Kryptowelt

Wie kommt das Krypto-Angebot der Zürcher Kantonalbank an?

Hauptsitz der Zürcher Kantonalbank mit den Symbolen von Bitcoin und Ethereum an der Fassade
Bild: Zürcher Kantonalbank (Bitcoin- und Ethereum-Tafeln hat unsere Redaktion temporär an die ZKB-Fassade montiert)

Die ZKB ist seit September 2024 mit Kryptowährungen im Geschäft. Wie hat sich dieser Bereich innerhalb der letzten sechs Monate entwickelt?

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat als vierte Schweizer Kantonalbank letzten Herbst ihren Kundinnen und Kunden den Zugang zu Kryptowährungen geöffnet.

Die Zuger, die Luzerner und die St. Galler Kantonalbank war bereits einige Monate vorher im Spiel.

Zum Start hat die ZKB Bitcoin und Ethereum ins Programm der handelbaren Kryptos aufgenommen. Neben den Depotgebühren von 0.50 Prozent jährlich, belastet die Bank jeden Trade mit 0.75 bis 1.00 Prozent, je nach Volumen, im Minimum jedoch 10 Franken. Dazu kommen Fremdwährungszuschläge.

Warum engagiert sich die ZKB im Bereich der digitalen Vermögenswerte?

Diese Fragen hat Prof. Dr. Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern der ZKB gestellt. Die Antwort: Die ZKB ist überzeugt davon, dass digitale Vermögenswerte eine zentrale Rolle in der zukünftigen Finanzmarktinfrastruktur spielen werden. Die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) wird dabei eine Schlüsselrolle einnehmen.

Aus Sicht der ZKB sind Kryptowährungen der erste Bereich im Kontext Digital Assets, der sich zur Umsetzung im realen Betreib eignet. Die ZKB nutzt das Angebot von Kryptowährungen auch, um Erfahrungen zu sammeln und das Potenzial in Bezug auf Crypto Custody und Trading sowie den Ausbau der eigenen Infrastruktur zu nutzen. 

Randbemerkung dazu: Die ZKB stellt ihre Infrastruktur auch anderen Schweizer Banken zur Verfügung, die ihren Kunden den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen anbieten möchten. Als erste Partnerbank ist die Thurgauer Kantonalbank bereits an Bord, weitere Drittbanken sollen folgen.

Zusätzliches Motiv für Banken: Massive Geldabflüsse zu Krypto-Plattformen

Ein weiterer Faktor dürfte zusätzlich eine Rolle spielen, warum klassische Banken Krypto-Services anbieten. Unsere Kollegen vom Crypto Valley Journal haben kürzlich gut hingehört, als Peter Hubli, Head of Digital Asset Solutions der ZKB, an einem Panel in Lugano sagte:

Wir hatten Abflüsse zu Krypto-Börsen von 600 Millionen Franken

Mehrere hundert Millionen Franken, die aufgrund fehlender Services von der Hausbank abgezogen worden sind, das schmerzt. Und motiviert, den Geldabfluss zu bremsen.

Mit den Kundengeldern, die andere Wege nehmen, steht die ZKB nicht allein. Auch die Postfinance gab zu Protokoll, dass sie über 1 Milliarde Franken an Abflüssen an Krypto-Börsen zu verzeichnen hatte.

Beide Banken haben Mittel und Wege gefunden, die offenen Schleusen zu schliessen, indem sie ihren Kunden Krypto-Services direkt anbieten. Diese Öffnung ist willkommen, mehrere Studien belegen, dass Kunden Kryptogeschäfte bevorzugt über ihre Hausbank tätigen möchten. In der Praxis tun sie das offenbar auch, wenn man ihnen diese Möglichkeit bietet.

Welche Erfahrungen macht die ZKB mit ihrer neuen Krypto-Sparte?

Wir bringen einige zentrale Erkenntnisse, die Prof. Dr. Andreas Dietrich im Gespräch mit den Verantwortlichen der ZKB gewonnen hat. Dietrich zieht in seiner Anaylse der ZKB-Daten Vergleiche zu einer repräsentativen Studie, die er vergangenen November vorgestellt hat.

So wie bei der gesamten Schweizer Bevölkerung sind auch bei den ZKB-Kunden in sämtlichen Alterskategorien deutlich mehr Männer als Frauen in Krypto-Anlagen investiert.

Auch die Altersverteilung entspricht in weiten Teilen den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage, zeigt jedoch einige interessante Abweichungen vom typischen Schweizer Bild. Ähnlich ist die Situation in der Generation Y.

