Kryptowährungen & Steuern

Hohe Krypto-Steuern, taugliches Mittel für leere Staatskassen?

Giorgia Meloni, italienische Ministerpräsidentin
Giorgia Meloni, italienische Ministerpräsidentin (Bild: Alexandros Michailidis | Shutterstock)

Beispiel Italien: Der Staat braucht Geld – deshalb will das Kabinett von Giorgia Meloni den Steuersatz auf Krypto-Gewinne von 26 auf 42 Prozent erhöhen.

Hohe Steuern auf Krypto-Gewinne sind für Länder zweifellos eine verlockende Möglichkeit, frisches Geld in die leeren Staatskassen zu spülen. Oder auch, um Staatsschulden abzubauen.

Diese Geldquelle hat auch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni entdeckt. Bis Ende 2022 waren die Gewinne für kleinere Anlegerinnen und Anleger steuerfrei, erst über 51'000 Euro hat sich der Staat eingelinkt.

Seit Anfang 2023 müssen in Italien auf Kapitalgewinne 26 Prozent Steuern an den Staat abgeliefert werden, die Freigrenze ist auf 2'000 Euro heruntergesetzt worden. Dadurch hat sich Italien steuerlich im oberen Mittelfeld der Krypto-Steuerbelastungen positioniert.

Der Staat braucht jedoch mehr Geld, um den Staatshaushalt zu finanzieren – deshalb kommt's jetzt knüppeldick für die italienische Krypto-Community.

Die erst seit kurzer Zeit aktivierte Geldquelle soll jetzt noch stärker sprudeln, Melonis Kabinett will ab 2025 den Steuersatz fast verdoppeln und auf 42 Prozent heraufsetzen. Mit diesem Schritt katapultiert sich Italien in die Liga der unattraktiven Hochsteuerländer im Kryptobereich.

Der stellvertretende Wirtschaftsminister Maurizio Leo bezeichnet den drastischen Schritt als notwendige Massnahme, um die staatlichen Einnahmen zu erhöhen. Die hohe Staatsverschuldung und die laufenden Ausgaben mögen ihm recht geben, neu geschaffene Realitäten könnten ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung machen.

Der Steuerschuss könnte nach hinten losgehen

Kurzfristig geht der Plan möglicherweise auf. In Anbetracht der steigenden Rekordkurse sind satte Einnahmen für die italienische Staatskasse zu erwarten. Immer vorausgesetzt, Anlegerinnen und Anleger bleiben ihrem Heimantland treu und verkaufen ihre Krypto-Bestände in Italien.

Vielleicht tun sie jedoch genau das nicht, weil sie nicht knapp die Hälfte ihrer Gewinne an den Staat abliefern möchten. Ergo geschehen möglicherweise Dinge, die nicht im Interesse des Staates liegen und die sich längerfristig als Verlustgeschäft erweisen könnten.

Die Anzahl der Personen in Italien, die Kryptowährungen in ihren Portfolios halten, hat sich innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt. Waren es 2022 erst 8 Prozent, sind es inzwischen 18 Prozent, Tendenz weiterhin steigend. Ein Teil dieser Anlegerinnen und Anleger wird sich jetzt überlegen, wie sie ihre Wallets, vielleicht auch sich selbst oder beides ausser Landes bringen können.

Ältere Menschen mit Kryptovermögen (die Zahl der Krypto-Senioren ist am Wachsen), die nach ihrer Frühpensionierung im Süden leben möchten, werden Italien von der Liste ihrer Wunschdestinationen streichen. Länder wie Malta, Portugal oder Zypern gehören zu den Alternativen oder auch Länder wie Griechenland, die sehr moderat besteuern. Auch in Übersee ist die Auswahl an kryptofreundlichen Steuerländern eher gross.

Generell kann die Abwanderung von jungen Menschen und von Kapital zunehmen, was dem ohnehin abwanderungsgeplagten Italien die Zukunft verbaut und Steuereinnahmen auf Dauer entzieht.

Zudem werden auch Startups oder Krypto-FinTechs und ihre Investoren einen Bogen um Italien machen. 

Wie halten es andere Länder mit der Besteuerung von Krypto-Gewinnen?

Die Regelungen sind sehr unterschiedlich. Generell lässt sich festhalten: Länder, die Investoren, junge Menschen, Unternehmen und Startups oder Krypto-Unternehmen anziehen möchten, sind in ihren Regelungen meistens moderat bis steuerfrei.

Zu Letzteren gehören zum Beispiel Malta, Portugal und Zypern, in Übersee zum Beispiel Bahamas, Singapur und Thailand. Unterschiede gibt es auch in diesen Ländern oftmals zwischen privaten Anlegern mit langen Haltefristen und Daytradern. 

Die USA gehören (noch) nicht zu den steuergünstigen Staaten im Bereich Krypto. In der Regel kommt der Einkommens-Steuersatz zur Anwendung, allerdings auch hier je nach Haltedauer der Assets. In den USA bleiben Überraschungen möglich. Donald Trump hat sich als Bitcoin-Präsident positioniert und will die USA zur Bitcoin-Nation machen. Gut möglich, dass sich Trumps ambitionierte Pläne auch in den Steuern niederschlagen werden.

Wie sieht's in der DACH-Region aus?

Deutschland hat eine faire Steuerregelung für private Anlegerinnen und Anleger, ist jedoch kein Paradies für Daytrader. Werden die Assets länger als 12 Monate gehalten oder liegt der jährliche Gewinn unterhalb von 1'000 Euro, bleiben die Gewinne steuerfrei. Bei einer Haltedauer von weniger als 12 Monaten unterliegen die Gewinne der normalen (hohen) Einkommenssteuer.

In Österreich gilt für Gewinne aus dem Handel mit Kryptowährungen ein Steuersatz von 27.5 Prozent. Die Steuer fällt an, sobald Kryptowährungen gegen Fiatgeld getauscht werden.

In der Schweiz werden gehaltene Kryptowerte dem Vermögen zugerechnet und entsprechend (tief) besteuert. Beim Verkauf der Kryptos bleiben die Gewinne jedoch steuerfrei.

Leben im Ausland

Bestehende Regelungen – das gilt für alle Länder – können sich ändern. Das Beispiel von Italien zeigt, dass auch drastische Anpassungen durchgesetzt werden können. Änderungen in andere Richtungen bleiben jedoch ebenfalls möglich – je nachdem, ob ein Land kurzfristig Einnahmen generieren will oder durch Anreize auf langfristig positive Entwicklungen setzt. 

Kryptowährungen sind inzwischen bei vielen Menschen Teil des persönlichen Portfolios, und die Anzahl der Anlegerinnen und Anleger nimmt weiterhin zu. Wer auswandern oder im Ausland gründen möchte, braucht umfassende Informationen über seine Wunschdestination. Steuergesetze und insbesondere die Regelungen für die Besteuerung von Kryptowerten gehören mit dazu.

Ohne diese Informationen bleiben unangenehme Überraschungen möglich und persönliche oder geschäftliche Budgets können ziemlich schnell aus den Fugen geraten.