Letzte Woche hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins auf 0.5 Prozent angehoben und damit die fast achtjährige Ära der Negativzinsen beendet. Bringt das klare Signal mit neuen Spielräumen Schweizer Banken dazu, Spargelder nun wieder positiv zu verzinsen?
Würden Banken Sparzinsen so schnell anheben wie sie das bei den Hypothekarzinsen tun, könnte Sparen wieder Freude machen und den Vermögensverlust ihrer Kundinnen und Kunden durch die Inflation etwas dämpfen. Aber auch hier gitl: "Gut Ding will Weile haben", eine Sparzins-Offensive auf breiter Front ist nicht festzustellen.
Wo es Zinsen gibt
Die Neo-Bank Yuh hat als Pionier bereits einige Wochen vor dem Entscheid der SNB die Zinswende eingeläutet, seit 1. September gibt's Zinsen, MoneyToday.ch hat berichtet. Ultraschnell hat einmal mehr die Bank WIR reagiert und Zinsen für Sparen und Vorsorgen angekündigt.
Mit im Boot der kundenorientiert operierenden Geldhäuser sind die Graubündner Kantonalbank, die Luzerner Kantonalbank sowie Valiant.
Das Vergleichsportal Moneyland hat die Konditionen zusammengetragen, die Details gibt's hier.
Wo es noch keine Zinsen gibt
Zahlreiche Banken stehen mit unterschiedlichen Begründungen noch auf der Zinsbremse. Die unfrohe Kunde geht von "Leitzinsen müssen von der SNB erst noch weiter erhöht werden" über "Wir haben die Negativzinsen aufgehoben" bis zu "In Abklärung" oder "Noch nichts geplant". Zu den zögerlichen oder im Moment noch zinsknausrigen Banken gehören unter anderen:
- Aargauische Kantonalbank
- Basellandschaftliche Kantonalbank
- Basler Kantonalbank
- Bank Cler
- Berner Kantonalbank
- Credit Suisse
- Migros Bank
- Postfinance
- Raiffeisen
- St. Galler Kantonalbank
- UBS.
- Zürcher Kantonalbank
Auch diese Liste kommt von Moneyland, das Vergleichsportal hat bei den einzelnen Banken die Statements zur momentanen Zurückhaltung und zu geplanten oder nicht geplanten Zinserhöhungen zusammengestellt, hier nachzulesen.
Warum gibt's eigentlich nicht bei allen Banken Sparzinsen?
Geben nur reiche Banken Sparzinsen und arme, darbende Geldhäuser eben nicht? Mit dieser naiven Betrachtung dürften die Unterschiede nicht zu erklären sein. Zumal zahlreiche Banken auch in Zeiten von Negativzinsen sehr gute Erträge erwirtschaftet und teilweise überraschend positive Abschlüsse präsentiert haben. Dass verschiedene Banken, neben dem Einzug von Negativzinsen, in den letzten Jahren ihre Gebührenstruktur überarbeitet haben und teilweise massiv teurer geworden sind, ist ebenfalls kein Indiz für notleidende Banken. Es war einfach möglich und solange Kundinnen und Kunden mitspielen, ist vieles machbar.
Bei steigenden Zinsen sind die Mechanismen nicht grundsätzlich anders, im Gegenteil, es ist eine Rückkehr zum gewohnten Geschäft mit den Zinsdifferenzen in normalisierten Umfeldern. Vereinfacht ausgedrückt: Kundinnen und Kunden deponieren ihr Geld bei ihrer Bank, das Finanzinstitut arbeitet mit diesen Geldern, gewährt anderen Kunden Kredite, Hypotheken oder andere Finanzprodukte und kassiert dafür Zinsen.
Wie sich die jeweilige Bank refinanziert, erhöht oder minimiert die Erträge. Die Refinanzierung über Spareinlagen ist für Banken dann besonders attraktiv, wenn sie Sparerinnen und Sparer nicht an den generierten Erträgen beteiligen, das heisst, keine Zinsen gewähren. Dann bleibt alles bei der Bank, weil das anvertraute Spargeld weiterhin keinen Preis hat, es ist kostenlos, die steigenden Zinsen beim ausgeliehenen Geld erhöhen jedoch zusätzlich die Margen.
Je länger Finanzinstitute diesen Modus der Refinanzierung über kostenlose (zinslose) Sparguthaben beibehalten können, umso länger bleiben die Erträge und Margen hoch. Insofern leuchtet die Zurückhaltung zahlreicher Banken beim Sparzinsenregime ein. Zudem profitieren Finanzinstute hier von einer weiterhin erwarteten Trägheit ihrer Kundinnen und Kunden, die Wechselwilligkeit war in früheren Jahren eher tief. Das könnte sich allerdings ändern – Banken selbst haben ihre Kunden mit belasteten Negativzinsen auf eine erhöhte Mobilität trainiert.
Die Sparzinsen werden bei allen Banken zurückkommen
Dass Sparzinsen bei allen Banken wieder Einzug halten werden, ist nur eine Frage der Zeit. Und auch eine Frage des Marktes, der in nächster Zeit verstärkt spielen könnte. Kundinnen und Kunden sind tatsächlich mobiler geworden. Nicht unbedingt beim Wechsel ihrer Hausbank, das ist oftmals zu mühsam, bei der Platzierung ihres Vermögens hingegen schon, das ist mit einem einfachen Überweisungsauftrag zu machen.
Nicht anlagewillige Bankkunden, die Cash auf ihrem Konto vorziehen, haben in den letzten Jahren gelernt, ihre Guthaben auf verschiedene Banken und Konten zu verteilen, um Negativzinsen zu entgehen. Dieses inzwischen gelernte Rezept hilft auch jetzt, um den Unterschied zwischen null Zinsen und wahrnehmbaren Sparzinsen zu schaffen. Bankkunden entscheiden selber, ob sie für ihr Geld mit Zinsen belohnt werden möchten oder ob sie sich damit begnügen wollen, die Erträge ihrer Bank zu steigern. Das eine oder das andere beeinflusst das Tempo und die Bereitschaft der Banken, Sparzinsen anzubieten.
Etwas Euphorie zum Schluss
Swissquote gehört zu den Banken, welche nur gerade die Negativzinsen aufheben, positive Zinsen gibt's keine. Deshalb hat uns die Mitteilung von Swissquote ein Lächeln ins Gesicht gezaubert: Wir dürfen jetzt profitieren! Klingt gut, aber von was genau?
Wird eine "Strafe" ausgesetzt und dadurch erst der neutrale Normalzustand wieder hergestellt, ist der wahre Profit noch nicht wirklich in Sicht, nur gerade das Ausbleiben der Strafe und bestenfalls das Abflauen der Phantomschmerzen.