Autor: Marc Landis
Was braucht es, um ein neues digitales Asset-Ökosystem aufzubauen? Genau: eine sichere DLT-Infrastruktur, auf der verschiedene Anbieter Services zur Verfügung stellen können, die sich gegenseitig ergänzen und Finanzflüsse automatisiert abwickeln. Swisscom stellt sich diesem Unterfangen gemeinsam mit Partnern.
Derzeit arbeitet der Telekommunikations- und Finanzinfrastrukturdienstleister Swisscom gemeinsam mit Partnern daran, ein neues digitales Asset-Ökosystem zu schmieden. Dieses soll Unternehmen auf Kapitalsuche und privaten sowie professionellen Investoren die sichere, schnelle Blockchain-basierte Teilnahme am Finanzmarktsystem ermöglichen und auch Assetklassen erschliessen, die heute nicht oder nur sehr umständlich zugänglich sind.
Basis ist eine private Blockchain
Auf der Basis der Distributed-Ledger-Technologie kristallisierte sich in den letzten Jahren eine Reihe von technologischen Entwicklungen heraus, die zusammen der Finanzdienstleistungsbranche helfen könnten, ein neues Niveau an Geschwindigkeit, Qualität und Effizienz zu erreichen.
Das Ökosystem für diese neuen digitalen Assets basiert auf einer von Swisscom entwickelten und gemeinsam mit der Schweizerischen Post betriebenen Distributed-Leder-Technologie, einer sogenannten privaten Blockchain. Daraus sind Serviceangebote wie «Consensus-as-a-Service» entstanden, eine von Swisscom und der Schweizerischen Post zur Verfügung gestellte Blockchain-Infrastruktur, auf welche Firmen ihre Applikationen bauen können. Eine Blockchain ist eine Art Datenbank, die auf mehrere Standorte, Regionen oder Teilnehmer verteilt ist. Ein Distributed Ledger muss dezentral sein, sonst würde es einer zentralisierten Datenbank ähneln, wie sie die meisten Unternehmen heute verwenden. Das bedeutet, dass alle Teilnehmer im verteilten Hauptbuch alle betreffenden Datensätze anzeigen können. Die Technologie bietet eine überprüfbare Historie aller Informationen, die in diesem bestimmten Datensatz gespeichert sind. Weil alle Partner in Echtzeit auf dieselben Daten zugreifen, vereinfacht die Blockchain-Technologie die Zusammenarbeit und ermöglicht die Automatisierung von administrativen Prozessen.
Mit wenigen Klicks neue Finanzprodukte entwickeln und diese rund um die Uhr, in Echtzeit und zu minimalen Kosten handeln
Netflix der Finanzindustrie ist noch nicht da
Die Kernelemente des neuen Asset-Ökosystems sind die Emission und Verwahrung und der Übertrag von digitalen Assets sowie der Zugang zu Liquidität und Bankdienstleistungen, das heisst Eigentum, Vermögenswerte, Verträge und Rechte werden zukünftig digital verwaltet, übertragen und ausgeführt. Die Plattform ermöglicht Investoren das Erschliessen neuer Anlageklassen und die Nutzung entsprechender Dienstleistungen.
Die Weiterentwicklung von Finanzdienstleistungen im digitalen Zeitalter ist insbesondere auch deshalb ein zentrales Anliegen der Ökosystempartner, damit der Schweizer Finanzplatz weiterhin seine Bedeutung behält.
Bislang haben es die alteingesessenen Player des Finanzwesens nicht geschafft, das Amazon oder das Netflix der Finanzindustrie zu lancieren, das mit einer umfassenden Buinessmodell-Innovation bei Banken und anderen Finanzdienstleistern einhergehen müsste.
Ebenso wie das Internet den Medienkonsum revolutionierte und etwa Netflix hervorbrachte, und E-Commerce-Riesen wie Amazon den stationären Handel unter Druck setzt, geraten die traditionellen Geschäftsmodelle der Finanzindustrie unter Druck. Denn der Finanzmarkt hat diese Serie der Informationsrevolution noch nicht durchlaufen.
«Man kann zwar sagen, dass die meisten Finanzgeschäfte heute elektronisch abgewickelt werden und dass die Finanzinfrastruktur das Internet zur Kommunikation nutzt – die Finanzindustrie hat sich jedoch nicht an ihrem kritischsten Punkt verändert: der Schaffung neuer Instrumente, Verträge und Vereinbarungen», sagt Johs. Höhener, Head of FinTech bei Swisscom.
In wenigen Klicks zum neuen Finanzprodukt
«Stellen Sie sich aber vor, Sie könnten mit wenigen Klicks neue Finanzprodukte entwickeln, und diese würden rund um die Uhr, in Echtzeit und zu minimalen Kosten gehandelt.» Dafür will Swisscom gemeinsam mit den genannten, aber auch weiteren Partnern eine offene, zukunftsgerichtete Finanzinfrastruktur schaffen.
Die Rollen sind zum Start des neuen Asset-Ökosystems so verteilt, dass Daura als Swiss Equity Token Factory die neuen digitalen Assets emittiert, Custodigit eine institutionelle Digital-Asset-Custody-Lösung für regulierte Finanzinstitute zur Verfügung stellt, die Sygnum Bank die Fiat und Kryptowelt verbindet sowie KYC- und AML-Vorgaben sicherstellt, MME das Compliance- und Legal-Framework liefert und regulierte Börsen zukünftig einen Zugang zu Preisfindung und Liquidität ermöglichen.