Notizen vom European Payment Summit

Bild: Marco Vosseler

Zwei ereignisreiche Tage und neue Erkenntnisse am 10. und 11. März 2016 in Brüssel. Wir haben mitgeschrieben und lassen Sie in unsere Notizen schauen.

Relevante Themen rund um den Zahlungsverkehr im Fokus. Präsentationen und engagierte Diskussionen zu Aspekten der Gegenwart und der Zukunft. Zwei Tage mit zahlreichen Referenten und Diskussionsteilnehmern. Marco Vosseler und René Heusser waren für uns mit dabei. Die Notizen in der Zusammenfassung.

Digital Bank – New Vision on Transaction Banking

Speaker
Wim Mijs, CEO European Banking Federation, Brüssel

Wim Mijs ist der Meinung, dass Banken und Fintech in einem gemeinsamen Sandkasten operieren sollten ("playing in the same sandbox").

Und er ist überzeugt, dass Blockchain ein grosses Thema wird – vor allem im Banking, weniger im Zahlungsverkehr.

Blockchain Break-throughts: Sharing the latest Case Studies

Diskussionsteilnehmer
Mark Buitenhek, Global Head Transaction Services bei ING Bank, Amsterdam
Dr. Veronica Lange, Global Head of Innovation bei UBS, Zürich
Dave Birch, Director of Innovation bei Consult Hyperion, London

Dave Birch vergleicht die Blockchain mit der Erfindung der Dampfmaschine. Zunächst begegnet man dem neuen Phänomen mit Angst und Unsicherheit, dann jedoch wird die Technologie die (Finanz-)Industrie grundlegend verändern.

Zudem meint Birch:

«Wir brauchen im Zusammenhang mit Blockchain nicht von Bitcoin zu sprechen. Bitcoin macht nur genau eine Sache mit Blockchain. Und die interessiert niemanden.»

Mark Buitenhek von ING Bank sieht das Potential der Blockchain vor allem in den Bereichen Securities, Financial Markets und Identification.

Dr. Veronica Lange demonstriert in einem Film, wie die UBS in ihrem Lab in London (Level 39) gemeinsam mit Swisscom ein Crypto Loyalty Program auf Blockchain-Technologie umsetzen.

UBS arbeitet konkret an den Themen Identification, KYC (Kenne Deinen Kunden).

Vielversprechend findet Dr. Veronica Lange insbesondere die Kombination von Blockchain und Internet of Things (IoT).

Unlocking the True Value of Data for Payments and Finance

Diskussionsteilnehmer
David Dechamps, Head of Digital Payments, MasterCard Europa
Herco le Fèvre, Gründer Iguacu Payments, Amsterdam
Dave Birch, Director of Innovation bei Consult Hyperion, London

Gemeinsamer Konsens: Big Data hilft, dass Banken ihre Kunden besser kennen, verbessert die Customer Experience, fördert die Kundenbindung und kann sich ertragssteigernd auswirken.

Interessanter Vergleich von Dave Birch: Warum geben Kühe in Israel mehr Milch, im Vergleich zu Kühen derselben Rasse in Neuseeland? In Israel kommen Melkmaschinen zum Einsatz, welche den Zustand und die Befindlichkeit der Kuh im Detail prüfen und in Abhängigkeit von zahlreichen Faktoren wie Tageszeit, Temperatur, Bewegung und mehr den optimalen Melkzeitpunkt festlegen.

Schlussfolgerung von Dechamps: Je besser man seinen Kunden und dessen Bedürfnisse kennt, desto zielgerichteter kann er bedient werden. Leider kennen Banken ihre Kunden nicht und sind bereits heute nicht mehr in der Lage, die ihnen zur Verfügung stehenden Daten zielgerichtet zu nutzen.