Sowohl gemäss Umfrage als auch nach den bisherigen Daten der ZKB ist vor allem die Generation Y (30 bis 45 Jahre) am häufigsten in Kryptowährungen investiert.

Im Unterschied zur Gesamtbevölkerung ist jedoch auffällig, dass bei der ZKB auch die etwas ältere Generation X (insbesondere die 45- bis 49-Jährigen) stark in den beiden derzeit verfügbaren Kryptowährungen Bitcoin und Ether engagiert ist.

Noch bemerkenswerter: Personen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren – also am oberen Ende der Generation X – investieren bei der ZKB häufiger in Krypto-Anlagen als die jüngere Generation Z (unter 30 Jahre). In der breiten Bevölkerung hingegen ist die Generation Z etwas stärker in Krypto-Anlagen investiert als die Generation X.

40 Prozent der Kryptokunden haben neu ein Depot bei der ZKB eröffnet

Dieser Fakt ist auch insofern interessant, als er darauf hinweist, dass diese 40 Prozent vorher keine Handelsgeschäfte mit der ZKB getätigt haben. Mit der Öffnung der Krypto-Schiene generiert die ZKB offenbar auch Kunden, die bisher als Nutzer von "normalen" Bankgeschäften nun auch ins Lager der Anlegerinnen und Anleger wechseln. 

Das eröffnet der ZKB die Möglichkeit, die neuen Depot-Kunden im Laufe der Zeit auch für weitere Anlagen wie Aktien oder ETFs zu interessieren.

Das durchschnittliche Transaktionsvolumen der kryptohandelnden ZKB-Kunden liegt bei rund 15’000 Franken (der Median wohl deutlich tiefer) und ist in den vergangenen Monaten leicht, aber kontinuierlich angestiegen.

Gelegentlich werden auch deutlich grössere Transaktionen verzeichnet – vereinzelt im sechs- bis siebenstelligen Bereich.

Rund 81 Prozent des Transaktionsvolumens und 88 Prozent des Bestandesvolumens ist in Bitcoin, die anderen 19 respektive 12 Prozent in Ether investiert. Dazu ist zu sagen, dass die ZKB im Moment ausschliesslich diese beiden Kryptowährungen anbietet. Die Erweiterung auf zusätzliche Coins und Tokens ist geplant, aber noch nicht realisiert.

Bezogen auf die bisherige ZKB-Kryptokundschaft lässt sich festhalten, dass rund 75  Prozent Prozent dieser Personen überwiegend Mobile Banking nutzen, etwa 20  Prozent primär auf E-Banking setzen und rund 5  Prozent beide Kanäle in etwa gleich häufig verwenden.

Die ZKB-Kunden sind offenbar keine Nachteulen, sie handeln vor allem zu Bürozeiten. Und auch am Wochenende verfolgen sie andere Pläne, dann sinkt das Volumen auf rund 25 bis 30 Prozent des durchschnittlichen Tagesvolumens unter der Woche.

Was bedeuten die bisher gemachten Erfahrungen für andere Banken?

Die wichtigste Einsicht dürfte sein: Banken mit Krypto-Services geben ihren Kundinnen und Kunden das, was diese sich von ihrer Hausbank wünschen. Dass sie diesen Wunsch haben, bestätigen mehrere Studien. Dadurch kann der Geldabfluss zu Krypto-Börsen erfolgreich gestoppt oder zumindest gebremst werden.

Der neue Geschäftszweig entwickelt sich offenbar zufriedenstellend. Konkrete Nutzerzahlen hat die ZKB noch nicht genannt, eine Vergleichszahl kommt von der Postfinance: Knapp ein Jahr nach ihrem Kryptostart verwaltet die Postfinance mehr als 25'000 Krypto-Portfolios. Das ist beachtlich, hat jedoch mit einem Kundenstamm von 2.5 Millionen Personen weiterhin viel Potenzial.

Die Postfinance hat ihr Kryptoangebot inzwischen stark ausgebaut und bietet ihren Kundinnen und Kunden bereits 16 Kryptowährungen, die gehandelt werden können. Zudem ist die gelbe Bank Pionierin unter den Banken beim Staken, seit Anfang Jahr steht Kunden auch diese Möglichkeit offen.

Diesen Spuren will auch die ZKB folgen und hat mehrere Erweiterungen ihres Krypto-Angebots in Planung, die schrittweise eingeführt werden sollen.