Die Schweizerische Post ist in den letzten Jahren vermehrt in die Kritik geraten, weil sie ihre Funktion und den Grundversorgungsauftrag sehr breit und flexibel auslegt. Auf den ersten Blick überraschende Kooperationen mit Anbietern wie Banken, Goldhändlern und anderen Unternehmen können durchaus sinnvoll sein. Sie erweitern für Kundinnen und Kunden die Angebotsvielfalt und das Leistungsspektrum der Postfilialen und können zu einer positiven Bilanz der Post beitragen.
Stein des Anstosses ist vielmehr die anhaltende Einkaufstour der Post. Der gelbe Riese kauft laufend Startups und Unternehmen aus völlig unterschiedlichen Branchen, die auch mit viel Fantasie wenig bis gar nichts mit dem Kerngeschäft zu haben. Postchef Roberto Cirillo will seinen Betrieb auf Wachstum trimmen – und dazu stehen ihm Shopping-Budgets zur Verfügung, die andere nicht haben. Die bisher getätigten Akquisitionen stehen auch deshalb in der Kritik, weil KMU in verschiedenen Branchen durch Cirillos Einkäufe in Bedrängnis geraten können. Die aufgekauften Unternehmen unter dem Dach der Post richten mit grosser Kelle an, zum Nachteil der KMU-Konkurrenten in der normalen Wirtschaft, die mit kleinerem Geschirr operieren müssen.
Der Aufbruch zum Gemischtwarenladen hat vor einigen Jahren begonnen und wird ungebrochen fortgesetzt. Anhaltende Kritik und auch parlamentarische Vorstösse haben dem Konzept des Wachsens durch Diversifizierung und Akquisitionen bisher nichts anhaben können.
Telefon und SMS statt Briefe, sagt die Post, und startet mit Post Mobile
Neu ist die Post auch ein bisschen Telco und wird zum Mobilfunkanbieter. Natürlich nicht mit eigener technischer Infrastruktur, sondern ähnlich wie Migros und Coop, welche mit Swisscom partnern und über das Swisscom-Netz organisiert sind.
Wird die Post nun auch noch zum Mobilfunkanbieter, hätte man erwartet, dass der bundesnahe Betrieb ebenfalls mit der Swisscom zusammenspannt. Im Sinne von: "Wir Schweizer Staatsbetriebe müssen zusammenhalten und uns gegenseitig fördern". Falsch gedacht, die Post geht fremd und kooperiert mit Salt. Die drittgrösste Telekommunikations-Anbieterin in der Schweiz gehört über die NJJ Capital dem französischen Telekom-Unternehmer Xavier Niel. Die Liaison mit der französischen Braut Salt anstelle der verschmähten Nebenbuhlerin aus den eigenen Reihen der staatsnahen Betriebe könnte auch in Bundesbern noch zu reden geben.
Rauswurf von Swisscom, Sunrise und anderen Anbietern aus den Postfilialen
Der Start von Post Mobile bedeutet auch das Ende der Präsenz in Postfilialen für alle Anbieter, die nicht Salt heissen. Die Post bietet seit gut 20 Jahren in ihren Filialen Abos, Smartphones und Telekomzubehör von unterschiedlichen Anbietern an, damit ist nun Schluss. Nach eigenen Aussagen will die Post künftig ihre Zusammenarbeit im Bereich der Postpaid- und Prepaidverträge auf einen einzigen Partner konzentrieren und so die Kräfte bündeln. Die strategische Partnerschaft mit Salt ist exklusiv und duldet keine Konkurrenten.
Dass Salt den Zuschlag von einem bundesnahen Betrieb erhalten hat, ist erstaunlich. Die Verbannung von Swisscom aus den Postfilialen ist noch erstaunlicher.
Das dürfte Swisscom und auch andere Mitbewerber mehr als nur schmerzen. Mit um die 800 Filialen und täglich rund 350'000 Kundinnen und Kunden geht ein wichtiger Distributionskanal verloren, der nun exklusiv für Salt und Post Mobile reserviert bleibt.
Das Angebot von Post Mobile
Das Angebot mit vier Abo-Plänen operiert eher auf der günstigen Seite, ist aber nicht revolutionär neu und anders als die Angebote bestehender Anbieter. Die Pläne heissen Start, Swiss, Europe und World. Sie kosten zwischen CHF 14.95 und CHF 49.95 pro Monat und unterscheiden sich in den Leistungen und Möglichkeiten. Der Einführungsrabatt von 5 Franken soll lebenslang gewährt werden und die Aktivierungsgebühr von CHF 49.95 wird für Schnellentschlossene ebenfalls gestrichen. Details zum Angebot von Post Mobile gibt's auf der neu geschaffenen Website zu sehen, hier.
Damit sind Pricing und Rabatte ähnlich ausgelegt wie die Angebote der etablierten Mitbewerber. Die Post wird mit diesen Abo-Modellen den Markt weder dramatisch aufmischen noch pulverisieren, aber sie könnte ihn dennoch verändern. Einfach deshalb, weil ein Monopolbetrieb nur noch Salt in seinem riesigen Filialnetz duldet. Eine entsprechende Beratung in den Postfilialen ist sichergestellt, sagt die Post: «Unsere Mitarbeitenden können unsere Kundinnen und Kunden in den Filialen gezielt und persönlich zu "Post Mobile" beraten». Innerhalb dieser Beratung werden Hinweise zu alternativen Angeboten von Swisscom, Sunrise und anderen Anbietern kaum stattfinden, weil diese Verträge nicht mehr bei der Post abgeschlossen werden können.