Die Grossbank UBS ist seit Jahren mit mehreren Digitalisierungs-Initiativen unterwegs. Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle lassen sich von innen heraus lancieren – oder, oftmals der bessere Weg, auch von aussen beschleunigen. Aktuell wählt die UBS zusätzlich den Weg von aussen – über einen neu geschaffenen Corporate Venture Capital-Fonds soll in FinTech-Unternehmen investiert werden, welche das traditionelle Banking disruptieren und das Banking der Zukunft forcieren.
Eine Grossbank digitalisiert sich verstärkt über Investitionen in FinTechs
Wie Bloomberg diese Woche berichtet, sollen "Hunderte Millionen Dollar" an Risikokapital zur Verfügung gestellt werden. "Hunderte" bedeutet: mehrere Hundert – das heisst, der Fonds dürfte satt ausgestattet sein und damit Möglichkeiten bieten, erfolgversprechende FinTechs in grosser Zahl zu finanzieren und eng an die Bank zu binden. Nach Bloomberg ist die Rede von "Dutzenden von Unternehmen", welche mit Investitionen in der Höhe zwischen 10 bis 20 Millionen US-Dollars unterstützt werden sollen.
Die Informationen stammen von einer "mit der Angelegenheit vertrauten Person", welche gegenüber von Bloomberg weiter zu Protokoll gibt, dass die UBS plant, Investitionen in FinTechs und "Anteile mindestens fünf Jahre lang zu halten". Diese Strategie ist ein Indikator dafür, dass die UBS in reife Startups investieren will, welche bereits vorzeigbare Technologien und Lösungen im Portfolio haben.
Mike Dargan, Global Head Group Technology der UBS, lässt sich von Bloomberg zitieren:
Die UBS möchte sich weiter für FinTech-Unternehmen engagieren und diese unterstützen
Dieses Statement war erst die freundlich, allgemein und altruistisch formulierte Absichtserklärung für die Medien, das zentrale Motiv schiebt Dargan jedoch gleich nach:
Das neue Venture Investment-Portfolio ist ein nächster Schritt, um unsere Innovations- und Digitalisierungsanstrengungen zu beschleunigen
Diese zweite Bemerkung zielt eher auf das Eingemachte und beschreibt den Nutzen für die UBS selbst. So oder so führen beide Statements im Resultat zu einer symbiotischen Win-win-Situation: Vielversprechende FinTech Startups profitieren ebenso wie die Bank selbst.
Nach dem Bloomberg-Bericht sollen bei den Engagements in FinTechs folgende Bereiche im Vordergrund stehen: Kundenbindung, Investitions- und Finanzierungsplattformen sowie Optimierung der Prozesse der Bank. Aktuell evaluiert und prüft die UBS bereits potenzielle Investitionen – das Team, welches den Fonds führen soll, wird jedoch erst gesucht und zusammengestellt.
Wirft die Strategie von Ralph Hamers einen ersten markanten Schatten voraus?
Der neue Group CEO der UBS, Ralph Hamers, tritt seinen Job als Nachfolger von Sergio Ermotti offiziell erst im Herbst 2020 an, dürfte jedoch bereits heute zentrale Weichenstellungen beeinflussen. Die aktuelle Initiative passt gut zu einem Macher, der das digitale Bankgeschäft und die Digitale Transformation bereits als CEO der ING Group in den letzten Jahren aktiv vorangetrieben hat.
So oder so ein kluger Schachzug der Grossbank. Dieses neue Engagement und die Kooperation mit interessanten FinTechs kann die UBS sehr viel schneller weiterbringen, im Vergleich zum steinigen und zeitintensiven Weg, zukunftsorientierte Technologien und neue Geschäftsmodelle durchwegs in der eigenen Küche erfinden und entwickeln zu müssen.
Die Entscheidung für diese FinTech- und Digitalisierungs-Initiative dürfte nicht zuletzt auch durch die Corona-Krise beeinflusst worden sein. Konkret durch deren Auswirkungen und stark sichtbare Digitalisierungs-Tendenzen, welche neue Wünsche von Kunden und Gewohnheiten der Bevölkerung vorweggenommen haben.