Neo-Banken

N26 und Revolut – stimmen die explosiven Wachstumszahlen?

Erfolg und schneller Aufstieg
Bild: golero | Getty Images

Die beiden Digitalbanken überraschen schon seit einiger Zeit mit einem sprunghaften Anstieg ihrer Kundenzahlen. Stimmen Unternehmensangaben und Realität überein?

Die beiden Smartphone-Banken N26 und Revolut verzeichnen seit ihrem Start interessante Zuwachszahlen. Haben sich diese in den ersten zwei Jahren für die beiden FinTechs sicher erfreulich entwickelt, bewegten sie sich dennoch in einer normalen Bandbreite von "irgendwie erwartungsgemäss".

Gegen Ende 2017 und im ganzen 2018 sind die Zahlen dann sprunghaft angestiegen – bei beiden Neo-Banken. Firmenangaben sind das eine, konkrete Downloads der App dann das andere und die deutlich härtere Währung.

N26 versus Revolut

N26 hat nach eigenen Angaben inzwischen 2 Millionen Kunden in bald 24 Ländern und wächst weiterhin sehr schnell. Revolut beziffert die Zahl seiner Kunden mit über 3 Millionen und legt in Europa ebenfalls mit rasantem Tempo zu.

Die beiden Startups tun alles dafür, dass weder bei bestehenden noch bei neuen Kunden Langeweile aufkommt. Die Apps verfügen über einen vielseitigen Leistungsumfang, Komfort und neue Funktionen kommen laufend dazu.

Die Expansionsstrategie von N26 und Revolut ist vergleichbar – Europa ist weitgehend erobert, aktuell noch weisse Flecken werden nach und nach mit Farbe gefüllt und bei beiden Neo-Banken stehen auch die USA plus weitere Destinationen auf der Expansionslandkarte.

Und jetzt die Zahlen

Beide FinTechs geben an, pro Tag um mehrere tausend Kunden zu wachsen. Das Branchenportal Gründerszene hat sich die Mühe gemacht, die von Priori Data erhobenen Download-Zahlen der Apps von N26 und Revolut auszuwerten.

Vor zwei Jahren hat Revolut 600 Downloads pro Tag verzeichnet, bei N26 waren es 300. Aktuell wachsen beide Startups pro Tag mit durchschnittlich jeweils etwa 3'000 App-Downloads. Rechnet man diesen Wert auf Monate und Jahr hoch, kommt ganz schön was zusammen. Auch dann, wenn beim anschliessenden ID-Check einige Noch-nicht-Kunden gleich wieder abspringen dürften.

Ein App-Download ist noch keine Kontoeröffnung, erst eine manifestierte Absichtserklärung. Revolut hat Ende 2018 gegenüber dem Handelsblatt angegeben, dass pro Tag 8'000 bis 10'000 neue Bankkonten eröffnet würden. Caspar Tobias Schlenk von der Gründerszene hat nachgerechnet und kommt zum Schluss, dass dies nach der Download-Erhebung grundsätzlich möglich ist, allerdings nicht konstant in allen Monaten.

Unterschiede bei iOS und Android

N26 hatte die Nase im Dezember 2018 im App Store mit 95'000 iOS-Downloads erstmals seit langem wieder vorn, allerdings sehr dicht gefolgt von Revolut.

Revolut ist im Dezember 2018 klarer Sieger im Google Playstore und verzeichnet 220'000 Android-Downloads.

Bei N26 halten sich insgesamt Apple-Nutzer und User mit Android-Geräten in etwa die Waage. Revolut hingegen hat mehr Zustrom aus der Android-Gemeinde.

Fazit

Vor zwei Jahren sind die beiden Neo-Banken erfreulich, aber noch moderat gewachsen. Inzwischen greifen Netzwerk- und andere Effekte, die zu Wachstumskurven führen, welche sehr steil nach oben zeigen.

Die von den FinTechs jeweils angegebenen Zahlen korrespondieren nach der vorliegenden Analyse mit der Bandbreite der möglichen und realistischen Zuwachsraten.

Die Zahlen der Gegenwart sind noch kein Garant dafür, dass sich das exponentielle Wachstum auf Dauer fortsetzen wird. Die Chancen stehen allerdings nicht schlecht, weil N26 wie auch Revolut seit ihrem Start Kunden und deren Wünsche lesen und diese auch erfüllen. Beide Smartphone-Banken sind heute mit Leistungspaketen unterwegs, die sich sehen lassen können. Und ein Ende der Fahnenstange in Bezug auf Services und Funktionen ist noch längst nicht in Sicht, die FinTechs legen laufend nach.

Was Challenger-Banken beweisen: es ist möglich

N26 und Revolut sind nicht die einzigen Neo-Banken in Europa, Atom, Monzo, Starling und andere sind auch erfolgreich unterwegs – und weitere Digitalbanken wie das Schweizer Startup Yapeal holen erst Anlauf. N26 und Revolut stehen jedoch stark im Markt, legen ebenso stark zu, sind mit 2 und 3 Millionen Kunden keine Leichtgewichte mehr und verfolgen sehr ambitionierte Expansions- und Wachstumsziele. Überall dort, wo Banking und smarte Services rund ums Geld neu definiert und kombiniert werden sollen, auch in der Schweiz.

Nicht alle bestehenden und neuen FinTechs werden es schaffen und überleben. Eines jedoch haben N26 und Revolut inzwischen bewiesen: es ist möglich. Aus einer starken Idee, getrieben von einer Handvoll mutiger und beseelter Gründerinnen und Gründer, kann in sehr kurzer Zeit eine erfolgreiche und ernstzunehmende Neo- und Challenger-Bank werden. Ein Finanzdienstleister, der Kunden begeistern kann und deshalb unterschiedliche Bankenlandschaften in verschiedenen Ländern beeinflusst und verändert. Bereits heute – und noch sehr viel stärker in Zukunft.