Franken kann jeder – "EulachGold" nur die Winterthurerinnen und Winterthurer. Was im Mittelalter schon Konjunktur hatte, bekommt nun in Städten und Regionen wieder Aufwind in Form von digitalen Stadt-Währungen.
Pilotprojekt in der Altstadt Winterthur
Zwischen jetzt und Ende Mai kann in ausgewählten Geschäften in Winterthur mit der digitalen Stadt-Währung "EulachGold" bezahlt werden. Für dieses Projekt kooperieren Digital Winterthur und Junge Altstadt Winterthur. Die Verbindung der beiden Organisationen passt gut, weil: die einen wollen mit der neuen Stadt-Währung Digitalisierung für die Bevölkerung und für Unternehmen erlebbar machen, die anderen betreiben damit Standortförderung für die Winterthurer Altstadt und die angeschlossenen Detailhändler.
Die Stadt-Währung "EulachGold" hat sicher einen lokalpatriotischen Touch, darüber hinaus aber auch praktische Komponenten und Spareffekte. Fabian Lehner, Vorstandsmitglied von Digital Winterthur meint:
«Mit EulachGold machen wir die Digitalisierung fassbar und lösen gleichzeitig Probleme wie Zweckentfremdung von Geldern oder die hohen Transaktionsgebühren für die Geschäfte»
In der Phase des Pilotprojekts machen Testkäuferinnen und Testkonsumenten zusammen mit lokalen Detailhändlern und Gastrobetrieben ihre Erfahrungen, wie es sich anfühlt, statt mit Franken mit "EulachGold" zu bezahlen. Die Offenheit bei den Winterthurerinnen und Winterthurern für ein modernes und unkompliziertes Zahlungsmittel ist offenbar vorhanden.
So funktioniert die digitale Stadt-Währung
Digital Winterthur hat den Testkäuferinnen und Testkonsumenten je 20 "EulachGold" (20 Franken) in ihre Wallets in der Ecoo App gespült. Das sind keine Riesenbeträge, aber die Testerinnen und Tester sollen in dieser Phase eben testen und nicht prassen. Die neue Stadt-Währung wird in ausgewählten Geschäften und Gastrobetrieben in der Winterthurer Altstadt als Zahlungsmittel akzeptiert.
Die Geschäfte können "EulachGold" anschliessend bei der Projekt-Trägerschaft wieder gegen harte Schweizer Franken umtauschen. Im Unterschied zu herkömmlichen elektronischen Zahlungsmitteln entstehen für die Geschäfte allerdings keine Transaktionsgebühren.
Mussten im Mittelalter Stadt-Währungen aufwendig geprägt und in Umlauf gebracht werden, sind die heutigen digitalen Schwestern als Coins schnell realisiert, sofort in den Wallets der Kundengruppen und sie lassen sich in ganze Ökosysteme integrieren. Ecoo ist eine Plattform, auf der ein eigener zweckgebundener Coin kreiert werden kann, der sich auf spezifische Bedürfnisse und Zielgruppen zuschneiden lässt. Die flexible Lösung basiert auf der Blockchain-Technologie von Tezos.
Eigene Stadt-Währung auf Dauer?
Das wird sich zeigen. Nach der Pilotphase werden die Erfahrungen von allen Beteiligten gesammelt, ausgewertet und je nach Ergebnis fällt die Entscheidung, ob und in welcher Form ein digitales Zahlungsmittel in der Altstadt Winterthur lanciert werden kann.