Europa und Asien wirtschaften im Schatten der US-Konzerne

Wokenkratzer, Sternbanner und Dollarschein als Symbol für die Börsen-Dominanz der USA

62 der 100 teuersten Unternehmen der Welt haben ihren Sitz in den USA – kein einziges europäisches Unternehmen ist in den Top 10 vertreten.

Die Dominanz der US-Konzerne hält an, europäische Unternehmen sind unter deutlich kleineren Segeln unterwegs. Zu diesem Befund kommt eine Analyse der Beratungsgesellschaft EY, welche die Marktkapitalisierung der am höchsten bewerteten Unternehmen weltweit halbjährlich untersucht.

Trotz starker geopolitischer Spannungen und einer schwächelnden Weltkonjunktur: Der Börsenwert der 100 teuersten börsennotierten Unternehmen der Welt stieg im Verlauf des vergangenen Jahres um 25 Prozent und erreichte mit 44.9 Billionen US-Dollar einen neuen Höchststand.

Angetrieben wird die Rekordjagd an den Börsen vom KI-Boom, der die Bewertungen zahlreicher Unternehmen aus dem Technologiesektor in die Höhe treibt. Aktuell können sich 24 Technologie-Unternehmen unter den Top 100 platzieren. Die Marktkapitalisierung dieser Unternehmen stieg im Verlauf des vergangenen Jahres um 40 Prozent – keine andere Branche weist ein derart starkes Wachstum auf.

Klar führend sind gerade in diesem Bereich Unternehmen aus den USA: Von den 24 Technologie-Unternehmen unter den Top 100 haben 17 ihren Hauptsitz in den USA. Generell dominieren US-Unternehmen das Ranking – zum Jahresende 2024 platzieren sich 62 US-Konzerne in der Liste der höchstbewerteten Unternehmen der Welt. Von den zehn teuersten Unternehmen haben sogar neun ihren Sitz in den USA.

Apple, Nvidia und Microsoft sind zum Jahresende die höchstbewerteten Unternehmen der Welt. Europäische Unternehmen schaffen es hingegen derzeit nicht unter die weltweiten Top 10. Und von den 100 wertvollsten Unternehmen haben nur 18 ihren Hauptsitz in Europa – 17 stammen aus Asien.

Dass die US-Konzerne generell in einer anderen Liga spielen, zeigt ein beispielhafter Vergleich: Allein Apple ist mit einer Marktkapitalisierung von knapp 3.8 Billionen US-Dollar fast doppelt so viel wert wie alle 40 DAX-Konzerne zusammen (1.9 Billionen US-Dollar). 

KI als Treiber, aber: Europa steht auch beim KI-Boom an der Seitenlinie

Vor allem das Thema Künstliche Intelligenz bewegt die Börsen nach wie vor und treibt die Wertentwicklung von Technologie-Unternehmen weltweit an. Die schwache Konjunktur und eine geopolitische Lage, die sich weiter zuspitzt, scheinen dabei in den Hintergrund zu treten.

Es sind allerdings vor allem US-Unternehmen, die vom KI-Boom profitieren – nur wenige europäische börsennotierte Unternehmen spielen im Zusammenhang mit KI derzeit eine bedeutende Rolle. Der deutsche Softwarekonzern SAP und der niederländische Chipausrüster ASML liegen dabei ganz vorne, die Unternehmen belegen die Plätze 32 und 33 im Ranking.

Tech- und KI-Dominanz in den USA, traditionelle Industriebranchen in Europa

«Bis auf ganz wenige Ausnahmen spielt Europa beim Thema KI und generell im Digitalsektor eine untergeordnete Rolle», beobachtet Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY. «Und angesichts der rasanten Entwicklung in diesem Bereich besteht die grosse Gefahr, dass wir zunehmend den Anschluss verlieren. Daran ändern auch die vielversprechenden KI-Startups wenig, die es in Europa und auch in Deutschland durchaus gibt.»

Dass Europa in den kommenden Jahren Top-Technologiekonzerne hervorbringen könne, sei angesichts der Übermacht der USA in diesem Bereich kaum zu erwarten, meint Ahlers. «In Europa dominieren noch die traditionellen Industriebranchen, die sich derzeit mitten in einer tiefgreifenden Transformation befinden, und die zudem mit einer weltweit schwachen Nachfrage kämpfen», sagt Ahlers.

Die Position von Schweizer Unternehmen im globalen Ranking

3 Schweizer Unternehmen in den Top 100
Unter die Top-Unternehmen der Welt schaffen es in diesem Jahr auch wieder Schweizer Konzerne: Roche, Nestlé und Novartis rangieren unter den Top 100, rücken im Vergleich zu den Jahren 2023 und 2022 aber weiter nach hinten in der Rangierung:

  • Roche auf Platz 46 (2023: Platz 43; 2022: Platz 31)
  • Nestlé auf Platz 51 (2023: Platz 27; 2022: Platz 23)
  • Novartis erreicht Platz 66 (2023: Platz 53; 2022: Platz 47)

8 Schweizer Unternehmen in den Top 300
Zu den weltweiten Top 300 gehören insgesamt acht Schweizer Unternehmen. Zu den drei oben bereits genannten kommen die folgenden fünf Konzerne dazu:

  • Chubb Limited auf Platz 146 (2023: Platz 164; 2022: Platz 144)
  • ABB auf Platz 165 (2023: Platz 177; 2022: Platz 243)
  • UBS auf Platz 169 (2023: Platz 144; 2022: Platz 232)
  • Compagnie Financière Richemont auf Platz 185 (2023: Platz 180; 2022: Platz 181)
  • Zurich Insurance Group auf Platz 192 (2023: Platz 198; 2022: Platz 189)

15 Schweizer Unternehmen in den Top 500
In den weltweiten Top 500 der wertvollsten Unternehmen finden sich insgesamt 15 Schweizer Firmen. Zu den acht oben bereits genannten Konzernen spielen weitere sieben Unternehmen mit:

  • Holcim auf Platz 351 (2023: Platz 388; 2022: Platz 459)
  • Glencore auf Platz 353 (2023: Platz 218; 2022: Platz 152)
  • Lonza Group auf Platz 452 (2023: Platz 517; 2022: Platz 412)
  • Swiss Re auf Platz 463 (2023: Platz 507; 2022: Platz 499)
  • Alcon auf Platz 464 (2023: Platz 454; 2022: Platz 439)
  • Givaudan auf Platz 486 (2023: Platz 456; 2022: Platz 490)
  • Garmin auf Platz 496 (2023: Platz 555; 2022: Platz 542)

Kein grosser Schweizer Akteur im Bereich der Künstlichen Intelligenz

Von den 15 Schweizer Unternehmen in den Top 500 machen sieben Firmen Plätze gegenüber dem Vorjahr gut, acht Schweizer Konzerne rückten im Jahr 2024 weiter nach hinten.

Stefan Rösch-Rütsche, Country Managing Partner von EY in der Schweiz, sagt: «Schweizer Konzerne behaupten sich gesamthaft gesehen stabil im weltweiten Umfeld und stehen für die Innovationskraft der Schweizer Wirtschaft – auch in schwierigeren Zeiten. Im internationalen Vergleich – vor allem mit den USA – fällt jedoch immer mehr auf, dass es keinen grossen Schweizer Akteur im Bereich der Künstlichen Intelligenz gibt.» 

Die Analyse zum Runterladen

Die aktuelle Analyse "Marktkapitalisierung 2024" – mit den Details zu den Schweizer Konzernen im internationalen Vergleich – kann kostenlos als PDF direkt bei EY runtergeladen werden, hier.