Use Cases und Präsentationen
Tag 2 der Veranstaltung bot Raum zur Vertiefung von Use Cases in ganz unterschiedlichen Branchen. Im Vergleich zu anderen einschlägigen Veranstaltungen war das Bemühen aller Redner auffällig, auf allzu dreiste Sales Pitches zu verzichten. Das Publikum dankte es mit einer Vielzahl von spannenden Fragen und da und dort auch mit wohlmeinendem Feedback.
Gig Economy, eID, Smart Logistics und James Dean für Affluent Customers – Blockchain heisst Vielfalt
Aus den kompakt gehaltenen Präsentationen zu den vielfältigen Use Cases sind besonders hervorgestochen: die Ausführungen zur Freelancer-Plattform Unitalent, die intelligenten Logistikkonzepte von Modum bzw. Smart Containers (IoT-veredelte Logistik 2.0-Lösungen mit HW-Sexappeal) sowie Tend, welches die Sharing Economy zur Affluent-Zielgruppe bringt. Das Fintech-Startup von Marco Abele, ehemaliger Digitalchef der Credit Suisse, setzt auf Legal Engineering und Tokenization, um Eigentum (und Nutzung) wertvoller, aber weitgehend illiquider Vermögenswerte, wie zum Beispiel ein Porsche 956, der einmal James Dean gehörte oder eine Villa am Comersee, auf bis zu 20 Teilhaber auszudehnen.
Ecoystem-Ansätze und Offchain-Konzepte als Brücke zu etablierten Unternehmen?
Noch herrscht an einigen Stellen des Blockchain-Universums das “Wir gegen das Establishment”-Mantra vor. Dabei wäre doch gerade angesichts der breiten Phalanx an Medienberichten, welche die Szene gerne in die Ecke der raffgierigen Spekulanten und des organisierten Verbrechens stellen, ein Schulterschluss mit der Realwirtschaft dringend angezeigt.
Von der ganzen Branche noch etwas vernachlässigt wird der B2B-Bereich. Auch Intercompany-Anwendungen im Treasury und bei Transferverrechnungen, welche zum Beispiel bei Microsoft über die Blockchain angeblich mitgeholfen haben, über 1 Million Arbeitsstunden einzusparen, stehen zu selten im Schweinwerfer-Licht. Die dafür nötigen Ecosystem-Überlegungen, vor allem aber auch die Auseinandersetzung mit Offchain-Konzepten wie dem Lightning Network (LN), fanden dieses Mal noch keinen adäquaten Platz auf der Agenda.
Trotz grosser Aufmerksamkeit innerhalb der Bitcoin Community kocht das LN-Projekt noch auf kleiner Flamme, allerdings mit steilem Wachstum in den Nodes. Als architektonische Erweiterung des Bitcoin-Netzwerkes steht Lightning im Ruf, Skalierungs- und Geschwindigkeitsengpässe von Bitcoin (und anderen Kryptowährungen) zu lösen. Es wäre interessant zu erörtern, wie etablierte Unternehmen und die Akademik das Potenzial dieser Technologie einschätzen – oder ob gar schon praktische Erfahrungen damit gesammelt wurden. Hoffentlich kann hier die neu gegründete Lightning Alliance, ein Zusammenschluss von interessierten Individuen und Blockchain-Veteranen helfen, das Thema prominenter voranzutreiben.
Auf der Seite von Hochschulen und Universitäten wiederum fehlt ein stringentes Bekenntnis, Kryptowährungen und Blockchain für Anwender und Unternehmen mit geschäftsrelevanten Initiativen (und konkreten Ausbildungsprogrammen) zu unterstützen.
Das finale Fazit in Kurzform
Schon klar, eine 2-Tages-Konferenz im beschaulichen Herzen des Crypto Valley ist für all diese Themen schlicht nicht genug – immerhin aber ein verheissungsvoller Anfang, auch deshalb:
Die Organisatoren der Crypto World Zug haben es geschafft, ein rundes und gehaltvolles Programm zusammenzustellen und zu präsentieren – ein Kudos-Coin for that.