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Open Banking: Mastercard und Visa positionieren sich als Partner für FinTechs

Kreditkarten Visa und Mastercard
Bild: fcafotodigital | Getty Images

Kartenorganisationen geben Gas und lancieren neue Initiativen, um ihre Position im Open Banking zu besetzen.

Welche Auswirkungen bringen PSD2 und Open Banking für Kartenorganisationen? Haben Kreditkarten ausgedient, wenn Instant Payments im Alltag ihren Platz gefunden haben?

Open Banking wird mittel- und langfristig neue Spielregeln schaffen. Instant Payments werden den Zahlungsverkehr grundlegend verändern. Das eine wie das andere noch nicht heute und morgen – aber übermorgen ist bald.

Wer profitiert von diesem Wandel auf Anbieterseite? Banken, FinTechs, Kartenorganisationen, andere und neue Finanzdienstleister – oder alle, auf unterschiedliche Weise? Kartenorganisationen warten nicht passiv auf Antworten, sie lancieren neue Initiativen und positionieren sich als Partner für FinTechs, um ihre Stellung zu festigen.

Visa startet ihr "FinTech-Fast-Track"-Programm

Mit dieser Initiative verspricht Visa FinTechs und Startups in Europa ab Juli 2018 einen schnellen Zugang zum weltweiten Visa-Netzwerk. Mit einem einfachen und beschleunigten Onboarding-Prozess sowie reduzierten Gebühren sollen Early Stage Startups motiviert werden, als Partner der Kartenorganisation im Visa-Netzwerk Lösungen und Produkte zu nutzen, um ihre eigenen Ideen umzusetzen.

Durch die Kooperation mit anderen Anbietern will Visa FinTechs zusätzlich unterstützen und stellt in Aussicht, "Startups zu sponsern", die an dem Programm teilnehmen möchten und die Verbrauchern und Händlern neue und innovative Erlebnisse im digitalen Handel bieten.

Die Visa-Initiative startet im Juli 2018 und richtet sich in einer ersten Phase ausschliesslich an Startups in Grossbritannien. Weitere Märkte werden jedoch kurzfristig geöffnet, das Programm soll weltweit ausgerollt werden. 

Charlotte Hogg, CEO Europe bei Visa, zu den Motiven für die Initiativen:
 

Die Zahlungsindustrie in Europa ist momentan in einer spannenden Zeit. Die Einführung von neuer Regulierung kombiniert mit dramatischen Veränderungen im Verbraucherverhalten und rasanten technologischen Entwicklungen haben Europa in eine Region verwandelt, in der täglich neue Ideen für den Handel entstehen.


Die Kartenorganisation meldet zudem eine Reihe neuer Partnerschaften – die Liste der FinTechs legt eine Fährte, in welchen Bereichen Visa gemeinsame Entwicklungen vorantreibt: Contis, EVRY Financial Services, Jaja, Revolut und Wirecard.

Visa-Investitionsprogramm: 100 Millionen US-Dollar für Startups

Mit einem Investitionsprogramm von 100 Millionen US-Dollar will Visa europäische FinTechs und deren Entwicklungen unterstützen. Die Investitionen in Startups sollen dazu beitragen, das wachsende FinTech-Ökosystem in Europa zu fördern.

Nach Angaben von Visa wird der Schwerpunkt des Investitionsprogramms in der Unterstützung von jungen Startups liegen, die innovative Ideen im Open Banking entwickeln oder Technologien nutzen, um neue und sichere Handelserfahrungen zu gestalten.

Mastercard: PSD2 und neue Open Banking-Dienste

Einen breiteren Ansatz verfolgt die Initiative von Mastercard, die Kartenorganisation will Open Banking forcieren und alle Parteien näher zusammenbringen: Verbraucher, Banken, Unternehmen und Drittanbieter. Insbesondere soll die Zusammenarbeit von Banken und FinTechs gefördert werden.

Mastercard entwickelt eine Reihe von Open Banking-Diensten und will damit den Wandel unterstützen, der durch die europäische PSD2-Richtlinie ausgelöst wurde. Die neuen Services von Mastercard sollen die sichere und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Banken und Drittanbietern ermöglichen und Open Banking vereinfachen.

Mit der neuen Dienstleistungspalette will Mastercard praktische Antworten fürs Open Banking liefern. Konkrete Antworten auf die grundsätzlichen Herausforderungen, welche bisher verhindert haben, dass das vollständige Potenzial von Open Banking ausgeschöpft wird.

Die konkreten Services und Angebote von Mastercard:

  • Die neuen Services von Mastercard werden ein europaweites Verzeichnis von Drittanbietern beinhalten, mit dem Banken sicherstellen, dass die Parteien, die Zugang zum Konto eines Kunden suchen, dazu legitimiert sind.
  • Die neuen Dienstleistungen umfassen unter anderem einen fortschrittlichen Dienst zur Betrugsüberwachung (basierend auf den umfassenden Sicherheitslösungen von Mastercard), der es den Banken ermöglicht, das mit einem bestimmten Drittanbieter verbundene Risiko besser einzuschätzen.
  • Die Services werden auch ein spezielles Streitschlichtungsverfahren bieten, das sowohl ein klares Regelwerk als auch eine Kommunikationsplattform beinhaltet und die umfassende Erfahrung von Mastercard bei der Bearbeitung von Streitfällen in der Zahlungskartenindustrie nutzt.
  • Schliesslich werden die Services auch einen Verbindungs-Hub beinhalten, der es Drittanbietern ermöglicht, die Kommunikation mit Banken aufzubauen und zu managen.

Mastercard unterstreicht, dass mit diesen Dienstleistungen das Vertrauen in den Open Banking-Ansatz bei Verbrauchern, Banken, Unternehmen und Drittanbietern gestärkt und der Austausch untereinander vereinfacht werden soll.

Jason Lane, Executive Vice President, Market Development Europe bei Mastercard, zu den Zielen der Initiative:
 

Wir glauben, dass unsere Services entscheidende Hindernisse beseitigen werden, die einem dynamischen und erfolgreichen Open Banking-Ökosystem bislang im Wege stehen


Das Dienstleistungs-Paket von Mastercard wird in einer Pilotphase Anfang 2019 in Grossbritannien und in Polen eingeführt. Im nächsten Schritt sollen dann sämtliche Services im Laufe des Jahres für weitere europäische Märkte geöffnet werden.