Der Geschäftsbericht 2017 der Postfinance präsentiert nicht nur Zahlen, er enthält auch ein Interview mit CEO Hansruedi Köng.
Die Statements sind in mehrfacher Hinsicht interessant. Zum einen spricht der Postfinance-CEO über die Digitalisierung der Bank, beleuchtet den Weg zum "Digital Powerhouse", thematisiert die Harmonisierung des Zahlungsverkehrs und damit auch das neue Kernbankensystem.
Der interessanteste Teil des Gesprächs dreht sich jedoch um die nach wie vor schwer nachvollziehbare Tatsache, dass für die Postfinance immer noch nicht die notwendigen Voraussetzungen geschaffen worden sind, als "richtige" Bank zu funktionieren und Kredite vergeben zu dürfen.
Die geradezu absurde Konstellation, einer Bank mit dem klarem Auftrag Mehrwert zu schaffen und Erträge zu steigern, nicht die Möglichkeit zu geben, ihren Auftrag auch realisieren zu können, bleibt unverständlich. Die Hintergründe zum Weshalb und Wieso sind hinlänglich bekannt und immer wieder diskutiert und ausgewalzt worden, in den Medien und auch auf dem politischen Parkett, allerdings ohne den Mut zur Lösung. Weiterhin auf Zeit zu spielen, wird das Problem nicht aus der Welt schaffen, nur verschärfen.
Zeit zum Handeln
Bisher sind Vorstösse und Motionen auf politischer Ebene, das Kreditverbot für die Postfinance aufzuheben, abgelehnt worden. Diese ablehnende Haltung bleibt in Zukunft nur dann gerechtfertigt, wenn damit auch die logischen Konsequenzen in Kauf genommen werden:
Der Ertrag kann langfristig nicht gesteigert werden und der Anspruch, dass die Postfinance weiterhin beträchtliche Anteile an den Betriebsertrag der Post leistet, muss sehr deutlich reduziert werden.
Diese Bereitschaft war bisher jedoch nicht vorhanden, man wünscht sich, ungeachtet der Realitäten, weiterhin den Föifer und das Weggli. Die Postfinance soll eine ertragsstarke Bank sein, ohne eine Bank sein zu dürfen. Sprich: im Werkzeugkasten der Postfinance fehlen die wichtigsten Instrumente, welche jeder anderen Bank, die sich im harten Wettbewerb behaupten muss, zur Verfügung stehen. Wie dieses Kunststück mit Spagat und Verrenkungen auf Dauer möglich sein soll, weiss niemand so genau, konkrete Rezepte fehlen, sichtbar sind einzig Hoffnungen und Erwartungen.
Klare Worte von Hansruedi Köng
War der Postfinance-CEO in der Vergangenheit eher zurückhaltend in seinen Statements zum Thema, findet er im Geschäftsbericht 2017 klare Worte, zum Beispiel zur Teilprivatisierung:
Wenn durch eine Teilprivatisierung das Kreditverbot wegfällt, sollten wir diesen Schritt gehen
Auf die Frage, weshalb der Widerstand gegen eine Aufhebung des Kreditverbots dermassen stark ist, meint Hansruedi Köng:
Zum einen haben die anderen Banken wenig Interesse daran, dass Postfinance Zugang zum Kreditmarkt erhält
Zum andern kursieren falsche Behauptungen – zum Beispiel, dass das Kreditverbot Postfinance sicherer mache
Auch auf das aktuelle und schon länger andauernde Dilemma des Kreditverbots und seiner Konsequenzen hat Köng Antworten parat, die an neuer Klarheit nichts zu wünschen übriglassen:
Das Kreditverbot vernichtet Volksvermögen
Bleibt das Kreditverbot bestehen und bleiben die Zinsen weiter tief, wird Postfinance in fünf Jahren weniger wert sein als heute
Die Deutlichkeit der Aussagen unterstreicht die schwierige und auf Dauer nicht lösbare Situation. Ein unhaltbarer Zustand, der nur durch eine Entscheidung, in welche Richtung auch immer, auf gangbare Wege gebracht werden kann.
Das Gespräch in voller Länge kann, als Auszug aus dem Geschäftsbericht 2017, runtergeladen werden, der komplette Geschäftsbericht ebenfalls.