Bei ihrer Gründung war Radicant die erste richtig grüne Neo-Bank in der Schweiz. Nachhaltigkeits-, Umwelt- und Impact-Themen standen beim Marketing und auf der Website im absoluten Vordergrund der grünen Tochter der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB).
Impact Investments spielen immer noch eine Rolle, heute im Vergleich zu vorher aber untergeordnet. Die Neo-Bank hat ihre Strategie inhaltlich von dunkelgrün zu hellgrün, formal und visuell im neuen Webauftritt sogar von dunkelgrün zu bunt und vielfarbig verschoben.
Hatte Radicant beim Start zu hundert Prozent und sehr offensiv auf den Nachhaltigkeits-USP gesetzt, finden die Umwelt- und Öko-Themen jetzt zurückhaltender statt, ähnlich moderat wie bei anderen Neo-Banken auch. Radicant rückt neu andere Themen und Aspekte in den Vordergrund, die besser verkäuflich sind.
Radicant muss schnell und sichtbar Erfolge produzieren
Dass Radicant ihren ausschliesslich grünen Nachhaltigkeits-Kurs durch eine Öffnung zur neuen Vielfarbigkeit ersetzt hat, ist nicht unbedingt erstaunlich. Durch den Strategiewechsel erweitert die Neo-Bank eine enggefasste Zielgruppe und öffnet sich für breitere Kundengruppen, die sich nicht in erster Linie über SDG- oder ESG-Argumente gewinnen lassen.
Wahrscheinlich eine notwendige Öffnung. Die durch die BLKB hoch finanzierte Neo-Bank braucht schnelle und sichtbare Erfolge. Radicant operiert im Gegenwind der Politik, wir haben berichtet, und ist dem Druck und den Strömungen zahlreicher Gemien ausgesetzt.
Die Neo-Bank operiert offensiv über den Preis
Radicant fällt auf durch tiefe Gebühren und hohe Zinsen. Das Bankkonto ist kostenlos und auch für Einkäufe im Ausland und Online-Einkäufe in Fremdwährungen fallen keine Gebühren und keine Transaktionskosten an. Die Fremdwährungsgebühren für Kartenzahlungen im Ausland hat die Neo-Bank bereits letzten Mai abgeschafft. Bareinlagen auf dem Konto werden mit 1.25 Prozent verzinst.
Radicant-CEO Anton Stadelmann unterstreicht den Faktor Gebühren und Zinsen: «Radicant bietet ein sehr attraktives Angebot rund um das Bankkonto an. Nicht nur durch die wegfallenden Fremdwährungsgebühren, sondern auch durch attraktive Zinssätze und ein hervorragendes Kundenerlebnis, inklusive Onboarding und Support, will Radicant neue Massstäbe setzen.»
Vom früher mantrisch durchgezogenen Nachhaltigkeits-Approach ist nichts zu hören, neu stehen andere Schwerpunkte im Vordergrund.
Neu ist auch, dass Radicant ihr Bankkonto ähnlich positioniert wie Revolut und anderen Neos, nämlich als "ideales Bankkonto für deinen Alltag, Reisen und fürs Sparen". Also ohne grünen Droh- und Gewissensfinger beim Thema Fliegen und Reisen.
Neues 3a-Produkt
Mit Produkten zum Vorsorgesparen sind inzwischen zahlreiche FinTechs erfolgreich unterwegs – und der Markt bietet weiterhin Raum für neue Anbieter. Immer vorausgesetzt, Angebote und Konditionen sind attraktiv.
Radicant startet mit einem Säule-3a-Produkt und bietet 1.25 Prozent Zinsen auf den Einlagen. Ein Investmentkonto ist noch nicht verfügbar, soll jedoch bald folgen.
Dass Radicant mit einem halbfertigen 3a-Produkt startet, ist der Innovationsgeschwindigkeit geschuldet. Diese gehört nach Aussagen der Neo-Bank zum Kern der Strategie. Konsequent ist deshalb auch, neue Produkte möglichst schnell sichtbar zu machen.
In Planung: Save Back
Im September soll ein weiteres Produkt unter dem Namen "Save Back" lanciert werden. Dieses Produkt soll nach Aussagen von Radicant in der Schweiz in dieser Ausprägung einzigartig sein.
Kundinnen und Kunden sollen beim Bezahlen mit der Radicant-Karte mit jeder Transaktion ihr nachhaltiges Investment-Portfolio automatisch und kontinuierlich ausbauen können.
Inwieweit sich Save Back von bestehenden Produkten unterscheidet und über die bereits praktizierte Idee der Wechselgeld-Investitionen hinausgeht, wird sich bei der Lancierung im Herbst zeigen.
Wo steht Radicant heute?
Die Neo-Bank mit Banklizenz ist erst ein knappes Jahr im Markt unterwegs. Konkrete Kundenzahlen sind deshalb noch nicht zu haben. Radicant gibt jedoch zu Protokoll, dass die attraktiven neuen Angebote rund um Banking und Investing zu einem starken Kundenwachstum geführt hätten. Sowohl die Kundengelder als auch die Anzahl der Kundinnen und Kunden hätten sich positiv entwickelt.