziele voraus, die mit Sensibilität und dennoch kraftvoll verfolgt werden – ebenso gemeinsam. Gelingt das auf Dauer, kann das bemerkenswerte Modell als Blaupause für andere Marktteilnehmer dienen, das als Verstärker Überraschungen und unerwartete Resultate möglich machen kann.