Kryptowelt

Warum werfen Stable Coins eigentlich keine Zinsen ab?

Banker auf eine Prozent-Zeichen reitet über New York, als Symbol für steigende Zinsen
Bild: Getty Images | DNY59

Diese Frage beantwortet Emittent Mountain Protocol mit einem Stable Coin, der Zinsen bringt und Renditen abwerfen soll.

Der Nutzen von Stable Coins ist hinlänglich bekannt, Zinserträge gehörten bisher nicht zu den Argumenten für den Einsatz der stabilen Coins. Dieser Umstand beschert Emittenten wie Tether und anderen satte Gewinne. Vor allem seit die Zinsen angezogen haben – immerhin besteht in der Regel ein beträchtlicher Teil der hinterlegten Werte für Stable Coins aus Staatsanleihen, die seit der Zinswende wieder zu den interessanten Anlagen gehören. Diese Erträge spülen Tether aktuell jährlich zwischen 4 und 5 Milliarden US-Dollar in die Kasse. Nutzerinnen und Nutzer von Tethers Stable Coin USDT werden bisher an diesen Einnahmen nicht beteiligt.

Mountain Protocol bietet 5 Prozent APY für den Stable Coin USDM

Das Unternehmen Mountain Protocol ist im Juli 2023 von der Bermuda Monetary Authority als Emittent digitaler Vermögenswerte lizenziert worden und verfolgt ein anderes Konzept. Das Unternehmen emittiert mit USDM einen Stable Coin, der für Kunden auch Renditen abwerfen soll. Nutzerinnen und Nutzer erhalten auf gehaltene USDM-Bestände tägliche Rebasing Rewards, derzeit in der Höhe von 5 Prozent APY (Annual Percentage Yield).

Nach Angaben des Unternehmens ist der Stable Coin USDM vollständig mit kurzfristigen US-Anleihen (Treasury Bills) hinterlegt und die Erträge will das Unternehmen mit seinen Kundinnen und Kunden teilen. Allerdings nicht mit allen, US-Kunden bleiben aussen vor – nicht nur bei den Zinsen, auch beim USDM an sich, der steht US-Bürgern nicht zur Verfügung. Das hängt damit zusammen, dass das auf den Bermudas domizilierte Unternehmen den USDM nicht als Wertpapier in den USA registriert hat und auch in Zukunft kaum registrieren wird. Ausserhalb der USA dürfen jedoch alle, sobald der USDM öffentlich gehandelt werden kann, was bald der Fall sein sollte.

Druck auf andere Emittenten von Stable Coins

Die Emittenten-Platzhirsche Tether mit USDT (Marktkapitalisierung 83 Milliarden US-Dollar) und Circle mit USDC (Marktkapitalisierung 26 Milliarden US-Dollar) dürfen bei der aktuellen Lage an der Front der Zinsen auch in Zukunft mit satten Einnahmen rechnen. Als Resultat der schieren Grösse der Anlagen mit gewaltigen Summen. Hinterlegte Werte von 83 und 26 Milliarden US-Dollar, die nicht in flüssigen Dollars gehalten, sondern in kurzfristigen Staatsanleihen mit attraktiven ZInsen angelegt werden, die können gar nicht anders als hohe Summen zurückzuspielen. 

Schlägt das Geschäftsmodell von Mountain Protocol ein, könnte das neue Bewegung in Stable Coins und in die Szene der privaten Emittenten bringen. Finden Nutzerinnen und Nutzer von Stable Coins die Aussicht bestechend, notwendige Stable Coins nicht nur zu nutzen, sondern damit auch Renditen zu erwirtschaften, geraten die Platzhirsche früher oder später unter Druck. Dann wäre auch bei Tether und Circle teilen angesagt, um die hohen Marktanteile nicht an die disruptive Konkurrenz zu verlieren.

Mountain Protocol hat allerdings noch ein Stück Weg und Überzeugungsarbeit vor sich. Dazu kommt der Nachteil, dass der wichtige Markt USA für den USDM ein weisser Fleck auf der Landkarte bleiben wird. Tether und Circle sind breit im Markt vertreten, auch in den USA. Insbesondere Tether gilt bisher als das Mass der Dinge bei Stable Coins.