Commerzbank-Chef Manfred Knof lässt sich schon vor der Aufsichtsratssitzung in die Karten blicken und stellt die Eckdaten des neuen Strategieprogramms vor, das der Aufsichtsrat am 3. Februar 2021 beraten und verabschieden soll. Und dieses Programm hat es in sich.
Restrukturierung + Digitalisierung = gesteigerte Profitabilität
Die Restrukturierung soll "tiefgreifend" sein, die Digitalisierung "umfassend" und die Profitabilität soll "deutlich" gesteigert werden. Der Weg dazu liest sich wie eine Rosskur, die schmerzhafte Einschnitte mit sich bringen wird.
Die Commerzbank strebt für 2024 eine Eigenkapitalrendite von 6,5 bis 7 Prozent an. Dieses Ziel soll erreicht werden, indem die Kosten bis 2024, gegenüber 2020, um 1,4 Milliarden Euro reduziert werden. Wie will die Commerzbank 1,4 Milliarden Euro einsparen? Durch drastische Massnahmen, aktuell vorgestellt sind unter anderem die folgenden Pläne:
Abbau von insgesamt 10'000 Vollzeitstellen bis 2024
Ende 2020 hat die Commerbank die Zahl der Mitarbeiter mit insgesamt 47'912 angegeben. Nach Angaben der Bank soll in Deutschland jeder dritte Arbeitsplatz von diesem Abbau betroffen sein.
Abbau von Fillialen auf 450 Standorte
Aktuell gibt die Commerzbank die Zahl ihrer Filialen mit 790 an, welche bundesweit auf 450 verringert werden sollen.
Einer der genannten Stellhebel
Die Bank will künftig konsequent Profitabilität vor Wachstum stellen, zum Beispiel wenn es um den effizienten Einsatz von Eigenkapital oder die leistungsadäquate Bepreisung von Produkten und Dienstleistungen geht. – Will die Commerzbank Produkte und Dienstleistungen teurer verkaufen, um Profitabilität zu sichern? Falls ja, könnte der Schuss nach hinten losgehen.
Umfassende Digitalisierung
Mit einer umfassenden Digitalisierung, die allerdings noch nicht im Detail beschrieben wird, sollen Wegfall von Jobs und Leistungen sowie auch von Filialen "kompensiert" werden.
Kultureller Wandel
Darüber hinaus will die Bank den kulturellen Wandel vorantreiben mit dem Ziel, eine am Erfolg orientierte Leistungskultur zu stärken. – Was sich hier weichgespült und nichtssagend liest, könnte in den Auswirkungen härter kommen, als gedacht.
Die geplanten Einsparungen und die Kosten
Die Commerzbank plant Kosteneinsparungen von 1,4 Milliarden Euro. Die Restrukturierungs-Aufwendungen werden mit 1,8 Milliarden Euro beziffert, die vollständig aus Eigenmitteln finanziert werden sollen.
Die von der Bank geplante und angekündigte "konsequente und durchgängige Digitalisierung und Automatisierung ihrer Geschäftsprozesse" soll durch Investitionen in die IT erreicht werden. Dazu sollen in den kommenden vier Jahren insgesamt 1,7 Milliarden Euro aufgewendet werden.
Der Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, CEO Manfred Knof, kommentiert das radikale Programm mit folgenden Worten:
Wir werden uns auf unsere Stärken konzentrieren und konsequent restrukturieren
Dieses wahrscheinlich bewusst nichtssagend gehaltene Statement drückt im Moment nur gerade die Entschlossenheit zur Restrukturierung aus. Auch die in der Mitteilung der Bank formulierten Ziele des Umbaus und der tiefgreifenden Restrukturierung bleiben im Moment noch eher allgemein:
Die Vorteile einer voll digitalisierten Bank sollen mit persönlicher Beratung, konsequentem Kundenfokus und Nachhaltigkeit verbunden werden. Damit sollen, so die Commerzbank, die Voraussetzungen geschaffen werden, um die führende Position als die Bank für den deutschen Mittelstand und starker Partner von rund elf Millionen Privat- und Unternehmerkunden zu festigen.
Was nicht gesagt wird, aber vielleicht noch kommt
Die Informationen zum radikalen Sparprogramm lassen sich so interpretieren, dass die Commerzbank im Kern so weitermachen will wie bisher, einfach in verschlankten Strukturen und in digitalisierter Ausprägung. Es wird massiv restrukturiert, massiv abgebaut, massiv gespart und es soll auch massiv digitalisiert werden – aber neue Ideen, neue Produkte oder neue Geschäftsmodelle sind nicht in Sicht oder zumindest noch nicht angesprochen worden.
Möglicherweise kommt an der Bilanzkonferenz am 11. Februar 2021 mehr. Dann sollen Details und konkrete Massnahmen umfassend erläutert werden, eine vorgängige "positive Entscheidung des Vorstands vorausgesetzt", wie die Commerzbank schreibt.
Die nächsten Schritte
Wir zitieren aus der Mitteilung der Commerzbank: "Der Vorstand der Bank hat dem Aufsichtsrat den Entwurf des neuen Strategieprogramms zur Erörterung vorgelegt. Die Aufsichtsratssitzung soll am 3. Februar 2021 stattfinden. Im Nachgang soll die neue Strategie vom Vorstand beschlossen werden. Bisher wurden noch zu keinem Punkt des Strategieprogramms Entscheidungen getroffen. Die vorzeitige Veröffentlichung von geplanten Eckpunkten ist der aktuellen Medienberichterstattung geschuldet."
Der Punkt der "aktuellen Medienberichterstattung" bezieht sich auf eine publizierte Meldung des Handelsblatts, das die Commerzbank unter Zugzwang gesetzt hat.