Die Schweiz und Deutschland gehören zu den Ländern mit einer liberalen Krypto-Steuer-Politik. Das könnte sich in Deutschland ändern.
In der Schweiz bleiben Gewinne aus dem Handel mit Kryptowährungen für Privatpersonen steuerfrei, Bitcoin und andere Kryptos spielen lediglich bei der Vermögenssteuer eine Rolle. Nicht steuerbefreit sind gewerblicher Kryptohandel, Staking Rewards und Krypto-Mining.
Steuerfrei sind Kryptogewinne auch in Deutschland, sofern die Krypto-Assets mindestens ein Jahr lang gehalten werden. Für kürzere Haltedauern werden auf die realisierten Gewinne bis zu 45 Prozent Steuern fällig. Geht es nach dem Willen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), soll sich das ändern.
Die Sozialdemokraten wollen neue Steuern, auch für Kryptowährungen
In den aktuell laufenden Koalitionsverhandlungen der Parteien CDU/CSU und SPD positionieren sich die Genossen mit einem ganzen Bündel an Forderungen, welche zu neuen Steuereinnahmen führen sollen.
Teile dieser Forderungen betreffen auch Kryptowährungen. Die SPD will die bisherige Haltefrist von einem Jahr abschaffen, welche die Gewinne aus Kryptowährungen steuerfrei hält. Unabhängig von der Haltedauer wären dann Bitcoin- und Kryptogewinne generell steuerpflichtig, die Abgeltungssteuer soll auf 30 Prozent festgelegt werden.
Diese Information stammt aus dem internen Papier der Koalitionsgruppe "Haushalt, Steuern, Finanzen", das die Plattform FragDenStaat öffentlich gemacht hat. Diese Plattform setzt sich dafür ein, dass amtliche Informationen öffentlich zugänglich sind.
Das Papier der Arbeitsgruppe 16 enthält das ganze brisante Paket an steuerlichen Begehrlichkeiten. Der Passus, der Anlegerinnen und Anleger von Kryptowährungen aufgeschreckt hat, findet sich auf Seite 3 und liest sich kurz und bündig.
Quelle: FragDenStaat
Wird die Haltefrist von einem Jahr fallen?
Unser Nachbarland ist schon heute nicht das ultimative Krypto-Paradies, kann jedoch mit einer kryptofreundlichen und liberalen Steuerregelung punkten.
Sollte sich die SPD mit ihrer Forderung durchsetzen können, würde Deutschland als Krypto-Standort und insbesondere für Krypto-Investoren deutlich unattraktiver.
Anlegerinnen und Anleger befürchten zudem, dass im Falle einer neuen Steuergesetzgebung das neue Steuerrecht rückwirkend angewendet werden könnte. Dann würde das auch Bitcoins und andere Kryptos betreffen, die schon länger in den Portfolios liegen. Also die Assets von Hodlern und Langfrist-Investoren.
Die Anwendung dieser rückwirkenden Praxis ist nicht wahrscheinlich, weil aktuelle Anlegerinnen und Anleger ihre Kryptos unter geltendem Recht gekauft haben, das sie vor Steuern bewahrt. Ganz unbegründet sind die Befürchtungen dennoch nicht. Die SPD hat traditionellerweise eine kritische Haltung gegenüber Kryptowährungen und könnte der Versuchung erliegen, deutschlandweit grosse und bereits existente Kryptovermögen zu besteuern. Allerdings mit geringen Erfolgsaussichten, das juristische Gerangel wäre vorprogrammiert.
Österreich hat diesen Punkt nach einer Gesetzesänderung 2021 so gelöst, dass Altbestand-Kryptos beim Verkauf steuerfrei bleiben. Neubestand-Kryptos, gekauft nach der Einführung des Gesetzes, werden mit 27.5 Prozent Steuern belastet.
Uneinigkeit bei Kryptos, Einigkeit beim Digitalen Euro
Europa und auch Deutschland fahren bei den CBDCs einen anderen Kurs als die USA. US-Präsident Donald Trump hat CBDCs per Dekret kurzerhand verboten und setzt auf Stablecoins, um den US-Dollar zu stützen.
Deutschland hingegen will den Digitalen Euro und hat für Stablecoins hohe Hürden aufgestellt, die einen sinnvollen Einsatz in der Praxis mehr oder weniger unmöglich machen.
Im Papier der Arbeitsgruppe "Haushalt, Steuern, Finanzen" ist das Bekenntnis zum Digitalen Euro festgehalten, das von allen Koalititonspartnern unterstützt wird.
Quelle: FragDenStaat
CBDCs haben tatsächlich unbestreitbare Vorteile, die jedoch der Regierung mehr einzuleuchten scheinen als der Bevölkerung. Bürgerinnen und Bürger bleiben zurückhaltend, sie sind offenbar mit den bestehenden Zahlungsmitteln zufrieden, digitalen und anlogen. Diese Zurückhaltung hängt zusätzlich stark mit der hochgelobten geschützten Privatsphäre zusammen. Diese Behauptung ist schlicht falsch. Der Schutz der persönlichen Daten ist vor allem von einer bürgerfreundlichen und verantwortungsbewussten Regierung abhängig.
Sollten die politischen Kräfteverhältnisse eines Tages kippen, ist für die Herausgeber von CBDCs alles möglich. Zentralbanken und Staaten haben die volle Kontrolle über das digitale Geld ihrer Bürger. Sie wissen, wer was wann und wo kauft. Und sie können missliebigen Bürgern jederzeit den Zugriff auf ihre digitalen Geld sperren.
CBDCs sind grundsätzliche eine wirklich gute Sache. Wichtig ist aber, in welchen Staaten und unter welcher Regierung und Regierungsform sie die Chance haben, eine gute Sache zu sein.
Darüber streiten Union und SPD
Unter diesem Titel hat die Plattform FragDenStaat die Dokumente zu sämtlichen Themenbereichen veröffentlicht, die in den Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU und SPD eine Rolle spielen. In den 16 Papieren sind die aktuellen Einigkeiten und Uneinigkeiten jeweils entsprechend ausgezeichnet.
Schwarzer Text für allseitige Einigkeit. Blauer Text für Union-Forderung ohne Einigkeit. Roter Text für SPD-Forderung ohne Einigkeit.
Die Sammlung der Papiere mit den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen | Quelle: FragDenStaat
Die Dokumente der 16 Arbeitsgruppen sind interessant – zumal aus den finalen Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen eine geeinte und handlungsfähige Regierung geschmiedet werden soll, welche die Zukunft von Deutschland und auch von Europa in den nächsten vier Jahren massgeblich prägen wird.
Die Protokolle mit allen Ergebnissen der Arbeitsgruppen von CDU, CSU und SPD können hier runtergeladen werden.
Unsere Website verwendet Cookies, um Ihr Online-Erlebnis zu optimieren. Mit der weiteren Nutzung dieser Website, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.