Die Unternehmensberatung McKinsey und die Swiss-American Chamber of Commerce haben in Kooperation mit Economiesuisse (Dachverband der Schweizer Wirtschaft) und Swiss Holdings (Verband der multinationalen Unternehmen in der Schweiz) eine Studie vorgelegt.
Die Analyse beleuchtet, in welchem Ausmass internationale Unternehmen in den vergangenen Jahren ihre Hauptsitze verlegt haben – und wohin. Ebenso ist die Bedeutung von international tätigen Unternehmen für die Schweizer Volkswirtschaft analysiert worden.
Die Studie basiert auf Interviews mit mehr als 100 CEOs internationaler Unternehmen, einschliesslich der Mehrheit der SMI-Unternehmen. Mit international tätigen Unternehmen sind sowohl Schweizer als auch ausländische Unternehmen gemeint.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bericht
Zentrale Ergebnisse der Studie, welche Swiss Holdings in einer Kurzübersicht zusammengefasst hat.
International tätige Firmen sind für die Schweiz von zentraler Bedeutung
- International tätige Firmen aus dem In- und Ausland leisten einen massgeblichen Beitrag zur Schweizer Wirtschaft. Sie generieren über ein Drittel des Schweizer Bruttoinlandsprodukts, 1,3 Mio. Arbeitsplätze in hoch produktiven Sektoren und fast die Hälfte der Unternehmenssteuer auf Bundesebene.
- International tätige Unternehmen, die sich in den vergangenen zehn Jahren in der Schweiz niedergelassen haben, steuerten 3,5 Mrd. CHF pro Jahr zum BIP bei. Zusätzlich generierten sie jährlich 500 Mio. CHF Steuereinnahmen.
Die Schweiz hat an Attraktivität eingebüsst
- Die Schweiz ist als Standort für Hauptsitze von Platz 1 auf Platz 3 abgerutscht. Im Zeitraum von 2009 bis 2013 entschieden sich 27 Prozent der Unternehmen, die ihren Hauptsitz verlagerten, für die Schweiz. 2014 bis 2018 waren es nur noch 19 Prozent – obwohl die Anzahl von An- und Umsiedlungen in Europa gestiegen ist. Global gesehen blieb die Schweiz zwar ein wichtiger Standort für Hauptsitze, büsste jedoch im Vergleich zu Singapur und Dubai an Bedeutung ein.
- Die Schweiz hat es verpasst, internationale Unternehmen in wachstumsstarken Sektoren anzuziehen. Global expandierende Tech-Firmen und chinesische Unternehmen – zum Beispiel Apple, Amazon, Alibaba, Alipay, Facebook, Netflix, LinkedIn, Airbnb, Starbucks, Tesla und Uber – wählten andere europäische Standorte. Gleichwohl bleibt die Schweiz grundsätzlich wettbewerbsfähig und konnte im Bereich Life Sciences sogar dazugewinnen.
- International tätige Unternehmen verlagern Aktivitäten vermehrt ins Ausland. Während Unternehmen in der Vergangenheit vor allem Backoffice-Tätigkeiten in ausländische Shared Services Centers verlagerten, werden in jüngster Zeit auch vollständige Kompetenzzentren im Ausland aufgebaut, zum Beispiel im Bereich Digital und Advanced Analytics.
Switzerland – wake up
- Die Schweiz weist zunehmend Defizite auf bei Standortfaktoren wie der Verfügbarkeit und Mobilität von hochqualifizierten Arbeitskräften. Traditionelle Stärken wie steuerliche und regulatorische Stabilität beginnen zu verblassen. Zudem verliert die Schweiz auch im Standortmarketing gegenüber Ländern, die besser koordiniert, mit mehr Ressourcen und aktiver für die Ansiedelung neuer und den Erhalt bestehender international tätiger Unternehmen werben.
- Die Schweiz könnte wieder zum führenden Standort für international tätige Firmen werden. Dafür sollte sie zu ihrer wirtschaftsfreundlichen, pragmatischen Grundhaltung zurückfinden und dabei insbesondere ihre Einwanderungspolitik für hochqualifizierte Arbeitskräfte überdenken und mehr Studienplätze für stark nachgefragte Fachrichtungen bereitstellen, ihre Position im internationalen regulatorischen, wirtschaftlichen und steuerlichen Kontext klären und zudem auch ein aktiveres Standortmarketing betreiben.
Studie zum Runterladen
Der 40-seitige Bericht kann kostenlos bei McKinsey runtergeladen werden (in Englisch). Eine smarte Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse gibt's von Swiss Holdings in deutscher Sprache. Das eine wie das andere über die Links gleich unten.