Kryptomarkt

Bitcoin-Kurse, wollt ihr ewig steigen?

Das Weisse Haus in Washington mit Bitcoin-Symbolen
Das Weisse Haus und die Trump-Administration werden auch 2025 eine tragende Rolle für die Kryptomärkte spielen.

Ewig nicht unbedingt. Konstant ohnehin nicht, wie die Rücksetzer der letzten Tage zeigen. Aber: Welche Zeichen deuten auf ein spannendes 2025?

Am 17. Dezember 2024 ist der Bitcoin-Kurs auf mehr als 108'000 US-Dollar geklettert, das ist der bisherige Rekord. In den letzten Tagen hat der Bitcoin wieder auf rund 94'000 Dollar (Kurs bei Redaktionsschluss) zurückgefunden.

Dieser Rücksetzer bleibt insofern moderat, als zum Beispiel Ende Januar 2024 der Kurs noch bei 39'900 Dollar gelegen hat. Fakt aber bleibt: der Bitcoin weiss nach wie vor wie Volatilität geht, mit Ausschlägen in beide Richtungen.

Für den Sprung nach oben um fast 70'000 Dollar innerhalb von 12 Monaten gibt's zahlreiche nachvollziehbare Gründe. Ereignisse und Faktoren, die wahrscheinlich auch die Entwicklung im nächsten Jahr beeinflussen werden.

Was hat dazu beigetragen, den Bitcoin-Kurs auf 108''000 Dollar zu hieven?

Nach einer Analyse von Wisdom Tree erreichte die Marktkapitalisierung von Kryptowährungen Ende November 2024 beeindruckende 3.4 Billionen US-Dollar, womit es sich um eine der grössten Anlageklassen weltweit handelt. Damit übertreffen Kryptowährungen inzwischen zahlreiche andere etablierte Anlage-Kategorien.

Das bedeutet: Bitcoin und andere Kryptowährungen werden nicht nur von Verwegenen und Hochrisiko-Spekulanten als Anlage in Betracht gezogen, dieses Stadium haben die digitalen Assets längst hinter sich gelassen. Kryptowährungen agieren nicht in der Nische, sie sind Teil des globalen Finanzsystem geworden. Mit den bekannten Risiken und Besonderheiten.

Insgesamt ist der Kryptomarkt reifer geworden. Und er ist breiter geworden, die Anzahl der Anleger und Investorinnen hat sich vergrössert. Das trägt mit dazu bei, dass die Märkte auf längere Sicht etwas stabiler werden. Kurz- und mittelfristig nicht wirklich stabil, aber etwas berechenbarer.

Einige weitere zentrale Punke im Überblick, welche die Entwicklung im Jahr 2024 möglich gemacht haben und auch 2025 beeinflussen werden:

Die Zulassung von Bitcoin- und Ethereum-ETFs

Die überraschende Zulassung der US-amerikanischen Börsenaufsicht (SEC) im Januar und im Mai 2024 von Bitcoin- und Ehereum-ETFs war gewissermassen der offizielle Ritterschlag für die beiden Kryptowährungen.

Im Resultat: Zustrom von neuen Anlegerinnen und Anlegern, insbesondere auch institutionelle, und damit laufend zusätzliche Investitionen in Bitcoin und Ethereum. Allein die Bitcoin-ETFs verwalten Ende 2024 deutlich mehr als 100 Milliarden US-Dollar.

Dieser Markt dürfte auch 2025 stark zulegen, weil Bitcoin- und Ethereum-ETFs inzwischen zu den breit akzeptierten Assets zählen. Das wird weitere institutionelle Investoren anziehen.

Über diese Schiene werden zunehmend auch Banken ihre Zurückhaltung ablegen und zu wichtigen Marktpartnern.

Die geplante Einführung weiterer Krypto-Derivate, Optionen inklusive, dürfte zudem die Basis der potenzieller Käufer zusätzlich vergrössern.

Neubesetzung zentraler Positionen in den USA

Mehrere personelle Entscheidungen von Donald Trump haben die Kryptokurse schon 2024 beflügelt und werden wahrscheinlich auch 2025 weitere Kreise ziehen.

