Digitale Zweiklassengesellschaft bei Schweizer Unternehmen
Das Beratungsunternehmen EY hat 700 Schweizer Unternehmen mit 30 bis 2'000 Mitarbeitern zum Stand der Digitalisierung befragt. Was nicht überrascht: Die Bedeutung der Digitalisierung hat innerhalb der letzten zwölf Monate stark zugenommen. Bei der Umsetzung zeigen sich jedoch grosse Unterschiede.
Drei Kernergebnisse der Befragung:
- Erfolgreiche Unternehmen setzen deutlich stärker auf digitale Technologien
- Kleine und unprofitable Betriebe verlieren den Anschluss
- Fehlendes Geld ist der Hauptgrund für ausbleibende Investitionen in Digitalisierung
«Viele mittelständische Unternehmen stehen am Scheideweg», lautet der Befund von Marcel Stalder, CEO von EY Schweiz. «Ein Teil der Unternehmen passt sich flexibel an die neuen Entwicklungen an. Diese schaffen es, durch innovative Produkte und Dienstleistungen ihr Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Andere werden jedoch den Anschluss verlieren: Sie investieren nicht genug in die Umstellung auf digitale Technologien, suchen zu wenig spezifisch nach geeigneten Mitarbeitenden oder vernachlässigen die Kulturentwicklung. Es droht der Schweizer Wirtschaft eine digitale Zweiklassengesellschaft.»
Die Studie zum Runterladen: Digitalisierung bei mittelständischen Unternehmen
Interviews zur Digitalisierung in der Schweiz: EY Jahres- und Nachhaltigkeitsbericht 2016
Neues vom Einzahlungsschein
Boris Brunner, Mitglied der Geschäftsleitung von SIX Interbank Clearing, hat im Februar 2017 dem SECO im KMU-Portal ein Interview gegeben. Interessante Aussage von Brunner zum Thema Einzahlungsschein innerhalb des Interviews:
"Bei den Einzahlungsscheinen werden die sieben aktuellen Versionen abgeschafft und durch einen einheitlichen Einzahlungsschein mit einem QR-Code ersetzt, der sämtliche Zahlungsdaten enthalten wird."
Nach der dezidierten Ankündigung vom November 2016, den Einzahlungsschein komplett durch den QR-Code zu ersetzen, liest sich die neue Sprachregelung nun wieder etwas anders, nämlich: Ein einheitlicher Einzahlungsschein mit QR-Code soll im Zentrum stehen, keine Rede mehr im Interview von QR-Code ohne Einzahlungsschein. Bleibt's bei der aktuellen Lesart, wäre das grundsätzlich eine gute Idee. Im April 2017 gibt's Klarheit, dann informiert SIX über die neue Lösung.
Interview in voller Länge: Boris Brunner zur Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz
Apple Pay mit Boon
Wie bereits 2016 angekündigt, hat Apple Pay in Verbindung mit der Mobile Payment App Boon von Wirecard im Februar 2016 die Türen zum Schweizer Markt etwas geöffnet. Allerdings nicht in der Grösse eines Scheunentors, weil der Umweg über eine (notwendige) virtuelle Prepaid-Mastercard etwas umständlich bleibt. Immerhin, bestehende Kreditkarten, welche Apple Pay nicht unterstützen, können via Boon nun indirekt verknüpft werden.
Hemmschuh sind die erheblichen Gebühren: Das Aufladen der virtuellen Karte mit Guthaben über die eigene Kreditkarte schlägt mit 1 Prozent aufs Konto, was User gar nicht mögen. Dazu kommen 1.25 Prozent Gebühren vom Umsatz, wenn Apple Pay via Boon im Ausland eingesetzt wird. Plus eine generelle Nutzungsgebühr von 99 Rappen pro Monat (ab 13. Monat).
Fazit: Grundsätzlich können jetzt mehr Menschen Apple Pay in der Schweiz nutzen, auch wenn ihre bestehende Kreditkarte den Service nicht direkt unterstützt. Ob sie das tatsächlich in Scharen tun werden, bleibt abzuwarten.
Unsere Prognose: Eher nicht, weil man sich die Nutzung von Apple Pay mit den Nachteilen einer Prepaid-Karte erkaufen muss. Die Verbindung mit Boon ist eine smarte Idee, aber allzu viele User werden nicht bereit sein, jeweils 1 Prozent Gebühren für das blosse Aufladen der virtuellen Karte zu zahlen.
Wirecard: Details zur Lösung und zur App
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