Der Swiss Payment Monitor (SPM) der ZHAW und der Universität St. Gallen erhebt zwei Mal pro Jahr das Zahlungsverhalten der Schweizer Bevölkerung. Mit mehr als 1'700 befragten Personen ist die Studie repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung.
Zum ersten Mal greift der SPM in seiner aktuellen Ausgabe das zusätzliche Vertiefungsthema "Bitcoin" auf. Dabei werden die Bekanntheit, der Besitz sowie die Nutzung und Wahrnehmung von Bitcoin in der Schweizer Bevölkerung näher beleuchtet.
Interessant ist, dass die Studie in der Befragung "tief unten" ansetzt und erstmal prüft, ob allgemeine Wissensfragen zum Bitcoin beantwortet werden können.
Bekanntheit top, Wissen zum Bitcoin ist nur sehr bescheiden vorhanden
In Sachen Bekanntheit braucht sich der Bitcoin nicht zu verstecken. Mit 95.5 Prozent gibt die Mehrheit der Befragten zu Protokoll, den Begriff "Bitcoin" schon einmal gehört zu haben.
Verfügt die Schweizer Bevölkerung über elementares Basiswissen zum Thema Bitcoin? Um die "Bitcoin-Literacy" zu ermitteln, sind drei eher einfache Fragen gestellt worden, die den Kern des Bitcoin charakterisieren. Die Resultate zeigen, dass hier noch sehr viel Nachholbedarf besteht. Je nach Frage haben knapp die Hälfte bis rund 70 Prozent der Befragten, die den Begriff "Bitcoin" überhaupt kennen, die Antwortmöglichkeit "Ich weiss es nicht" gewählt.
Statement 1: "Die Menge an Bitcoins ist beschränkt"
34.5 Prozent der Befragten stimmten zu und lagen richtig. 18.4 Prozent lagen falsch und 47.1 Prozent wussten keine Antwort.
Statement 2: "Alle Bitcoin-Transaktionen werden in einem sogenannten «Distributed Ledger» erfasst, welches öffentlich zugänglich ist"
Nur 18.5 Prozent stimmten zu und lagen richtig, 10.8 Prozent lagen daneben und 70.7 Prozent hatten keine Antwort auf dieses Statement.
Statement 3: "Hinter Bitcoin steht eine staatliche Trägerschaft"
Das Hauptmerkmal des Bitcoin, die Dezentralität, ist immerhin 51.7 Prozent der Befragen bewusst. Nur 3 Prozent glauben, dass eine staatliche Trägerschaft hinter dem Bitcoin steht und 45.3 Prozent wussten nicht, was richtig oder falsch ist.
Wie gesagt, hier besteht noch Nachholbedarf in Sachen Information und Wissen. Lediglich 11 Prozent der Befragten, die den Begriff "Bitcoin" kennen, konnten alle drei Fragen korrekt beantworten. Rund 40 Prozent der Befragten lagen bei allen Fragen falsch. Dazu kommt der hohe Anteil, der mit "Ich weiss es nicht" geantwortet hat.
Wer besitzt in der Schweiz Bitcoins?
Insgesamt gaben 13.7 Prozent aller Befragten an, aktuell Bitcoins zu besitzen. Durchschnittlich halten diese 233 Personen Bitcoins im Wert von 21’495.56 Franken, während der Median bei 600 Franken liegt. Das deutet die sehr hohe Bandbreite der gehaltenen Beträge an: Während einige Befragte nur wenige Franken in Bitcoin besitzen, gab einer der Befragten an, Bitcoins im Wert von 1.2 Mio Franken zu halten.
Ungefähr ein Drittel der Befragten besitzt weniger als 200 Franken in Bitcoin, ein weiteres Drittel hält Beträge zwischen 200 und 1’850 Franken und der Rest besitzt mehr als 1’850 Franken.
Warum halten Schweizerinnen und Schweizer Bitcoins?
Auf die Frage nach dem Hauptgrund, weshalb Bitcoins gehalten werden, kristallisieren sich insbesondere zwei Gründe heraus: Viele der Befragten sehen Bitcoin als Investment (62.7%) während andere angaben, sich generell für neue Technologien zu interessieren (19.7%).
Andere Gründe wie beispielsweise die sichere Blockchain-Technologie zur Verhinderung von Verlusten und Betrug, fehlendes Vertrauen in Banken, die Regierung oder den Schweizer Franken sowie die Anonymität der Bezahlmöglichkeit machen nur etwa 3 Prozent der Gesamtnennungen aus.
Welche Argumente sprechen gegen den Bitcoin-Besitz?
Von den 1'390 Befragten, die aktuell keine Bitcoins besitzen, gaben 69 Befragte und damit 5 Prozent an, früher einmal Bitcoin besessen zu haben. Diese Personen wurden nach dem Hauptgrund befragt, weshalb sie keine Bitcoins mehr besitzen. Der am häufigsten genannte Grund war, dass sie ihre Bitcoins mit Gewinn verkauft haben (29.0%). Der zweithäufigste Grund war die starke Wertschwankung von Bitcoin (20.3%).
Weitere Gründe umfassen die Nutzung alternativer Kryptowährungen wie Ethereum oder Tether, die Schwierigkeit, Bitcoins zu erwerben oder zu verwenden sowie die Tatsache, dass die anderen verfügbaren Zahlungsmethoden die Bedürfnisse der Befragten ausreichend abdecken (je 8.7%).
Noch seltener wurden die folgenden drei Gründe genannt: Bedenken hinsichtlich Cyber-Diebstahl, mangelndes Vertrauen in private Währungen, die nicht staatlich abgesichert sind, sowie ein unzureichendes Verständnis der Technologie (je 4.3%). Weitere angeführte Aspekte sind mangelndes Vertrauen in die Zukunft von Bitcoin oder erhebliche Wertverluste durch Preisschwankungen (je 2.9%).
Warum haben über drei Viertel noch nie in Bitcoin investiert?
1'321 Befragte und damit etwas mehr als drei Viertel (77.7%) aller Befragten haben noch nie Bitcoin besessen. Diese geben ähnliche Gründe dafür an wie Personen, die ihren Bitcoin-Besitz inzwischen abgestossen haben. Der am häufigsten genannte Grund ist, die Technologie nicht zu verstehen oder nicht genug darüber zu wissen, was 32.2 Prozent der Nicht-Besitzer angaben.
Weitere 17.4 Prozent der Nicht-Besitzer sind der Meinung, dass die anderen verfügbaren Zahlungsmethoden alle ihre Bedürfnisse abdecken, sodass sie keine Notwendigkeit sehen, Bitcoins zu nutzen. Weitere häufig genannte Gründe sind, dass die Befragten den Wert von Bitcoin als zu volatil empfinden (13.3%) oder dass sie einer privaten Währung nicht vertrauen, die nicht durch eine staatliche Trägerschaft abgesichert ist (12.2%).
Und mit einem Blick in die Zukunft: 6.0 Prozent haben keine Bitcoins, weil sie nicht glauben, dass das Bitcoin-System in der Zukunft bestehen bleibt.