FinTechs & Banken

Warum die neue Strategie von FinTech-Startups "Camel" heisst

Jan-Philip Schade, Mitgründer und CEO von Kaspar&
Jan-Philip Schade, Mitgründer und CEO von Kaspar& (Bild: Kaspar&)

Gedanken eines FinTech-Gründers und CEOs zum Finanzplatz Schweiz, zur Kooperation von Banken und FinTechs und zur Widerstandsfähigkeit von Kamelen.

Im aktuell anspruchsvollen FinTech-Finanzierungsumfeld grössere Finanzierungsrunden abschliessen zu können, ist schwieriger geworden. Im Rahmen einer Open-Finance-Strategie nicht nur Kapital zu beschaffen, sondern starke Partnerschaften und Kooperationen mit Banken einzugehen, wird für FinTechs und Startups essenziell. Für Banken auch. Und damit für den Finanzplatz Schweiz.

Warum ist das aus FinTech- und Startup-Sicht spannend?

Die neue Strategie von FinTech-Startups heisst "Camel". Die Kamel-Analogie geht auf ein robustes Tier zurück, das sehr lange ohne Wasser und Nahrung überleben kann, in sengender Wüstenhitze nicht umkippt, sondern sein Ziel im Auge behält und sich extremen Klimaschwankungen anpassen kann. Widerstandsfähigkeit und Überlebensfähigkeit sind deshalb gute Stichworte, auch für Startups

Bis bis vor ein, zwei Jahren waren die Zauberworte für FinTech-Startups noch "Growth" und "Unicorn". Das ultimative Ziel lag immer darin, möglichst schnell sehr viele Direktkunden zu gewinnen – koste es, was es wolle.

Der hohe Margendruck und die Zinswende (massiver Rückgang an Startup-Finanzierungen inklusive) haben jedoch zu einem Umdenken gezwungen. Heute ist der einstmals beliebte Unicorn-Ansatz gar nicht mehr so en vogue. Inzwischen ist der als "Camels" bezeichnete Gedanke, als Startup nachhaltig und ausdauernd zu wachsen, viel begehrter unter den Investoren.

Mit unserer auf Open Finance und auf Kooperationen ausgerichteten Strategie zielen wir genau darauf ab. Damit möchten wir vor allem auch zeigen, dass auch mit einem nachhaltigen Gedanken ein erfolgreiches FinTech aufgebaut werden kann. Wir fokussieren auf weniger Funding und weniger künstliches Wachstum – dafür mehr auf dauerhafte Stabilität und Ertrag.

Neben der Kooperation mit unserem ersten Schweizer B2B-Kunden (Acrevis Bank), ist nun die strategische Kooperation mit Avaloq der nächste konsequente Schritt in diese Richtung.

Warum ist das aus Finanzplatzsicht spannend?

Open Banking verändert Banking dauerhaft für Endkunden. Open Finance ermöglicht erstmals, dass Banken einfach und kosteneffizient mit FinTechs zusammenarbeiten können. Das schafft die Voraussetzungen, neue Ideen und Produkte schnell testen und Kunden zur Verfügung stellen zu können.

Die Kooperation von Kaspar&Acrevis ist in unseren Augen ein starkes Beispiel dafür. Gleichzeitig zeigt das Investment von Avaloq, dass der grösste Hersteller von Bankensoftware ebenfalls an das Potenzial von Open Banking glaubt und in diesen Bereich gezielt investiert.

Somit ist Open Banking inzwischen mehr als nur eine Idee, vielmehr ein konkreter Wachstumsbereich. Durch die Bereitstellung von Kundendaten an Drittanbieter wie zum Beispiel Kaspar& entsteht ein völlig neues Ökosystem am Schweizer Finanzplatz, welches die Art und Weise wie die Menschen Banking betreiben, dauerhaft verändern wird.

Der Autor: Jan-Philip Schade

Jan-Philip Schade, Mitgründer des FinTechs Kaspar&

Jan-Philip Schade ist neben Lukas Plachel, Lauro Böni und Sebastian Büchler einer der vier Gründer von Kaspar&, einem FinTech Spin-off der Universität St.Gallen (HSG) und ETH Zürich.

Vor der Gründung von Kaspar& arbeitete Schade als Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung bei einem Schweizer Vermögensverwalter und sammelte dort umfangreiche Erfahrung in der Verwaltung von quantitativen Anlagestrategien für Schweizer Pensionskassen und institutionelle Anleger. Später war er beim selben Unternehmen für die Digitalisierungsstrategie zuständig.

Schade verfügt über einen PhD in Finance der Universität St.Gallen (HSG) im Bereich Quantitative Asset Management sowie FinTech und schraubt gerne an seinem alten Auto.