Im März 2022 hat der SaaS-Anbieter Bricknode die Neo-Banken mit Hauptsitz in Europa unter die Lupe genommen. Die Analyse soll zeigen, welche Neo-Banken ihre Kundinnen und Kunden bereits investieren lassen – und in welche Produkte und Anlageklassen.
Das vordergründige Interesse von Bricknode am Thema ist naheliegend: Als Software-as-a-Service-Anbieter sieht das Tech-Unternehmen wachsende Chancen im Bereich Investments für Neo-Banken, erklärt auch weshalb, und führt die entsprechenden Tools und Brokerage Services im Programm.
44 Prozent der Neo-Banken in Europa bieten bereits Anlageprodukte an
Von diesen Neo-Banken, die ihren Kundinnen und Kunden Investitionen möglich machen, bieten 54 Prozent mehrere Anlageklassen an – am häufigsten sind dabei Investmentfonds, ETFs, Aktien und Kryptowährungen vertreten.
Bereits ein Viertel führt nachhaltige Investitions-Möglichkeiten im Programm, also Investments in Umwelt-Themen oder in sozialverantwortliche Unternehmen.
Zwei Drittel der Neo-Banken setzen auf einsatzfertige Technologie, Software und Infrastrukturen von SaaS- oder BaaS-Anbietern, nur ein Drittel hat selbst entwickelt und ist mit proprietärer Technologie unterwegs. Diese Quote wird weiterhin hoch bleiben, weil der Weg von der reinen Neo-Bank zum Neo-Broker mit bestehender und erprobter Technologie abgekürzt und risikoloser gestaltet werden kann.
Weitere Neo-Banken sind auf dem Sprung und im Moment dabei, Anlageprodukte zu implementieren, zum Beispiel Monzo in Grossbritannieren oder Tomorrow in Deutschland.
Die Neo-Broker unter den Neo-Banken in der Schweiz
Von den acht in der Schweiz aktiven Neo-Banken sind sechs ebenfalls als Neo-Broker unterwegs, allerdings in in sehr unterschiedlicher Ausprägung. Die FlowBank und Yuh operieren dabei an vorderster Stelle, andere holen erst richtig Anlauf oder beschränken sich auf Anlagen rund ums Vorsorgesparen.
Revolut würde mit zur Spitzengruppe gehören, Kryptowährungen können schon lange gehandelt werden, Aktienhandel steht jedoch in der Schweiz noch nicht allen Kundinnen und Kunden zur Verfügung.
Bisher auf Distanz zum Brokerage bleiben das Schweizer FinTech Neon und die deutsche N26. Die Berliner Neo-Bank verfolgt konkrete Pläne für Krypto- und Aktienhandel, wird jedoch in EU-Ländern starten. Wie bei Revolut dürften auch bei N26 die regulatorisch notwendigen Schritte den Markteintritt in der Schweiz bremsen und hinauszögern.
Bei N26 ist das nicht erstaunlich, die Neo-Bank ist in der Schweiz nur mit einem schmalbrüstigen und beschränkten Angebot aktiv und investiert nicht in den Schweizer Markt. Die abwartende Haltung von Revolut überrascht da schon eher. Revolut hat inzwischen über 450'000 Kundinnen und Kunden in der Schweiz, um Längen mehr als jede andere Neo-Bank hierzulande. Eine Öffnung des Aktienhandels über den "Umweg" der Erfüllung der regulatorischen Anforderungen wird von Kunden erwartet und dürfte sich für die Neo-Bank auch im Hinblick auf zukünftige Wachstumschancen rechnen.