Das Tauwetter hat schon vor einiger Zeit eingesetzt: Banken öffnen sich für Blockchain und Kryptowährungen. Eine neue Studie zeigt, welche Pläne konkret verfolgt werden.
Seit 2019 sind bei der Postfinance über eine Milliarde Schweizer Franken zu Krypto-Börsen abgeflossen – im Verhältnis zum Anlagevermögen sind das mehr als 5 Prozent. Swissquote hat im ersten Halbjahr 2024 bereits 11 Prozent ihres Umsatzes mit Krypto-Assets erwirtschaftet.
Diese Entwicklungen zeigen, dass Blockchain-Anwendungen einen bemerkenswerten Einfluss auf Schweizer Banken haben. Oder mit anderen Worten: Wer Krypto-Services anbietet, behält das Geld im Haus oder zieht neue Gelder an.
Der Pulsmesser: Blockchain für Finanzdienstleister 2024
Das ist der Titel einer neuen Studie, die von der Universität St. Gallen in Kooperation mit Mintminds und Vision& veröffentlicht worden ist. Bisher war bekannt, welche Schweizer Banken mit konkreten Blockchain- und Krypto-Projekten bereits im Markt sind. Die Datenlage zu geplanten Projekten und Vorhaben war hingegen eher dünn.
Die Pulsmesser-Studie 2024 schliesst diese Lücke. Sie vermittelt ein gutes Bild, wo die Schweizer Banken stehen und was in Zukunft zu erwarten ist.
Basierend auf bisherigen Erfahrungen und erfolgreich umgesetzten Anwendungsfällen kristallisieren sich für Banken im Blockchain-Bereich derzeit mit Kryptowährungen und tokenisierten Vermögenswerten zwei wesentliche Entwicklungen heraus. Zudem gibt es als Drittes eine Vielzahl von Ideen für weitere potenzielle Anwendungsfälle, welche die Zukunft der Finanzindustrie prägen könnten:
Kryptowährungen: Handel und Custody spezifischer Zahlungstokens im Auftrag von Kunden
Tokenisierte Vermögenswerte: Digitale Repräsentationen von Vermögenswerten und Eigentum auf Distributed-Ledger-Technologie (DLT)-Plattformen
Erweiterte Blockchain-Anwendungen: Zusätzliche Einsatzmöglichkeiten für den Austausch und die Speicherung von Daten und Informationen, wie beispielsweise in den Bereichen Trade Finance, Settlement, Supply-Chain-Management und Identitätsmanagement
Welche Angebote haben Banken im Blockchain-Bereich in Planung?
Das Geschäft mit Kryptowährungen geniesst bei Banken die höchste Priorität. Mehr als 60 Prozent der Banken gaben an, dass sie in diesem Bereich konkrete Pläne verfolgen und die Hälfte von ihnen stuft den Auf- und Ausbau dieser Angebote sogar als hoch priorisiert ein.
Fast 50 Prozent der Teilnehmer planen Aktivitäten im Bereich tokenisierter Vermögenswerte. Zudem ist die Entwicklung erweiterter Blockchain-Anwendungen, wie zum Beispiel Trade Finance oder Settlement, ein Zukunftsthema, das von über 50 Prozent der Institute bereits aktiv vorangetrieben wird.
Fast zwei Drittel der Banken befassen sich mit Kryptoangeboten
Die Umfrage ergab, dass 63 Prozent der befragten Banken planen, ein Kryptoangebot zu entwickeln oder bereits eines entwickelt haben. Dieser signifikante Anteil verdeutlicht das wachsende Interesse und die Akzeptanz von Kryptowährungen im traditionellen Bankensektor.
Gleichzeitig gaben 37 Prozent der Banken an, derzeit keine Pläne zur Implementierung eines solchen Angebots zu haben. Dies zeigt, dass trotz des wachsenden Interesses ein erheblicher Teil der Banken weiterhin zurückhaltend bleibt – hauptsächlich aufgrund anderer interner Business-Prioritäten, regulatorischer Unsicherheiten oder aufgrund von Bedenken bezüglich der Sicherheit und Stabilität von Kryptowährungen.
Beispielsweise bestätigt ein Vergleich der in dieser Studie erhobenen Werte für Retailbanken mit den Erkenntnissen aus der Bank-IT und Sourcing Studie 2024 der Hochschule Luzern, dass Retailbanken nach wie vor etwas vorsichtiger als andere Banken agieren, tendenziell aber trotzdem verstärkt in den Aufbau eines Kryptowährungsangebots investieren.
Von den Banken, die konkret planen, ein Kryptoangebot zu entwickeln, wird die Priorität des Projekts unterschiedlich eingestuft. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 50 Prozent der Banken dieses Projekt als hochpriorisiert betrachten, während die anderen 50 Prozent ihm eine geringere Priorität einräumen. Diese ausgewogene Verteilung deutet darauf hin, dass es unter den Banken unterschiedliche Strategien und Herangehensweisen gibt, wenn es darum geht, Kryptowährungsdienstleistungen in ihre bestehenden Angebote zu integrieren.
Die Studie geht im Detail darauf ein, welche Leistungen Banken im Bereich der Kryptowährungen konkret anbieten wollen. Und auch, welche Herausforderungen und Bedenken bei der Einführung eines Kryptoangebot bestehen. Letztere zeigt auf einen Blick die folgende Grafik.
0.53 Prozent der AuM sind bereits in Kryptowährungen investiert
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Untersuchung ist der Anteil der Assets under Management (AuM) in Kryptowährungen bei Banken mit bestehenden Kryptoangeboten: 0.53% der gesamthaften AuM sind in Kryptowährungen investiert. Dieser Wert mag auf den ersten Blick gering erscheinen, ist jedoch angesichts mehrerer Faktoren beachtlich.
Erstens befinden sich Kryptowährungen noch in einer frühen Phase ihrer Marktentwicklung. Viele institutionelle Investoren prüfen weiterhin die Risiken und Chancen dieser neuen Anlageklasse. Ein Anteil von 0.53 Prozent zeigt, dass trotz bestehender Unsicherheiten ein substanzielles Interesse und Vertrauen in diese Anlageform besteht, vor allem getrieben durch Retail-Investoren.
Zweitens haben viele Banken ihr Kryptoangebot erst kürzlich eingeführt. Der Aufbau der erforderlichen technologischen Infrastruktur erfordert erhebliche Investitionen und spezielles Know-how.
Insgesamt verdeutlicht der Anteil der in Kryptowährungen investierten AuM das wachsende Vertrauen und die zunehmende Akzeptanz dieser Anlageklasse im Bankensektor – dies trotz regulatorischer und technologischer Herausforderungen.
Die Studie zum Runterladen
Die von uns in diesem Artikel vorgestellten Ergebnisse sind nur Auszüge, der Report geht tiefer. Die Pulsmesser-Studie 2024 zum Thema Blockchain beleuchtet jeden der vier Bereiche – Blockchain-Strategie, Kryptowährungen, tokenisierte Vermögenswerte und erweiterte Blockchain-Anwendungen – im Detail.
Die Studie kann bei der Universität St. Gallen kostenlos als PDF runtergeladen werden, über den Link gleich unten.
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