Savedroid

Von Robin Hoods, egomanischen PR-Kampagnen und dem Schuss ins Knie einer ganzen Branche

Bild: Website Savedroid | Savedroid als Vorreiter für hohe Qualitätsstandards bei ICOs?

Was Savedroid nach seinem ICO abgezogen hat, torpediert nicht nur das eigene Startup, die billige PR-Aktion schadet der gesamten Branche. Die Chronologie der Ereignisse und ein Kommentar.

Das Frankfurter Startup Savedroid hilft jungen Menschen dabei zu sparen. Mit künstlicher Intelligenz und einem cleveren Algorithmus legt die App in kleinen "Portionen" jeweils so viel Geld zur Seite, dass etwas zusammenkommt, und dennoch so wenig, dass es dem Sparer nicht weh tut.

Der nächste geplante Schritt ist Sparen mit Kryptowährungen. Um diesen Ausbau finanzieren zu können, hat das FinTech ein ICO lanciert und damit rund 40 Millionen Euro eingesammelt. 

ICO-Betrug oder Hacker-Attacke?

Nach dem erfolgreichen ICO und den eingesackten 40 Millionen war die Website von Savdroid weg vom Fenster. Zu sehen war nur noch ein Standbild aus der US-Serie Southpark, dazu die Message "And it's gone". Das Startup selbst war nicht mehr erreichbar und auf dem Twitter Account des CEOs, Yassin Hankir, war der Savedroid-Chef selbst zu sehen, reisebereit auf dem Flughafen, zusammen mit der Message: "Thanks guys! Over and out ... #svedroidICO"

24 Stunden lang ist die gewünschte mediale Aufmerksamkeit generiert worden, rund 35'000 Kleininvestoren sorgten sich um ihr Geld und die Vermutung lag nahe: Yassin Hankir hat sich mit der eingesammelten Kapital aus dem Staub gemacht.

Wie beruhigend, nur eine PR-Aktion

Eine drastische und notwendige Aktion, wie der selbsternannte Robin Hood der ICOs und Kryptowährungen, Yassin Hankir, selbst zu Protokoll gibt, nachdem er, seine Crew und sein ganzes Unternehmen nach 24 Stunden Funkstille wieder aufgetaucht sind. Drastisch, um der erstaunten Investoren-Gemeinde und der ganzen Branche klar vor Augen zu führen, mit welchen Risiken ICOs verbunden sind. Notwendig, um die Welt vor Leichtgläubigkeit und Leichtsinn zu warnen, um die Behörden aufzufordern, wirkungsvoll zu regulieren. Schliesslich, so Yassin Hankir, hätte er selbst ja sehr leicht mit den 40 Millionen Euro verschwinden können.

Stimmt, Hankir sei Dank, hat er das nicht getan. Endlich weiss die Welt um die Risiken von ICOs. Und die Investoren können jetzt viel besser unterscheiden zwischen den Guten und den Bösen. Yassin Hankir und seine Savedroid gehören zweifelsohne zu den Guten, so viel steht jetzt fest. Schliesslich lanciert Hankir nicht nur ICOs, er haut auch nicht ab mit dem Geld. Wenn doch, dann nur kurz, um die Leute ein bisschen zu erschrecken. Dann ist er wieder da als Robin Hood und warnt die Welt davor, in ICOs wie das seine Geld zu investieren. Könnte ja ins Auge gehen.

Auch das stimmt. Und damit schimpft Hankir seine 35'000 Investoren in gewisser Weise Narren und Toren, verbunden mit der beruhigenden Message: Es ist grad nochmal gut gegangen, zum Glück habt ihr in mich investiert.

Wer zahlt den Preis?

Interessant und auch mutig wäre gewesen, Yassin Hankir hätte vor seinem ICO eine wirkungsvolle Warn- und Panik-Kampagne gestartet. Hat er nicht, weil er ja vorher noch 40 Millionen einsammeln wollte. Von einer "leichtgläubigen" Investoren-Gemeinde, welche sich nicht bewusst ist, was sie da tut. Zu früh aus dem Glashaus mit Steinen zu werfen, schien Hankir als mögliche Bremse für den Erfolg seines eigenen ICOs offensichtlich zu gefährlich und deshalb nicht infrage zu kommen.

Zahlen jetzt möglicherweise einige Startups nach Hankirs Aktion den Preis, indem ihre ICOs eher schlecht laufen, kratzt das Yassin Hankir wenig, er hat seine Schäfchen bereits im Trockenen. Ob die PR-Aktion das Vertrauen der 35'000 Investoren in Savedroid nachhaltig stärkt, bleibt offen und darf bezweifelt werden.

Eine ganze Branche ist bemüht, ICOs seriös durchzuziehen und Regulatoren sind dabei, Regeln aufzustellen, die nicht zu sehr einschränken, aber Betrug und Schindluderei möglichst verhindern. Das Instrument ICO ist erst dabei, seinen Platz zu finden. Mit der Idee, sich selbst zu profilieren, hat Yassin Hankir einer ganzen Branche geschadet. Nicht auf Dauer, für absehbare Zeit aber möglicherweise schon. 

Trau keinem ausser Yassin Hankir

Gründer und CEO von Savedroid, Yassin Hankir, ist überzeugt, mit der PR-Aktion den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft für sein FinTech gelegt zu haben. Hat die Aktion doch für sehr viel Aufregung und ebenso viel Medienresonanz gesorgt und Savedroid damit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. 

Diese Aufmerksamkeit nutzt Hankir, um sich als Beratungspartner für Startups zu positionieren, welche ein ICO lancieren wollen. Er sieht sich auch in der Rolle als Sparringspartner für Regulierungsbehörden, weil Yassin Hankir ganz genau weiss, wo der Schuh drückt und wie wirkungsvoller reguliert werden muss. Schliesslich hat er plakativ unter Beweis gestellt, wie leicht sich 40 Millionen Euro generieren lassen und vor allem, wie leicht böse Buben und ebenso böse Mädchen mit den eingesammelten Millionen hätten davonrennen können, um sich ein schönes Leben zu machen. 

Das bemerkenswerte Video, in dem Yassin Hankir die egomanische PR-Aktion, seine Motive und sich selbst erklärt, lohnt einen Blick. So viel komprimierte Uneigennützigkeit ist selten zu sehen.