Wie gut sind die Betriebsmodelle von Private Equity-Unternehmen aktuell aufgestellt? Eine Analyse und gemeinsame Studie der Managementberatung Kearney und der Technischen Universität München (TUM) liefert Antworten. Die Experten legen den Finger auf Schwachpunkte und sagen auch, was für die Zukunft wichtig sein wird.
Zentrale Einsichten
In Zeiten von Niedrigzinsen stehen Private Equity-Fonds hoch im Kurs. Dieser Höhenflug könnte aber bald vorbei sein, warnen die Berater der Managementberatung Kearney. Übersehen Private Equity-Manager die Warnsignale?
«Der verschärfte Wettbewerb zwingt Private Equity-Unternehmen, ihre operativen Modelle und Strategien zu überdenken. Wer jetzt nicht handelt, könnte bald überflüssig sein», sagt Dr. Martin Eisenhut, Partner und Managing Director der DACH-Region von Kearney.
Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner, Co-Direktorin des Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) der Technischen Universität München, ergänzt:
«Man beobachtet, dass sich Investoren immer häufiger direkt an Unternehmen beteiligen und nicht mehr ausschliesslich über Private Equity-Fonds gehen. Zukünftig wird es daher für die PE-Branche immer wichtiger, ihre Beziehung zu Investoren zu stärken»
Gemeinsam mit dem CEFS hat Kearney ein Analyseraster entwickelt, das die Arbeitsabläufe in Private Equity-Unternehmen bewertet und dabei 110 typische Aktivitäten in Bereichen wie Fundraising, Due Diligence oder Value Creation und andere unter die Lupe nimmt. Mithilfe dieses Rasters wurden 45 europäische Beteiligungsgesellschaften aller Grössenklassen befragt, ergänzt mit Experteninterviews.
PE-Unternehmen bleiben gelassen, Investoren möglicherweise nicht
Die Ergebnisse zeigen, dass Private Equity-Unternehmen ihre Zukunft derzeit noch recht gelassen sehen. Das Thema Fundraising schätzen die befragten Teilnehmer als weniger wichtig ein als andere Bereiche. Dies dürfte auch mit den hohen Summen an nicht investiertem Kapital zusammenhängen, über die die Fonds aktuell noch verfügen.
Hier zeigt die Studie eine Problematik auf: Zwar wird das Thema Investoren-Beziehung als sehr wichtig eingeschätzt, viele Befragte sehen hier bei sich aber grossen Entwicklungsbedarf. Die Erwartungen der Investoren steigen derweil stark an: Sie verlangen immer mehr Transparenz von den PE-Gesellschaften. Prof. Dr. Reiner Braun, Co-Direktor des CEFS, erklärt:
«Zukünftig könnten diese ihre Investitionsstrategien und die Performance laufender Fonds noch detaillierter erklären und vor allem ihre Gebühren stärker rechtfertigen müssen»
Stolperstein Digitalisierung
Wie erwartet ist für die Befragten die operative Optimierung der Portfoliounternehmen der wichtigste Wertsteigerungshebel. Jedoch sind nur wenige PE-Unternehmen gut genug mit Blick auf Digitalisierungsfragen aufgestellt. Martin Eisenhut warnt:
«Insbesondere bei der Digitalisierung hängen manche Fonds Jahre hinterher und schöpfen die Potenziale für ihre Portfoliounternehmen, aber auch für die eigene Organisation kaum aus»
Die Studie zeigt, dass sich die Private Equity-Branche in Summe zu sicher fühlt. Reiner Braun unterstreicht:
«Zukünftig wird derjenige gewinnen, der den besten Überblick hat, welche neuen Geschäftsmodelle erfolgversprechend sind. Die Transformation des Finanzmarktes wird auch an Private Equity nicht vorbeiziehen. Insbesondere das interne Wissensmanagement muss verbessert werden, um sich weiterhin vom Wettbewerb abzugrenzen – anderenfalls werden manche Firmen überflüssig»
Private equity's coming of age
Die Analyse geht auf 40 spannenden Seiten ins Detail und steht in englischer Sprache zur Verfügung. Die Studie kann kostenlos bei Kearney runtergeladen werden, über den Link gleich unten.