Instant Payments & Europe - The Reason Why

Diskussionsteilnehmer
George Evers, Immediate Payments Services Director bei VocaLink, Rickmansworth
Piet Mallekoote, CEO bei Dutch Payments Association, Amsterdam
Bernd Juffermans, Inhaber Bernhard Juffermans Management, Bergen
Arjeh van Oijen, Senior Management Conultant bei IBM Global Business Services, Amsterdam

Einhellige Meinung: Das Errichten der Infrastruktur werden vor allem die Banken bezahlen müssen. Gleichzeitig sollen jedoch auch Erträge generiert werden können. Einerseits geschieht das durch das Halten und Behalten der Kundenbeziehung. Auf der anderen Seite können Value Added Services einen Beitrag leisten. Beispiel: Der Kunde (Zahlungspflichtiger) kann sich den Zeitpunkt der Gutschrift einer Zahlung exakt aussuchen und bezahlt je nach Geschwindigkeit der Zahlungsausführung eine Gebühr.

Bedenken und kritische Betrachtung: Das Instant Payment System muss 24/7 aktiv sein. Insbesondere auch sehr hohe Zahlungsaufkommen muss das System stemmen können und deshalb entsprechend skalierbar sein. Der Weg dahin ist aufwendig: Aus den Erfahrungen in UK weiss man, dass es gut zwei Jahre braucht um das System zu entwickeln und zu integrieren. Ein weiteres Jahr wird für Testing benötigt, bevor der Rollout von Instant oder Faster Payments über die Bühne gehen kann.

Zentrale Frage: Bedeuten Instant Payments das Aus für Kreditkarten? Davon geht aktuell keiner der Diskussionsteilnehmer aus. Die Runde ist jedoch der Meinung, dass Debitkarten-Transaktionen durch Instant Payments massiv Druck geraten könnten.

Keynote EPC

Speaker
Javier Santamaria, Chairman European Payments Council, Brüssel

Javier Santamaria formuliert drei Hauptbotschaften:

  • Banken brauchen unbedingt mehr Innovation im Zahlungsverkehr, Social Networking und darüber hinaus kostengünstige und smarte Technologien.
  • Corporates fordern schon lange mehr Standardisierung im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr.
  • Retailer brauchen ein innovatives Payment System, von dem Retailer und Endkunden profitieren können.

Santamaria vergleicht die proprietären Zahlungsformate mit Dinosauriern, welche unbedingt aussterben müssen, um den Säugetieren Platz zu machen.

Einblick in die aktuellen Vorhaben des EPC präsentiert Santamaria leider nicht.

Mobile Digital Payments: The End for Cards?
New Directions for a messy playing Field

Diskussionsteilnehmer
Bastian Schmidtke, Co-Founder und CPO bei Orderbird, Berlin
David Dechamps, Head of Digital Payments, MasterCard Europa
Zilvinas Bareisis, Senior Analyst bei Celent, London
Michiel Verhaagen, CCO und Member of Executive Board bei Airplus International, Frankfurt

Im Fokus: Browser Payments, In-App-Payments und Mobile Payments am Point of Sale, welche möglichst NFC-basiert und sicher abgewickelt werden können.

Versprechen zur Sicherheit: MasterCard verspricht zukünftige Lösungen mit Tokenization und biometrischen Merkmalen zur Erhöhung der Sicherheit. Neue Lösungen müssen NFC-basiert sein, um bestmögliche User Experience zu gewährleisten.

Bastian Schmidtke vertritt die Ansicht, dass es den heutigen Usern grundsätzlich egal ist, wie sie bezahlen. Die User Experience wird entscheidend sein, damit sich Lösungen voneinander abheben.
Schmidtke sieht auch ein Ziel darin, dass Händler im E-Commerce oder am POS eine möglichst breite Palette an Zahlungsmitteln und Zahlungsverfahren anbieten (müssen).

Forderung nach Transparenz: Was bei den heute verfügbaren Mobile Payment-Lösungen vermisst wird, ist mehr Transparenz – vor allem was die Datenhaltung betrifft. Oftmals ist nicht klar, welche Daten auf dem Smartphone bleiben, welche auf den Servern der Anbieter gespeichert werden und welche Daten eines Zahlvorgangs der Händler bekommt. Mehr Transparenz bedeutet mehr gefühlte Kontrolle und somit grösseres Vertrauen der Anwender in die Lösung.

Korrespondent am Kongress in Brüssel: Marco Vosseler
Redaktion iso-20022.ch: Ruedi Maeder

Links zum Thema

Details zum Kongress: 15th European Payment Summit 2016 in Brüssel

Stichworte im Lexikon: Faster Payments | Instant Payments | Mobile Payments | NFC | Big Data

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