Bargeld hat den Spitzenplatz zurückerobert und Debitkarten wieder auf den zweiten Platz gesetzt: fast jede dritte Zahlung in der Schweiz erfolgt in bar.
Entgegen den Unkenrufen, dass Bargeld laufend an Bedeutung verlieren würde, nutzen Schweizerinnen und Schweizer Noten und Münzen wieder als hauptsächliches Zahlungsmittel.
29 Prozent der täglichen Käufe in der Schweiz werden bar bezahlt – und damit mehr als mit der Debitkarte (27 Prozent) oder mit der Kreditkarte (18 Prozent). Damit liegt Cash im Portemonnaie wieder an der Spitze der beliebtestens Zahlungsmittel.
Weitere 18 Prozent der Zahlungen erfolgen mit einem mobilen Gerät wie Smartphone, Tablet oder Smartwatch. Diese Mobile Payments umfassen einerseits Zahlungen direkt über das Bankkonto etwa mit Twint, andererseits aber auch Zahlungen mit in einer App hinterlegten Kredit- oder Debitkarte wie bei Apple Pay oder Samsung Pay.
Diese Resultate stammen aus der repräsentativen Studie der ZHAW School of Management and Law und dem Center for Financial Services Innovation der Universität St. Gallen. Die Studienergebnisse sind im Swiss Payment Monitor zusammengefasst, die Studie wird bereits zum sechsten Mal durchgeführt.
Kreditkarten generieren die grössten Umsätze
Am meisten Geld wird in der Schweiz mit der Kreditkarte ausgegeben: 27 Prozent des Umsatzes werden mit diesem Zahlungsmittel generiert. Werden die mobilen Zahlungen mit hinterlegter Kreditkarte mitgezählt, sind es sogar 34 Prozent Umsatzanteil.
Die mobilen Zahlungen sind generell im Kommen, das zeigt sich bei der Anzahl der Transaktionen (18 Prozent) wie auch bei der Umsatzentwicklung (15.3 Prozent Anteil). Zahlungen mit Twint, welche meist direkt über das Bankkonto abgewickelt werden, machen dabei noch immer rund die Hälfte der mobilen Zahlungen aus – Zahlungen per Apple Pay, Samsung Pay oder Google Pay haben jedoch relativ gesehen an Anteilen gewonnen.
26 Prozent der Umsätze werden über eine Debitkarte abgerechnet, während Bargeld gemessen am Umsatz mit einem Anteil von 17 Prozent Anteil auf dem dritten Rang folgt. «Bargeld wird vor allem für kleine Beträge bis 20 Franken verwendet, weshalb es zwar häufig eingesetzt wird, aber gemessen am Umsatz eine weniger wichtige Rolle spielt», erklärt Tobias Trütsch, Zahlungsökonom der Universität St. Gallen.
Wie halten es Durchschnittsschweizer mit Bargeld und Zahlungen?
Versucht man Schweizerinnen und Schweizer als Durchschnittsperson zu verstehen, zeigt sich auf einen Blick, wer wie bezahlt und wie viel Bargeld dabei eine Rolle spielt.
Schweizerinnen und Schweizer bunkern wieder mehr Bargeld zu Hause
Die Bargeldnutzung unterscheidet sich stark nach demografischen Merkmalen. Personen mit tieferer Bildung und niedrigerem Einkommen greifen häufiger auf Bargeld als Zahlungsmittel zurück. Während die unter 30-Jährigen bei 28 Prozent der Zahlungen Bargeld verwenden, sinkt dieser Anteil bei den 30 bis 44-Jährigen auf 24 Prozent, um danach mit dem Alter bis zu den über 60-Jährigen auf 38 Prozent zu steigen.
Rund jede sechste Person in der Schweiz verzichtet inzwischen vollständig auf Bargeld. Diese Verhaltensweise ist mit zunehmendem Alter, höherem Einkommen sowie in der Deutschschweiz weniger verbreitet.
Die durchschnittliche Menge Bargeld, die eine Person im Portemonnaie mit sich führt respektive zu Hause aufbewahrt, hat sich in der aktuellen Erhebung erstmals seit drei Jahren merklich erhöht. «Eine mögliche Erklärung für dieses Verhalten liegt in der für diesen Winter befürchteten Energiekrise, für die sich ein Teil der Bevölkerung eventuell mit höheren Bargeldreserven wappnen wollte», vermutet ZHAW-Zahlungsmittelexperte Marcel Stadelmann.
Neo-Banken werden vermehrt zur Hauptbank
Die aktuelle Studie hat auch einen vertieften Blick auf die Entwicklung von Neo-Banken geworfen und liefert interessante Einblicke. Mehr als jede dritte befragte Person (36.5 Prozent) hat schon mindestens einmal neue Onlinelösungen einer Neo-Bank genutzt.
Gibt's den typischen Neo-Banken-Nutzer? Ja, sagt Stadelmann und skizziert den Steckbrief:
Der typische Neo-Banken-Nutzer ist männlich, jünger als 45 Jahre alt, gut gebildet und verfügt über ein Haushalts-Einkommen von mehr als 9'000 Franken
In der französischsprachigen Schweiz ist der Anteil Neo-Banken-Nutzer mit 43 Prozent signifikant höher als in der restlichen Schweiz. Deutschweizer bleiben mit 34 Prozent zurückhaltender, in der italienischsprachigen Schweiz geben 36 Prozent einer Neo-Bank das Jawort.
Revolut wird am häufigsten verwendet (15 Prozent), gefolgt von den Schweizer Anbietern Neon (14 Prozent) und Credit Suisse CSX (11 Prozent).
Yuh kommt eineinhalb Jahre nach der Lancierung bereits auf einen Nutzungsanteil von 10 Prozent.
Inzwischen verwenden 36 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von Neo-Banken deren Angebot als primäres Zahlungsmittel oder als Hauptbankverbindung, das sind 7 Prozentpunkte mehr als vor einem halben Jahr.
Die Studie zum Runterladen
Der Swiss Payment Monitor in aktueller Ausgabe geht auf gut 30 Seiten in die Tiefe mit Einsichten zum Zahlungsverhalten der Schweizer Bevölkerung. Vor allem interessant: die aktuellen Zahlen werden in der Fortschreibung dargestellt und können mit den Werten früherer Jahre verglichen werden, das macht in allen Bereichen Entwicklungen sichtbar. Der Swiss Payment Monitor 2023 kann als PDF kostenlos runtergeladen werden, über den Link gleich unten.