Die strikte Haltung von SEC-Chef Gary Gensler gegenüber den Kryptomärkten hat Entwicklungen und Unternehmen in den letzten Jahren streckenweise massiv ausgebremst. Gensler wird seinen Sessel am 20. Januar 2025 räumen, Paul Atkins soll der neue Chef der US-Börsenaufsicht werden. Atkins wird voraussichtlich zahlreiche Restriktionen aus der Ära Gensler aufheben und den Kryptomärkten grössere Freiräume und Spielräume gewähren.

Technologie-Unternehmer und Investor David Sacks soll die Trump-Administration in Sachen KI- und Krypto-Regulierung beraten. Der kryptofreundliche Sacks soll einen rechtlichen Rahmen für die Krypto-Industrie ausarbeiten. Der zu erwartende offene Rahmen wird die Krypto-Industrie beflügeln.

In der Trump-Administration werden auch weitere zentrale Positionen mit kryptofreundlichen Personen besetzt, zum Beispiel mit Scott Bessent als Finanzminister. Das neue Kabinett wird insgesamt Wasser auf die Krypto-Mühlen spülen.

Das Gespann Donald Trump und Elon Musk

Der nächste Präsident der USA, Donald Trump, und seine Nähe zu Elon Musk könnten generell die Kryptomärkte 2025 weiter befeuern, so wie sie das bereits 2024 getan haben.

Einerseits durch kryptofreundliche Regulierung, aber auch im Zusammenhang mit den Stichworten Bitcoin-Nation USA und Amerika als Miner-Paradies. Diese und weitere Entwicklungen könnten den Kryptomärkten zusätzlichen Auftrieb verleihen.

Dazu kommt, dass Trump und Musk auch aus persönlichen Gründen an gedeihlichen Entwicklungen der Branche interessiert sind. Beide sind als Herausgeber oder als Investoren mit Kryptowährungen verbandelt. Auch dieser eigennützige Hintergrund könnte über entsprechende Handlungen Wirkung zeigen.

Das Weisse Haus, die Trump-Administration und Entscheidungen des neu gewählten Präsidenten werden auch 2025 auf die eine oder andere Weise eine tragende Rolle für die Kryptomärkte spielen und diese eher stark beeinflussen.

Strategische Bitcoin-Reserve von Staaten

Die Statement von Trump, für die USA eine strategische Bitcoin-Reserve aufbauen zu wollen, hat bereits als Ankündigung für Bewegung in den Märkten gesorgt. Setzt Trump seinen Plan tatsächlich um, dürften die Bewegungen noch wesentlich deutlicher ausfallen.

Trumps Signal hat bereits Nachahmer gefunden. Zumindest diskutieren Regierungen in Europa und Südamerika, ob eine strategische Bitcoin-Reserve sinnvoll sein könnte. Auch in der russischen Duma ist dieser Akt zum Thema geworden.

Im Resultat: Bauen die USA und andere Staaten tatsächlich Bitcoin-Reserven auf, kann dies zu einer Verknappung der Ressource Bitcoin führen, noch lange bevor das finale Ende von höchstens 21 Millionen Bitcoins erreicht ist. Verknappung bedeutet steigende Preise. Balgt sich eine zunehmende Anzahl von Zentralbanken um Bitcoin-Bestände, was heute bei Gold schon der Fall ist, wird der Bitcoin-Kurs ansteigen, wie das in den vergangenen Jahren bei den beschränkten Gold-Beständen der Fall war.

Dazu kommt, dass vermehrt Unternehmen und möglicherweise bald auch Pensionskassen in Bitcoin investieren. Dem Beispiel von MicroStrategy und Michael Saylor sind inzwischen zahlreiche weitere Unternehmen gefolgt, dazu gehören zum Beispiel Tesla, Nexon, Square und andere. Mit derselben Idee: Schutz des Kapitals gegen Inflation und Investitionen, die als Bitcoin-Reserven langfristig hohe Zugewinne bringen sollen.

Auch diese Entwicklung erhöht die Nachfrage nach Bitcoin – und erhöhte Nachfrage wirkt sich auf die Kurse aus.

Euphorische Prognosen und Einschätzungen mit Realtitätsbezug

Traumtänzerischen "Experten" haben immer schon Bitcoin-Kurse in berauschenden Höhen vorausgesagt. Diese Glaskugel-Prognostiker waren und sind nicht ernst zu nehmen. Niemand kann voraussagen kann, wo der Bitcoin-Kurs Ende 2025 stehen wird.

