Challenger-Banken

Revolut ist in Deutschland und in Liechtenstein jetzt eine richtige Bank und will im DACH-Raum Gas geben

Joe Heneghan, CEO der Revolut Bank
Joe Heneghan, CEO der Revolut Bank, macht die Revolut-App zur Bank (Bild: Revolut)

Der Zeitpunkt ist günstig für die Challenger-Bank Revolut, Erzrivale N26 leidet unter einer verordneten Wachstumsbremse, die Ernte kann beginnen.

Das Ziel, im DACH-Raum massiv wachsen zu wollen, hat die Challenger-Bank Revolut schon länger festgeschrieben. Im Moment scheint die Ausgangslage für das britische FinTech besonders günstig, um Nägel mit Köpfen zu machen. Konkurrent N26 ist aktuell durch eine von der BaFin verordnete Wachstumsbeschränkung mit eingekürzten Flügeln in den Märkten unterwegs, MoneyToday.ch hat berichtet, hier.

Mit ihrer Anordnung vom Oktober 2021 hat die Finanzmarktaufsicht die deutsche Neo-Bank N26 dazu verpflichtet, das Neukundenwachstum auf maximal 50'000 Kunden pro Monat zu beschränken. Diese Wachstumsbremse gilt bis auf Widerruf und schliesst sämtliche Länder ein, in denen N26 aktiv ist. Ein knüppelhartes Verdikt, das Konkurrent Revolut Tür und Tor öffnet – vor allem auch im umkämpften und angestammten Heimmarkt von N26. Revolut hat mit weltweit 18 Millionen Nutzerinnen und Nutzern die grössere Kundenbasis als N26 mit 7 Millionen, in Deutschland jedoch hat N26 weiterhin die Nase vorn.

Revolut startet in Deutschland und in Liechtenstein mit europäischer Banklizenz

Europäische Kunden, welche die App der britischen Challenger-Bank nutzen, profitieren von einem umfangreichen und laufend erweiterten Service-Angebot, bisher waren sie jedoch nicht durch die Einlagensicherung bis zu 100'000 Euro geschützt. Dies im Gegensatz zu N26. Die App der Berliner Neo-Bank bietet im Leistungsumfang weniger, die Einlagensicherung ist jedoch gewährleistet, N26 ist seit Jahren schon mit einer Vollbanklizenz in Europa unterwegs.

Revolut zieht hier nach und ist in den europäischen Märkten mit einem Upgrade zugange. Upgrade bedeutet, Nutzerinnen und Nutzer der britischen App wechseln zur Revolut Bank mit Sitz in Litauen, welche Inhaberin einer europäischen Banklizenz ist. Dieses Upgrade macht den Unterschied zwischen null oder eben 100'000 Euro Einlagensicherung. Das Upgrade wird über die Revolut App gestartet und soll nur wenige Minuten in Anspruch nehmen. Danach haben Kundinnen und Kunden des FinTechs Zugang zu geschützten Einlagekonten und weiteren zusätzlichen Finanz- und Bankdienstleistungen, die unter dem Segel der Banklizenz nach und nach eingeführt werden sollen.

Der bisherige Leistungsumfang der App und die gewohnte Umgebung stehen nach dem Upgrade weiterhin zur Verfügung. In Sachen Funktionen und Komfort ändert sich für die Nutzer der App nichts, neu steht nun einfach eine lizenziert Bank im Hintergrund ihrer App mit einem Mehr an Sicherheit.

Joe Heneghan, Chief Executive Officer der Revolut Bank, kommentiert:

Die Einführung von Revolut Bank in Deutschland und in Liechtenstein wird unseren Kunden ein noch höheres Mass an Sicherheit und Vertrauen bieten und uns ermöglichen, in naher Zukunft eine Vielzahl an neuen Produkten und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen

Der Kampf um den Markt Deutschland

Diese Banklizenz-Offensive kommt für N26 zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Revolut kann im Heimmarkt der Berliner aufholen und auch jenen Kunden eine Heimat bieten, die von N26 aufgrund der verordneten Wachstumsbremse im Moment abgelehnt werden müssen. Neu in Sachen Banklizenz auf Augenhöhe und mit analoger Einlagensicherung.

Zusätzlich zum Neukundengeschäft sieht Revolut auch Chancen, für bestehende Kundinnen und Kunden zur Hauptbank aufzusteigen. Das FinTech präsentiert die Ergebnisse einer von Revolut durchgeführten Umfrage: mehr als 50 Prozent der Kunden würden ihr Gehalt auf das Revolut-Konto überweisen lassen, wenn ihre Einlagen geschützt wären. Geht der Plan auf, öffnen sich zusätzliche Geschäftszweige, die Zahl der Transaktionen erhöht sich und die Erträge nehmen zu.

Die Vorteile einer FinTech-App und die Sicherheit einer Bank

Die Argumente von innovativen Challenger-Apps mit dem Hintergrund einer Banklizenz lesen sich nun sehr ähnlich wie jene von traditionellen Banken mit coolen FinTech-Apps. In freier Übersetzung: das Beste aus zwei Welten in einer App. Gut möglich, dass sich bald schon klassische Banken von Neo-Banken, abgesehen von den Gebühren, nur noch durch ihre Geschichte unterscheiden: War zuerst die Bank da und dann die coole App oder dasselbe in umgekehrter Reihenfolge?

Das liegt in der Natur der Entwicklung und in den Erwartungen der Kundinnen und Kunden. Banken sind gezwungen mit coolen Apps am Ball zu bleiben und Challenger-Banken stehen unter Druck, ihre immer schon coolen Apps mit der Sicherheit einer "richtigen" Bank hochzurüsten. 

Was ab sofort nun auch in Deutschland und in Liechtenstein zur Verfügung steht, bleibt den Schweizer Kunden vorderhand noch verwehrt. Das Einlagensicherungssystem von EU-Banken hat in der Schweiz keine Wirkung. Dennoch ist Revolut mit seiner App auch in der Schweiz sehr erfolgreich, die Zahl der Nutzer sollte inzwischen deutlich über 350'000 liegen.

Das erstaunliche Wachstum und der Zustrom Revolut-affiner Kunden dürfte sich auf Dauer allerdings nur halten lassen, wenn das FinTech auch in der Schweiz nachzieht. Immerhin sind inzwischen mit Neon, Yapeal, CSX, Yuh, Zak und FlowBank durchwegs Mitspieler unterwegs, die entweder über eine Banklizenz verfügen oder dann mit einer Mutter-Bank im Hintergrund unterwegs sind. 

Das britische FinTech operiert nach wie vor aggressiv in den Märkten und hat mit neuen Leistungen und Angeboten weiterhin sehr viel vor. Revolut hat bisher mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar an Investitionen eingesammelt und wurde zuletzt mit 33 Milliarden US-Dollar bewertet. Nach eigenen Angaben nutzen mehr als 18 Millionen Kunden auf der ganzen Welt die App, davon mehr als eine Million in der DACH-Region. Mit dem aktuellen Launch ist die Revolut Bank nun in 28 EU-Märkten tätig.