Die Neo-Bank Yuh gehört zu den überraschenden Gewächsen im inzwischen bereits dicht gewachsenen Dschungel der Neo-Banken, die in der Schweiz aktiv sind. Warum? Eine kurze Analyse zum Thema.
Apropos Neo-Banken-Dichte in der Schweiz
Im Vergleich der Regionen sind in Europa mit 97 Anbietern die meisten Neo-Banken zu Hause, aktuelle Zahlen dazu gibt's hier. Im kleinen Land Schweiz sind überproportional viele davon vertreten und aktiv. Je nachdem wie man rechnet und wen man als Neo-Bank durchgehen lassen mag, hat die Schweiz das Dutzend bereits voll gemacht und dürfte damit weltweit die höchste Neo-Banken-Dichte aufweisen, nachzulesen hier.
Diese hohe Dichte wird kaum auf Dauer Bestand haben. Wer von den zahlreichen Anbietern ohne Fusion, Übernahme, Rückzug oder Aufgabe auch morgen noch erfolgreich geschäften kann, wird die Zukunft zeigen. In einer Umfrage haben Leserinnen und Leser von MoneyToday.ch Yuh gute Chancen eingeräumt und die Neo-Bank bei dieser Frage auf den ersten Platz gehievt, hier geht's zum Ranking.
Die Eisen, welche die Voraussetzungen für ein langes Neo-Banken-Leben schaffen, werden heute geschmiedet. Hier ist Yuh im Umgang mit Hammer und Amboss versiert und operiert auf Spur, aus mehreren Gründen.
Warum ist Revolut das Challenger-Schlachtross unter den Neo-Banken?
Das britische FinTech hat bereits bei seiner Gründung 2015 klargemacht, dass es sich mit dem Status einer "normalen" Neo-Bank nicht zufriedengeben wird, sondern auf allen Ebenen angreifen will. Deshalb ist Revolut eine Challenger-Bank. Im Zwischenresultat hat Revolut heute weltweit bereits mehr als 20 Millionen Kundinnen und Kunden, davon sitzen weit mehr als 500'000 in der Schweiz, die 600'000er-Marke ist in Reichweite.
Dieser Erfolg ist nicht in erster Linie "gekauftem" Wachstum zu verdanken, obschon das hoch finanzierte FinTech seine Spielräume auch für die geografische Expansion nutzt. Revolut verfolgt jedoch eine klar erkennbare Strategie und drängt vor allem in Sachen Entwicklung und Produkterweiterungen seit langem schon aggressiv vorwärts. Die Schlagzahl der laufend neu integrierten Features und Funktionen ist extrem hoch.
Revolut hat heute das wahrscheinlich breiteste Angebot an Funktionen, Leistungen und Features an Bord und ist tatsächlich unterwegs auf derm Weg zur Super-App. Diese sichtbare Aggressivität in Entwicklung, Wachstum und Kommunikation hängt stark mit dem Gründer Nikolay Storonsky zusammen. Ein Getriebener, der nicht anders kann und auch nicht anders will, als sich selbst und alle anderen in seinen Teams anzutreiben.
Warum ist unter den Schweizer Neo-Banken Yuh der DNA von Revolut am ähnlichsten?
Forscher Auftritt und sichtbare Aggressivität gehören nicht zum Konzept von Yuh, deshalb bleiben Lärm und Kampfansagen aussen vor. Übrig bleiben interessante Parallelen in Strategie und Produktentwicklung, die man als Aggressivität auf Samtpfoten bezeichnen könnte. Diese Haltung und Strategie hängt auch im Fall von Yuh mit dem Chef auf der Brücke zusammen, CEO Markus Schwab. Ein CEO, der von einer intelligenten Entscheidung der Muttergesellschaften, Postfinance und Swissquote, profitieren konnte und weiterhin profitieren kann: die beiden grossen Mütter haben nicht den Fehler begangen, ihrem Startup das eigene Hütchen überzustülpen. Yuh kann in grosser unternehmerischer Freiheit agieren und bekommt keine Fesseln angelegt. Deshalb ist Yuh wirklich ein Startup und darf auch wie ein Startup funktionieren. Das schafft andere Möglichkeiten im Vergleich mit einem FinTech, das nur als verlängerter Arm seiner mächtigen Eltern operieren darf.
Yuh ist im Mai 2021 gestartet und hat von Anfang an ein Vollprogramm angeboten, das keine der anderen Neo-Banken in dieser Form mit an Bord hatte: Karte, alle Funktionen zum Zahlen, zum Sparen sowie Aktien- und Kryptohandel.