Was jedoch auffällt: Eine zunehmende Anzahl von ernstzunehmenden und seriösen Experten mit Hintergrund und Namen interpretiert Entwicklungen und gibt Einschätzungen ab. Diese Einschätzungen operieren teilweise auch mit sehr überraschenden Zahlen und Werten, die nicht als Prognosen zu verstehen sind, Bitcoin und Kryptowährungen aber in einen Kontext stellen, der hohe Markterwartungen nach sich zieht. 

Diese seriösen und begründeten Einschätzungen schaffen bei einem breiteren Kreis von Anlegerinnen und Anlegern Lerneffekte und dadurch ein gewisses Vertrauen in Kryptowährungen und Märkte. Auch dieser Aspekt unterstützt positive Entwicklungen.

Um Schwarzseher und Bitcoin-Verdammer wird es ruhiger

Die Abteilung der Bitcoin-Verdammer hat jahrelang in düstersten Farben mantrisch den Niedergang von Kryptowährungen und das plötzliche Platzen der Bitcoin-Blase vorausgesagt. Mit Argumenten, die teilweise zwischen unsachlich und blödsinnig angesiedelt waren. In diesen Reihen ist es ruhiger geworden, weil die Marktentwicklung in den letzten Jahren – im Gegensatz zu den apokalyptischen Voraussagen – eine völlig andere Richtung eingeschlagen hat. 

Das heisst nicht, dass der Bitcoin und andere Kryptos auf der sicheren Seite stehen und niemals mehr gewaltig abstürzen könnten. Das bleibt weiterhin möglich. Aber an den Haaren herbeigezogene Katastropen-Szenarien und blosse Behauptungen ohne Grundlage sind inzwischen durch überprüfbare Realitäten ersetzt worden, die nicht nur mit Schall, Rauch, Gier und Hoffnungen zu tun haben.

Sogar die Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben ihre Argumentation kürzlich angepasst. Jürgen Schaaf und Ulrich Bindseil haben in der Vergangenheit in verschiedenen Artikeln den sichereren Kollaps von Bitcoin vorausgesagt, der eine gewaltige Anzahl von Anlegern ins Unglück stürzen würde. Die aktuelle und angepasste Betrachtung der beiden EZB-Autoren hat einen gewissen Charme:  

Schaaf und Bindseil schliessen neuerdings nicht mehr kategorisch aus, dass der Bitcoin zum Erfolgsmodell werden könnte und orten deshalb das sich anbahnende Unheil jetzt ganz anderswo:

Der Bitcoin könnte zu einer Ungleichheit von Vermögen führen und den Unterschied zwischen arm und reich vergrössern. Im Sinne von: Wer in Bitcoin investiert, gewinnt, wer nicht investiert, verliert. Deshalb plädieren die nun Konvertierten weiterhin dafür, den Bitcoin regulatorisch einzuschränken, um die vermögensmässige Kluft zwischen Anlegern und Nicht-Anlegern nicht noch zu vergrössern. Die neue Argumention ist kreativ, wenn auch nicht ganz schlüssig.

Zurück auf Anfang: Bitcoin-Kurse, wollt ihr ewig steigen?

Bitcoin und andere Kryptowährungen werden weiterhin volatil unterwegs sein. Das Jahr 2024 hat jedoch einige einschneidende Ereignisse und Entwicklungen gebracht, welche den Boden verstärkt haben, auf dem Kryptowährungen stehen.

Rücksetzer, auch dramatische, bleiben jederzeit möglich. Sprünge nach oben, getrieben durch die besprochenen oder noch unbekannte Faktoren, ebenfalls. Allredings: geopolitischen Entwicklungen, Inflation, Zinsen und weitere nicht vorhersehbare Ereignisse spielen mit und werden Märkte und Kurse auch in Zukunft beeinflussen, durchaus in beide Richtungen. 

Dennoch, auch wenn der Bitcoin im Moment verliert, die Krypto-Industrie, der Bitcoin und andere Kryptowährungen starten insgesamt gestärkt in das Jahr 2025. Auch das nächste Jahr bleibt spannend, gerade deshalb, weil weiterhin niemand ernstzunehmende Prognosen abgeben kann, wo der Markt in einem Jahr stehen wird.