Vier übergeordnete Themen werden auch 2017 mit Sicherheit im Vordergrund stehen. Zumal die folgenden Basisthemen eng miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen.
Banken und Geschäftsmodelle
Die Bankenlandschaft verändert sich, das Karussell dreht sich schon länger, 2017 wird sich das Tempo verschärfen. Befeuert durch die laufende Tendenz, dass vermehrt neue Finanzdienstleister Services und Leistungen anbieten, die bisher Banken vorbehalten oder traditionellerweise zumindest Banken zugeordnet waren. Unterstützt wird diese Entwicklung durch die tieferen regulatorischen Hürden und auch durch die neue FinTech-Lizenz, welche 2017 Tatsache wird. Mit im Spiel sind auch Entwicklungen rund um die PSD2, welche vor der Schweizer Grenze nicht Halt machen werden. 2016 und die Jahre davor haben wir erst die Anfänge dieser Entwicklung gesehen, in diesen Bereichen ist noch sehr viel mehr zu erwarten.
Dadurch werden die Auswirkungen auf die bisherige Bankenlandschaft spürbarer und sichtbarer. Einige Finanzinstitute werden profitieren, gestärkt und mit angepassten oder neuen Geschäftsmodellen im Markt auftreten. Andere werden sich schwer tun, ihre neue Rolle zu finden und sich zu behaupten. Mit Sicherheit wird die Zahl der klassischen Banken, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen, weiterhin abnehmen. 2017 und auch in Zukunft.
Filialen und Konzepte
Finanzinstitute reduzieren seit längerem das kostenintensive Netz ihrer Bankfilialen in Zahl und Streuung – dieser Trend wird sich auch 2017 fortsetzen. Wichtiger ist die Frage, welche Funktion eine Bankfiliale heute hat oder in Zukunft haben soll. Banken im Inland und im Ausland testen neue Filialtypen, welche Kundennähe, persönliche Beratung und digitale Verfügbarkeiten unter einen Hut bringen. City-Filialen, Flagship-Filialen und andere Filial- und Gestaltungskonzepte sind im Markt und stehen bei unterschiedlichen Kundensegmenten auf dem Prüfstand.
In den verschiedenen Ansprüchen der Zielgruppen liegt denn auch die Krux. Nicht alle wollen und brauchen dasselbe. Deshalb sollen analog und digital ausgerichtete Kunden auf ihre Kosten kommen und sich willkommen fühlen. Mag die Zahl der Filialen auch weiterhin abnehmen, die "genau richtig konzipierte" Filiale am "genau richtigen" Ort bleibt ein strategischer Vorteil und damit ein nicht zu unterschätzendes Ass der klassischen Finanzinstitute, das wirkungsvoll ausgespielt werden kann. Als Botschafter und Aussenposten, als "Transportmittel" für Positionierung und Kommunikation einer Bank, als sichtbare und nutzbare starke Kupplung zu Märkten und zu Kunden.
Die Strategien zum "richtigen" Filialkonzept werden sich aufgrund gemachter Erfahrungen auch 2017 weiter konkretisieren.
Bankkunden und neue Zielgruppen
Oder besser: Dienstleistungskunden. Bankkunden mit Sparsäuli und physischem Sparheft gehören schon seit längerem der Vergangenheit an. Nicht nur ausbleibende Sparzinsen ändern Gewohnheiten, vor allem Internet und Digitalisierung schaffen neue Verhaltensweisen und neue Kundengruppen. Dabei geht es im ersten Anlauf noch weniger um halbwegs klar umrissene Zielgruppen wie Generation Y oder Generation X, sondern vielmehr um die gesamte Breite möglicher Kunden, welche in den Bereichen Zahlungsverkehr, Vermögensaufbau oder Finanzierungsbedarf Wünsche haben und neue Bedürfnisse entwickeln.
Die Frage ist müssig, ob Digitalisierung und neue Finanzdienstleister bei Bankkunden mit smarten Leistungen neue Wünsche wecken – oder ob Zielgruppen im Wandel diese Bedürfnisse selbst kreieren und deshalb Angebote dazu geschaffen werden. Fakt ist: die Zahl der klassischen Bankkunden wird tendenziell kleiner, während die Gruppe der Nutzer neuer Finanzdienstleistungen wächst. Davon werden innovative Banken wie auch neue Anbieter profitieren. Wer genau in welchem Masse zu den Gewinnern gehört, wird sich 2017 und in den Jahren danach zeigen. Einzig die Hauptgewinner stehen bereits fest: Zielgruppen und Kunden, die aus einem stark erweiterten Spektrum jene Leistungen auswählen werden, die punktgenau ihren Wünschen entsprechen.
Digitalisierung und Transformation
Dem Schlagwort folgen Taten, sichtbare Veränderungen und Resultate. Was sich in Ansätzen und Projekten bereits 2016 und vorher abzuzeichnen begann, wird 2017 sehr viel markantere Konturen bekommen. Weil allmählich klar wird, dass die Digitale Transformation weder einen Anfang noch ein Ende hat, vielmehr als ständiger Prozess verstanden werden muss. Ein Prozess, der sämtliche Bereiche eines Unternehmens umfasst und betrifft. Und damit neben Entwicklung und Technologie auch Gesellschaft und Wirtschaft massiv beeinflussen und umwälzend verändern wird. Digitale Transformation in fünf Thesen
Ob man nun die medial strapazierten Begriffe Digitalisierung und Digitale Transformation nicht mehr hören mag oder schon längst adaptiert und zum eigenen Mindset gemacht hat – die digitale Realität wird vieles verändern. Eine Realität, die Marktverhältnisse verschieben kann und damit Gewinner und auch Verlierer hervorbringen wird. Das Gute dabei: wir alle sind eingeladen, genau diese Realitäten zu schaffen und mitzugestalten. Könnte spannend werden, gerade in der Finanzbranche, den Entwicklungen nicht zu folgen, sondern vielmehr diese Entwicklungen zu schaffen. 2017 dürfte zum guten Jahrgang für neue Themen, Prozesse, Konzepte, Geschäftsmodelle und Angebote werden. Nicht nur die Zeit ist reif dafür, die Zielgruppen sind es auch.
Stichworte im Lexikon: Digitale Transformation | FinTech | PSD2 | Generation Y | Generation X