Zum Start waren die Sparten Aktien und Kryptos noch mit einer überschaubaren Anzahl an Werten und Tokens ausgestattet, der Umfang hat sich jedoch schnell erweitert und wird weiterhin laufend ausgebaut. Yuh hat die kurzen eineinhalb Jahre genutzt, um in hoher Schlagzahl permanent neue Funktionen und Features aufzuschalten sowie Leistungen anzubieten, welche Mitbewerber auf Distanz halten können. Dazu gehören kleinere, aber sehr praktische Features, wie zum Beispiel eBill, Apple Pay, Google Pay und Samsung Pay. Oder der neue Service, dass Nutzerinnen und Nutzer bei Coop und Lidl kostenlos Bargeld an der Kasse beziehen können. Und mehr.
Diese Erweiterungen können teilweise als Selbstverständlichkeiten betrachtet werden, sie zeigen aber den Kundinnen und Kunden, dass ihre Neo-Bank am Ball bleibt und laufend neue Services für sie aufschaltet.
Mit zum Erweiterungsprogramm gehören auch grössere Brocken wie zum Beispiel automatisierte Spar- und Investfunktionen Oder die Möglichkeit von Fractional Trading, damit auch mit kleinem Geld grosse Titel ins eigene Portfolio gelegt werden können.
Interessant ist auch ein Blick auf neue Funktionen in der Pipeline: geplant und in Arbeit sind ein Jugendkonto, eine Lösung fürs Vorsorgesparen mit der Säule 3a, Integration Twint und mehr.
Es geht noch weniger um die einzelnen kleineren und grösseren Funktionen, es geht mehr um die Pakete, die laufend geschnürt und in hohem Tempo ausgeliefert werden. Yuh ist seit 18 Monaten im Markt – und in dieser kurzen Zeit haben die Macherinnen und Macher bereits sehr viel rund um ihr Produkt bewegt.
Kontinuierlicher Kundenzuwachs und die besetzte Rolle als Eisbrecher
Die Neo-Bank legt konstant zu und kratzt aktuell an der Marke von 100'000 aktiven Kundinnen und Kunden. Dieses Wachstum hängt auch mit dem Pricing zusammen. Yuh schneidet in Vergleichstests regelmässig mit Spitzenplätzen ab, schlägt die grossen Banken oftmals um Längen und operiert auch im Verhältnis zu anderen Neo-Banken günstiger. Das kommt gut an.
Die Preis- und vor allem Eisbrecher-Rolle spielt die Neo-Bank auch bei den Zinsen aus. Als erste Bank hat Yuh noch vor der Streichung der Negativzinsen Sparzinsen für Kundinnen und Kunden eingeführt. Auch hier liegt das Startup an der Spitze: auf sämtlichen Cash- und Spareinlagen gibt's 0.5 Prozent Zinsen.
In der Kommunikation operiert Yuh ohne Aggressivität – ein maliziöser Tritt ans Schienbein der deutlich geizigeren Konkurrenz genügt schon. Yuh bleibt in diesen Tagen im Bild der Fussball-WM und inszeniert ihre Gebühren- und Zinsvorteile mit folgendem Statement:
"Null Ballgefühl? Null Problemo! – Im Match gegen Yuh haben die hohen Gebühren ein Eigengoal geschossen und gehen als Verlierer vom Spielfeld. Team Yuh geht mit 0 Gebühren und 0.5% Zinsen auf dein Cash als klarer Champion hervor."
Diese und andere Stärken werden in der Kommunikation immer wieder ausgespielt, angepasst auf das Klima der jeweiligen Zeit. Im Stil bewusst locker, flockig und nahbar, deshalb nie zu geschliffen werberisch.
Die Neo-Bank zahlt laufend auf das Haltbarkeits-Konto ein
Mit all diesen Massnahmen zieht die Neo-Bank neue Kundinnen und Kunden an, sorgt aber gleichzeitig für Kundenbindung und erhöhe Haltbarkeit bei bestehenden Kunden.
So gesehen ist die Neo-Bank Yuh auf den Spuren von Challenger-Schlachtross Revolut unterwegs. Ohne Schlachtrufe und Huronengebrüll, ohne Lärm und viel Getrommel, mit eigener Identität und eigenem Stil, gewissermassen Revolut auf Samtpfoten. Die Parallelen im Bereich von Produktpflege und laufenden Erweiterungen in App und Leistungen sind jedoch klar erkennbar. Im Moment hat in diesen Bereichen keine andere Schweizer Neo-Bank die Nase weiter vorne als Yuh.
Hält die Neo-Bank diesen Kurs und das Entwicklungstempo durch und bleiben die grossen Mütter auch in Zukunft im Hintergrund, dürften unsere Leserinnen und Leser recht bekommen mit ihrer Prognose, dass Yuh auch in drei Jahren noch im Spiel ist und sich erfolgreich im Schweizer Markt etabliert hat. Neben einigen weiteren Neos, die sich mit anderen Strategien behaupten können, weil sie auf die eine oder andere Weise sichtbare und nutzbare Unterschiede schaffen.